Ordi­na­ti­ons-Eva­lu­ie­rung: Noch mehr Stichproben

10.11.2013 | Politik

Der­zeit läuft – in meh­re­ren Wel­len – der zweite Zyklus der ÖQMed-Eva­lu­ie­run­gen. Abge­schlos­sen ist sie in Nie­der­ös­ter­reich, Vor­arl­berg, Salz­burg und der Stei­er­mark; dem­nächst fol­gen Tirol, Kärn­ten und das Bur­gen­land. Im Ver­gleich zum ers­ten Zyklus wer­den fast dop­pelt so viele Ordi­na­tio­nen im Zuge der stich­pro­ben­ar­ti­gen Kon­trolle über­prüft. Von Bar­bara Wakolbinger

Die zweite Eva­lu­ie­rungs­welle ist bei­nahe abge­schlos­sen und läuft „sehr, sehr gut“, wie die Geschäfts­füh­re­rin der ÖQMed (Öster­rei­chi­sche Gesell­schaft für Qua­li­täts­si­che­rung und Qua­li­täts­ma­nage­ment in der Medi­zin), Esther Tha­ler, betont. Ins­ge­samt wur­den inzwi­schen 7.911 Ordi­na­tio­nen in Nie­der­ös­ter­reich, Vor­arl­berg, Salz­burg und der Stei­er­mark erfolg­reich zer­ti­fi­ziert. „Sehr unter­stüt­zend waren in die­sem Pro­zess auch die jewei­li­gen Lan­des­ärz­te­kam­mern, die unsere Arbeit sehr eng beglei­tet und sehr viel Auf­klä­rung geleis­tet haben“, schil­dert Tha­ler. Auf­klä­rung im Vor­feld stand auch im Mit­tel­punkt der zwei­ten Welle: Zahl­rei­che Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen gin­gen der tat­säch­li­chen Eva­lu­ie­rung vor­aus. „Das ist auf reges Inter­esse bei den Ärz­ten gesto­ßen. Viele haben sich dann gleich an die Män­gel­be­he­bung in der Ordi­na­tion gemacht. Des­halb haben wir jetzt auch eine viel gerin­gere Rate an Män­gel­be­he­bungs­auf­trä­gen als beim ers­ten gesamt­ös­ter­rei­chi­schen Durch­gang in den Jah­ren 2006 bis 2011“, berich­tet die ÖQMed-Geschäfts­füh­re­rin. Die häu­figs­ten Pro­bleme stell­ten das Not­fall­ma­nage­ment in der Ordi­na­tion und die sicher­heits­tech­ni­schen Über­prü­fun­gen der Medi­zin­pro­dukte dar – Dinge, die sich leicht nach­ho­len und ver­bes­sern lassen.

Neben der Selbst­eva­lu­ie­rung, die alle Ärzte mit­tels Fra­ge­bo­gen inner­halb von vier Wochen nach Über­mitt­lung durch­füh­ren müs­sen, stat­ten die Exper­ten der ÖQMed mit­tels Soft­ware zufäl­lig aus­ge­wähl­ten sie­ben Pro­zent der Ordi­na­tio­nen – bis­her ins­ge­samt 372 – einen Rou­ti­ne­be­such ab. Neben der Pati­en­ten­ver­sor­gung, der Erreich­bar­keit und den Räum­lich­kei­ten wer­den dabei auch die Hygiene, die Not­fall­aus­stat­tung und die Pati­en­ten­si­cher­heit kon­trol­liert. Zum Ver­gleich: Im ers­ten Eva­lu­ie­rungs­zy­klus wur­den nur 4,2 Pro­zent der Ordi­na­tio­nen für die rou­ti­ne­mä­ßi­gen Kon­trol­len ausgewählt.

Zusätz­lich führt die ÖQMed außer­or­dent­li­che Ordi­na­ti­ons­be­su­che durch – etwa wenn eine Lan­des­ärz­te­kam­mer, die Pati­en­ten­an­walt­schaft oder eine Gesund­heits­be­hörde einen begrün­de­ten Antrag stel­len. 2013 zählt die ÖQMed bereits 40 sol­cher außer­or­dent­li­chen Vor-Ort-Besu­che. „Wir ver­zeich­nen dies­mal eine beson­ders hohe Com­pli­ance bei allen Ordi­na­ti­ons­kon­trol­len. Die Ärzte sind zu einem sehr gro­ßen Teil sehr bemüht und enga­giert“, berich­tet die Geschäfts­füh­re­rin der ÖQMed. Sie führt das vor allem auf die bes­sere Infor­ma­tion und Auf­klä­rung zurück. Wei­gert sich ein Arzt jedoch, den Exper­ten Zutritt zur Ordi­na­tion zu gewäh­ren oder die fest­ge­stell­ten Män­gel zu behe­ben oder er tätigt bewusst fal­sche Anga­ben, erfolgt eine Anzeige beim Dis­zi­pli­nar­an­walt. „Frü­her hat­ten wir 19 Fälle in sechs Jah­ren, in die­sem Jahr sind es bereits 17 Anzei­gen. Da sind wir viel stren­ger gewor­den“, sagt Tha­ler. Die Sta­tis­tik weist auch vier Mel­dun­gen an die Gesund­heits­be­hörde auf: Hier bestand auf­grund der hygie­ni­schen Umstände oder ande­rer gro­ber Miss­stände Ver­dacht auf Gefahr in Ver­zug. „Wenn eine Pati­en­ten­be­hand­lung nicht mehr ver­tre­ten wer­den kann, machen wir eine Mel­dung an die Bezirks­ver­wal­tungs­be­hörde. Diese unter­zieht die Ordi­na­tion dann einer wei­te­ren Unter­su­chung und beur­teilt die Gege­ben­hei­ten. Kommt sie zum Schluss, dass tat­säch­lich Gefahr im Ver­zug ist, wird die Ordi­na­tion behörd­lich geschlos­sen“, erklärt Thaler.

Dritte Welle in Vorbereitung

Im Jän­ner 2014 wer­den die nächs­ten Briefe mit den Pass­wor­ten für den Zugang zur Selbst­eva­lu­ie­rung ver­sandt – dies­mal gehen sie an die Ärzte in Tirol, Kärn­ten und dem Bur­gen­land. Doch obwohl die dritte Welle bald star­tet, gibt es noch einige Nach­züg­ler aus den ers­ten bei­den Eva­lu­ie­rungs­wel­len. Rund 430 Ordi­na­tio­nen befin­den sich noch mit­ten im Pro­zess – das liegt laut Tha­ler vor allem an län­ge­ren Aus­lands­auf­ent­hal­ten, Sab­ba­ti­cals und Karen­zen. Bei wei­te­ren 450 Ärz­ten wurde die Unter­su­chung sogar völ­lig abge­bro­chen, weil die Ordi­na­tion inzwi­schen geschlos­sen wurde, der Arzt in Pen­sion gegan­gen oder über­sie­delt ist. Grund­sätz­lich läuft die Eva­lu­ie­rung jedoch gut – so gut, dass für die dritte Runde kei­ner­lei Ände­run­gen im Ver­fah­ren vor­ge­se­hen sind.

Wei­tere Eva­lu­ie­rungs­ter­mine

Ers­tes Quar­tal 2014:

Bur­gen­land, Kärn­ten, Tirol

Ers­tes Quar­tal 2015:
Wien

2016:
Ober­ös­ter­reich und Sam­mel­welle
zu allen neu eröff­ne­ten Ordinationen

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 21 /​10.11.2013