Augen­trop­fen: Gefahr durch Konservierungsstoffe

25.10.2014 | Medizin

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Augen­trop­fen: Gefahr durch Konservierungsstoffe

Die in den meis­ten han­dels­üb­li­chen Augen­trop­fen ent­hal­te­nen Kon­ser­vie­rungs­mit­tel kön­nen – über län­gere Zeit hin­durch ange­wandt – die Augen rei­zen und sogar schä­di­gen. Beson­ders betrof­fen sind Men­schen mit chro­nisch tro­cke­nen Augen, Glau­kom sowie Kon­takt­lin­sen­trä­ger.
Von Verena Ulrich

Die meis­ten han­dels­üb­li­chen Augen­trop­fen, die der Pati­ent län­ger als 24 Stun­den anwen­det, ent­hal­ten Kon­ser­vie­rungs­stoffe, da ansons­ten die Gefahr besteht, dass sich in den Behält­nis­sen Bak­te­rien oder Pilze ver­meh­ren. Außer­dem erleich­tern bestimmte Kon­ser­vie­rungs­mit­tel das Ein­drin­gen von eini­gen Wirk­stof­fen ins Auge. Den­noch sind Kon­ser­vie­rungs­stoffe in Augen­trop­fen bei Exper­ten zuneh­mend umstrit­ten. Wer­den Augen­trop­fen näm­lich über einen län­ge­ren Zeit­raum ange­wen­det, kön­nen die Halt­bar­ma­cher die Augen rei­zen und sogar schä­di­gen. „Der am häu­figs­ten ver­wen­dete Kon­ser­vie­rungs­stoff ist Ben­zal­ko­ni­um­chlo­rid. Wenn man Trop­fen mit Ben­zal­ko­ni­um­chlo­rid häu­fig oder stän­dig anwen­det, kann die Horn­haut emp­find­li­cher wer­den und letzt­lich kann es zu einer Ober­flä­chen­er­kran­kung des Auges kom­men“, erklärt Univ. Prof. Niko­laos Bech­ra­kis, Vor­stand der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Augen­heil­kunde und Opto­me­trie in Inns­bruck, die Pro­ble­ma­tik. Anstatt einen posi­ti­ven Effekt zu erzie­len, kön­nen Augen­trop­fen zu gereiz­ten, tro­cke­nen Augen füh­ren oder tro­ckene Augen wei­ter ver­schlech­tern. Beson­ders betrof­fen sind Pati­en­ten mit chro­nisch tro­cke­nen Augen, Glau­kom oder Kon­takt­lin­sen­trä­ger, da sie Augen­trop­fen über lange Zeit anwen­den.

Alter­na­tive Möglichkeiten

Heute sind Augen­trop­fen mit alter­na­ti­ven Kon­ser­vie­rungs­mit­teln wie bei­spiels­weise Poly­quad erhält­lich; die­ses schä­digt die Ober­flä­che deut­lich weni­ger als Ben­zal­ko­ni­um­chlo­rid. Doch völ­lig risi­ko­frei sind auch alter­na­tive Sub­stan­zen nicht. Der Trend geht ein­deu­tig zu Augen­trop­fen, die gar keine Kon­ser­vie­rungs­stoffe ent­hal­ten. Ange­bo­ten wer­den die kon­ser­vie­rungs­mit­tel­freien Augen­trop­fen in spe­zi­el­len Behält­nis­sen, die ein ste­ri­les Auf­be­wah­ren der Trop­fen ermög­li­chen. Das sind zum Bei­spiel Behält­nisse, die mit ver­sil­ber­ten Stahl­ven­ti­len oder Fil­tern aus­ge­stat­tet sind. Am gän­gigs­ten sind Ein­mal-Oph­tio­len, in denen die Trop­fen in Ein­zel­do­sen abge­füllt sind. „Aller­dings sind der­zeit noch nicht alle Wirk­stoffe kon­ser­vie­rungs­mit­tel­frei erhält­lich. Außer­dem erhö­hen die spe­zi­el­len Dar­rei­chungs­for­men den Kauf­preis und meist wird die­ser nicht von den Kran­ken­kas­sen über­nom­men“, gibt Bech­ra­kis zu bedenken.

