Stand­punkt – Vize-Präs. Karl Forst­ner: Zukunft der Medizin

25.03.2013 | Standpunkt

(c) ÄK für Salzburg

Unter dem Motto „Die Zukunft der Medi­zin“ stand ein The­men­block einer Ver­an­stal­tung in Salz­burg, was mich dazu moti­viert hat, daran teil­zu­neh­men. Und was ich hier in den Refe­ra­ten und der Podi­ums-dis­kus­sion zu hören bekam, war sicher­lich nicht falsch. Im Zen­trum der Bot­schaf­ten stan­den die Argu­mente, warum genau das vom jewei­li­gen ärzt­li­chen Refe­ren­ten ver­tre­tene Seg­ment der Medi­zin hin­künf­tig an Bedeu­tung gewin­nen wird – oder zumin­dest gewin­nen sollte.

Die hier zum Aus­druck kom­mende Enge des Blick­win­kels auf eine bes­ten­falls fach­po­li­ti­sche Per­spek­tive könnte man schlicht als einen Man­gel der Mode­ra­tion abtun, aber damit würde man die stan­des­po­li­ti­sche würde man die stan­des­po­li­ti­sche Wirk­lich­keit ausblenden.

Natür­lich muss die Ärz­te­schaft an der fach­li­chen Ent­wick­lung ihrer Dis­zi­pli­nen inter­es­siert sein. Natür­lich wird die Zukunft der Medi­zin von der Inte­gra­tion moder­ner Ansätze wie etwa von indi­vi­dua­li­sier­ten, maß­ge­schnei­der­ten The­ra­pie­an­sät­zen bestimmt sein.

Wer aber die Zukunft der Medi­zin gestal­ten möchte, kann sich nicht auf die­sen Ansatz beschrän­ken. Gesell­schafts­po­li­ti­sche Grund­fra­gen – etwa Res­sour­cen­zu­tei­lun­gen zu durch­aus kon­kur­rie­ren­den Auf­ga­ben­be­rei­chen der Gesell­schaft – müs­sen hier ebenso Erwäh­nung fin­den wie die Frage nach der Stel­lung des Arz­tes in sich ver­än­dern­den und gleich­zei­tig immer kom­ple­xer koope­rie­ren­den Berufswelten.

Die Ent­wick­lung der Medi­zin und damit unmit­tel­bar ver­bun­den auch die Ver­sor­gungs-sicher­heit für die Bevöl­ke­rung in die­sem Land wird aber auch davon abhän­gen, dass der Anspruch, Fami­lie und Beruf in Ein­klang zu brin­gen, im ärzt­li­chen Berufs­bild zufrie­den-stel­lend gelöst wird. Bei einem Frau­en­an­teil von knapp 60 Pro­zent unter Jung­ärz­ten ist das sicher­lich kein from­mer Wunsch, son­dern eine exis­ten­ti­elle Frage der Ver­sor­gungs-sicher­heit. Die Qua­li­tät der ärzt­li­chen Aus­bil­dung und nicht nur ihre zeit­li­che Neu- model­lie­rung wird ebenso die Zukunft der Medi­zin bestim­men wie moderne und auch attrak­tive Kooperationsmodelle.

Die Liste all der Para­me­ter, wel­che die Medi­zin in Zukunft bestim­men wer­den, ist sicher nicht voll­stän­dig. Die Ärzte wer­den sich mit die­sen Her­aus­for­de­run­gen aus­ein­an­der­set­zen müs­sen. Aber auch die Poli­tik wäre gut bera­ten, diese Punkte auf­zu­grei­fen und kon­struk­tive Vor­schläge einzubringen.

Dass sich die Medi­zin wei­ter­ent­wi­ckelt, ist sicher; die Zukunft des Ärz­te­stan­des steht außer Frage. Auf dem Spiel steht aber unser Gesund­heits­sys­tem – so, wie es die Bevöl­ke­rung kennt und schätzt. Und darum wird sich die Ärz­te­schaft einem sol­chen Dia­log nicht ver­wei­gern. Denn ohne Ärz­tin­nen und Ärzte wird es nicht gehen.

Karl Forst­ner
Vize-Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Ärztekammer

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2013