Schätze der Ester­házy: Von Per­len und Kanonen

10.09.2013 | Spektrum

Zur Reprä­sen­ta­tion ihres Stan­des und des fürst­li­chen Sta­tus nutzte die Fami­lie Ester­házy sowohl fun­kelnde Per­len als auch ihre reich­hal­tige Waf­fen- und Fah­nen­samm­lung. Frisch restau­riert sind nun die High­lights bei­der Berei­che im Bur­gen­land zu besich­ti­gen.
Von Bar­bara Wakolbinger

Nicht nur auf zahl­rei­chen Por­träts der Fürs­ten­fa­mi­lie Ester­házy sind der auf­wän­dige Schmuck und die Per­len dar­ge­stellt – was auf den Stel­len­wert der wert­vol­len Klein­ode am Fürs­ten­hof hin­weist. Die Fami­lie beschäf­tigte sogar eigene „Per­len­hef­ter“, deren Auf­gabe es war, die Klei­dung mit Gold- und Sil­ber­fä­den sowie Per­len zu besti­cken. Lös­ten sich Per­len vom fürst­li­chen Gewand, waren diese Dienst­bo­ten sofort zur Stelle, um die Kost­bar­kei­ten ein­zu­sam­meln und wie­der anzu­brin­gen. Denn Bro­schen, Arm­bän­der oder Hals­ket­ten waren nicht nur Dekor, son­dern auch Mit­tel der Reprä­sen­ta­tion, das Stand und Sta­tus aus­drückte – daher durfte der Schmuck zwar getra­gen und ver­borgt, aber nie­mals ver­kauft werden.

Mehr als drei Jahre lang wur­den die schöns­ten baro­cken Schmuck­stü­cke der Fami­lie Ester­házy restau­riert – nun sind sie in fri­schem Glanz im Schloss Ester­házy in Eisen­stadt zu bewun­dern. Ein Groß­teil der Esterházy’schen Schatz­kam­mer befin­det sich heute in unga­ri­schen Museen, kost­bare und sel­tene Ein­zel­stü­cke blie­ben jedoch in Öster­reich zurück. „Das lag oft an feh­len­den Stei­nen oder ande­ren Män­geln“, erklärt Kura­tor Flo­rian Bayer. In Hand­ar­beit wur­den daher Steine und Per­len ersetzt, neu geschlif­fen oder in Fas­sun­gen ein­ge­bet­tet, die Metall­teile poliert und feh­lende Teile ersetzt. „Dabei war die his­to­ri­sche Ori­gi­na­li­tät unser höchs­tes Gebot“, sagt Bayer. Das stellte sich als gar nicht so ein­fach her­aus, denn die Schmuck­stü­cke stam­men haupt­säch­lich aus dem 17. Jahr­hun­dert. Anhand von Ori­gi­nal­do­ku­men­ten wie Inven­ta­ren oder Kor­re­spon­den­zen, Por­träts und his­to­ri­schen Zeich­nun­gen näherte man sich dem Urzu­stand lang­sam an.

Um auch dem Besu­cher einen Ein­druck von den baro­cken Prunk­ge­wän­dern zu geben, sind die restau­rier­ten Schmuck­stü­cke neben den Por­träts und Zeich­nun­gen aus­ge­stellt, auf denen sie getra­gen wer­den. Ein­drucks­voll demons­triert das etwa ein Gemälde von Eva Thö­köly, der zwei­ten Ehe­frau von Fürst Paul Ester­házy: In ein gro­ßes Brust­stück in Schlei­fen­form konn­ten nach Belie­ben wei­tere Anhän­ger ein­ge­hakt wer­den, so dass es vom Dekol­leté bis zum Bauch glit­zerte und fun­kelte. Fixiert wurde der Schmuck an der Klei­dung. Auch große Ohr­ge­hänge, Gür­tel­be­sätze oder Bro­schen, die zur Raf­fung der Ärmel dien­ten, waren beliebt. Ins­ge­samt konnte das Gewicht des Schmuck­be­hangs einer Fürs­tin meh­rere Kilo­gramm betra­gen. Aber selbst bei rei­chem Behang konnte nicht die gesamte Samm­lung gleich­zei­tig aus­ge­führt wer­den. Was nicht getra­gen wurde, fand in der Schatz­kam­mer Platz. Davon zeu­gen in der Aus­stel­lung vor allem reich geschmückte Fut­te­rale und Etuis. „Von der Haar­na­del über Perl­schnüre bis hin zu Arm­bän­dern: In den fürst­li­chen Scha­tul­len fan­den oft ganze Schmuck­gar­ni­tu­ren Platz“, schil­dert Bayer.