Jedoch wirft auch die Appli­ka­tion von kon­ser­vie­rungs­mit­tel­freien Augen­trop­fen Pro­bleme auf. „Viele Pati­en­ten kla­gen bei spe­zi­el­len Pump- und Appli­ka­ti­ons­sys­te­men, dass sich die Prä­pa­rate schlecht ein­trop­fen las­sen und dass die Lösung nicht dort lan­det, wo sie lan­den soll, näm­lich im Bin­de­haut­sack. Vor allem für ältere Pati­en­ten ist das oft ein Pro­blem“, so Univ. Prof. Michael Amon, Vor­stand der Abtei­lung für Augen­heil­kunde am Kran­ken­haus der Barm­her­zi­gen Brü­der in Wien. Gene­rell ist laut den bei­den Exper­ten heute jedoch ein Wech­sel auf alter­na­tive Kon­ser­vie­rungs­mit­tel oder kon­ser­vie­rungs­mit­tel­freie Augen­trop­fen in den meis­ten Fäl­len mög­lich. Aller­dings müs­sen die Vor- und Nach­teile im Ein­zel­fall abge­wo­gen wer­den. „Bei Pati­en­ten mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen – vor allem bei Glau­kom-Pati­en­ten – sollte der Arzt nach Mög­lich­keit Augen­trop­fen ohne Kon­ser­vie­rungs­stoffe wäh­len“, emp­fiehlt Bech­ra­kis. Ledig­lich, wenn kon­ser­vie­rungs­stoff­hal­tige Augen­trop­fen kurz­fris­ti­ger und sel­ten ange­wen­det wer­den, sind sie unbedenklich.

Auf­grund täg­li­cher, stun­den­lan­ger Arbeit am Com­pu­ter oder durch das Tra­gen von Kon­takt­lin­sen kommt es häu­fig zu Kera­to­con­junc­ti­vi­tis sicca. Augen­trop­fen kön­nen leicht Abhilfe schaf­fen, jedoch ist es wich­tig, das rich­tige Prä­pa­rat zu wäh­len. „Der Augen­arzt muss dia­gnos­ti­zie­ren, ob ein Man­gel an wäss­ri­gem, schlei­mi­gen oder fet­ti­gem Anteil im Trä­nen­film die Tro­cken­heit ver­ur­sacht. Nur dann lässt sich das pas­sende Prä­pa­rat ver­schrei­ben“, weiß Amon.

Län­gere Anwen­dung

Die Medi­ka­mente zum Aus­gleich von Tro­cken­heit – vor allem die kon­ser­vie­rungs­mit­tel­freien – kön­nen dann auch über einen län­ge­ren Zeit­raum beden­ken­los ver­wen­det wer­den. Ver­ur­sacht lange, kon­zen­trierte Arbeit am Com­pu­ter das Syn­drom des tro­cke­nen Auges, kön­nen ein­fa­che Tipps und Tricks dem Pati­en­ten bereits hel­fen. „Bei kon­zen­trier­ter Arbeit sinkt die Lid­schlag­fre­quenz und das Auge wird nicht aus­rei­chend mit Trä­nen­film benetzt. Pau­sen und bewuss­tes Schlie­ßen der Augen kann hel­fen, die Tro­cken­heit zu lin­dern“, so Amon. Das Raum­klima kann ebenso Aus­schlag gebend für tro­ckene Augen sein. In kli­ma­ti­sier­ten Räu­men und wäh­rend der Heiz­pe­ri­ode ist die Luft­tro­cken­heit wesent­lich erhöht. Mit Luft­be­feuch­tern kann ver­sucht wer­den, Abhilfe zu schaf­fen. „Die Beleuch­tung muss bei Com­pu­ter­ar­beit so gestal­tet sein, dass es zu kei­nen Refle­xen am Bild­schirm kommt und dass das Licht nicht blen­det. Ideal ist eine seit­li­che Licht­quelle neben dem Bild­schirm“, ergänzt Bechrakis.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2014