Explo­si­ves Gut

Ganz andere Kost­bar­kei­ten aus den Bestän­den der Fami­lie Ester­házy gibt es in der Burg Forch­ten­stein zu sehen: Prunk­sä­bel, Lun­ten­schloss­ge­wehre und ein­zig­ar­tige Glas­hand­gra­na­ten dien­ten der Ver­tei­di­gung, waren aber gleich­zei­tig auch begehr­tes Beute- und Samm­ler­gut. In ihrem „Boll­werk“ sam­melte die Fürs­ten­fa­mi­lie einen der umfang­reichs­ten pri­va­ten Zeug­haus­be­stände Euro­pas. Expo­nate aus drei Jahr­hun­der­ten kann man nun in der Aus­stel­lung „Gra­na­ten, Fah­nen, Gre­na­diere“ ent­de­cken. Beson­ders gefähr­lich für Feind – und auf­grund der hohen Reich­weite auch für den Wer­fer selbst – waren etwa Glas­gra­na­ten. Mit Schwarz­pul­ver gefüllt, war­fen mutige Gre­na­diere sie auf den Feind. Der stammte zu die­ser Zeit meist aus dem Osma­ni­schen Reich, gegen das die Habs­bur­ger gleich meh­rere Feld­züge führ­ten. Auch nach die­sen Angrif­fen blieb man für den Fall der Fälle gerüs­tet – tat­säch­lich ver­tei­di­gen muss­ten sich die Ester­há­zys auf Forch­ten­stein jedoch nie.

Den­noch waren diese Aus­ein­an­der­set­zun­gen Motor für die rasante Ent­wick­lung der Waf­fen­tech­nik: Von Säbeln wech­selte man rasch zu Rad­schloss­pis­to­len oder Kara­bi­nern. Auch die Köpfe der Erfin­der rauch­ten: Davon zeugt in der Aus­stel­lung bei­spiels­weise ein Kon­struk­ti­ons­plan für einen his­to­ri­schen Rake­ten­wer­fer. Aber auch in Kriegs­an­ge­le­gen­hei­ten durfte nicht auf Reprä­sen­ta­tion ver­zich­tet wer­den. Auf­grund ihrer Ver­bun­den­heit mit den Habs­bur­gern nah­men Ver­tre­ter der Fürs­ten­fa­mi­lie auch an den Kör­nungs­ze­re­mo­nie der habs­bur­gi­schen Kai­ser teil: Dabei tru­gen
sie auf­wän­dig deko­rierte, bemalte und bestickte Fah­nen aus edlen Stof­fen. Diese sind nun zum ers­ten Mal seit drei Jahr­hun­der­ten wie­der aus­ge­stellt – dar­un­ter etwa die älteste erhal­tene ori­gi­nale unga­ri­sche Krö­nungs­fahne, aber auch die älteste erhal­tene Lan­des­fahne Kroa­ti­ens oder die ser­bi­sche Krö­nungs­fahne. Abge­run­det wird die Aus­stel­lung durch aller­hand his­to­ri­sches Kriegs­zu­be­hör: So sind unter ande­rem mehr als 500 Husa­ren-Säbel­ta­schen aus napo­leo­ni­scher Zeit ebenso zu sehen wie Mann­schafts­zelte – mit den blu­ti­gen Spu­ren der Erbeu­tung – oder die Füsi­lier­müt­zen der Infanterie.

Was, Wann, Wo:

„Baro­cker Schmuck der Fürs­ten Ester­házy“
8. Mai bis 11. Novem­ber 2013
Schloss Ester­házy
Ester­há­zy­platz 1
Eisen­stadt

„Gra­na­ten, Fah­nen, Gre­na­diere“
15. März bis 31. Okto­ber 2013
Burg Forch­ten­stein
Melinda-Ester­házy-Platz 1
Forch­ten­stein
http://esterhazy.at/

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 17 /​10.09.2013