Brust­krebs-Früh­erken­nungs­pro­gramm: Start-Stopp

10.11.2013 | Politik

Bereits zum zwei­ten Mal musste der Start für das neue Mam­mo­gra­phie-Scree­ning ver­scho­ben wer­den. In sie­ben Bun­des­län­dern konnte eine Eini­gung zwi­schen den Ärz­te­kam­mern und den GKK erzielt wer­den. Woran es wirk­lich liegt, dass in der Stei­er­mark und in Wien bis­lang keine Eini­gung erzielt wer­den konnte, hat die ÖÄZ recher­chiert.
Von Marion Huber

War­ten“ heißt es in Sachen öster­reich­wei­tes Brust­krebs-Früh­erken­nungs­pro­gramm; zum zwei­ten Mal ist der Start nun bereits ver­scho­ben. Frü­hest­mög­li­cher nächs­ter Start­ter­min ist laut Haupt­ver­band der Sozi­al­ver­si­che­rungs­trä­ger das 1. Quar­tal 2014. Schon der Start Anfang 2013 konnte nicht rea­li­siert wer­den; damals war die Finan­zie­rung nicht gesi­chert. Jetzt hat auch der Ter­min im Herbst die­ses Jah­res nicht gehal­ten. Warum? In Wien und der Stei­er­mark konn­ten Ärz­te­kam­mern und Gebiets­kran­ken­kas­sen keine Eini­gung erzie­len. „In der Stei­er­mark ist es pri­mär eine Frage des Tarifs. In Wien gibt es einen unmit­tel­ba­ren Zusam­men­hang mit den Gesamt­ver­trags­ver­hand­lun­gen“, erklärt Johan­nes Stein­hart, Obmann der Bun­des­ku­rie nie­der­ge­las­sene Ärzte und auch Obmann der Kurie nie­der­ge­las­sene Ärzte der Ärz­te­kam­mer Wien.

„Bedau­er­lich“ – das sagt Univ. Doz. Franz Früh­wald, Obmann der Bun­des­fach­gruppe Radio­lo­gie der ÖÄK, zur neu­er­li­chen Ver­schie­bung. Und wei­ter: „Aber auf der ande­ren Seite ist klar, dass die Kran­ken­kas­sen und die Lan­des­ärz­te­kam­mern durch ent­spre­chende Abma­chun­gen die Grund­la­gen berei­ten müs­sen. Und das ist nicht über­all recht­zei­tig geschehen.“

„Ver­wei­gert“ sich die Ärz­te­kam­mer und will damit „völ­lig über­zo­gene For­de­run­gen durch­pres­sen“ – wie es die Gebiets­kran­ken­kasse for­mu­lierte? „Lächer­lich“, ent­geg­net ÖÄK-Prä­si­dent Artur Wech­sel­ber­ger. Denn „schließ­lich haben die Ärzte enorme Vor­leis­tun­gen erbracht“ – indem sie etwa in neue Rönt­gen­ge­räte inves­tiert und an Schu­lun­gen teil­ge­nom­men hät­ten. Auch für Stein­hart ist es eine klare Sache: Schon bei Unter­zeich­nung des 2. Zusatz­pro­to­kolls zum Vor­sor­ge­un­ter­su­chungs-Gesamt­ver­trag im Jahr 2012 sei völ­lig klar – und auch so ver­ein­bart – gewe­sen, dass es noch spe­zi­fi­sche Rege­lun­gen und Ver­ein­ba­run­gen auf Lan­des­ebene brau­che. „Dar­auf konnte man sich in sie­ben Bun­des­län­dern prin­zi­pi­ell ver­stän­di­gen und in zwei eben bis dato noch nicht“, sagt er. Man müsse sich schon die Frage stel­len, warum etwa die Stei­er­mär­ki­sche GKK der Mei­nung sei, dass eine Mam­mo­gra­phie in der Stei­er­mark um über zehn Euro weni­ger kos­ten solle als im übri­gen Öster­reich. Genau die­sen Punkt kri­ti­siert auch Wech­sel­ber­ger: „Es ist logisch nicht nach­voll­zieh­bar, dass gerade eine so stan­dar­di­sierte Leis­tung wie die Mam­mo­gra­phie der­art unter­schied­lich hono­riert wer­den sollte.“

Wäh­rend näm­lich öster­reich­weit durch­schnitt­lich 80 bis 100 Euro pro Mam­mo­gra­phie gezahlt wür­den, habe die Stei­er­mär­ki­sche GKK den Ärz­ten eine Erhö­hung des bis­he­ri­gen Tarifs (71 Euro) um fünf Euro ange­bo­ten, schil­dert der Vize­prä­si­dent und Obmann der Kurie nie­der­ge­las­sene Ärzte der Ärz­te­kam­mer Stei­er­mark, Jörg Garz­a­rolli. Die stei­ri­sche Ärz­te­kam­mer for­dert das Dop­pelte: „Das unterste Level in der Bezah­lung sollte doch min­des­tens auch für die stei­ri­schen Radio­lo­gen gel­ten.“ Denn: Stei­re­rin­nen seien schließ­lich nicht weni­ger wert als die Frauen in ande­ren Bun­des­län­dern, „sie bezah­len ja auch nicht weni­ger Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­träge“, argu­men­tiert Garzarolli.

Was Wien anbe­langt, habe die zustän­dige Lan­des-Ärz­te­kam­mer schon vor einem Jahr dar­auf gedrängt, die Ver­hand­lun­gen zum Brust­krebs-Früh­erken­nungs­pro­gramm recht­zei­tig zu begin­nen, betont Stein­hart. Weil nicht nur die Gruppe der Radio­lo­gen ein­be­zo­gen wer­den müsse, son­dern auch Gynä­ko­lo­gen und All­ge­mein­me­di­zi­ner, „gibt es von Sei­ten der Ärz­te­kam­mer einen Ver­trags­ab­schluss nur im Gesamt­pa­ket“, macht er unmiss­ver­ständ­lich klar. Zwar habe die Ärz­te­kam­mer der Wie­ner GKK ein Ange­bot vor­ge­legt, das für 2013 und 2014 über alle Ärz­te­grup­pen hin­weg eine Hono­rar­stei­ge­rung weit unter der Infla­ti­ons­rate vor­ge­se­hen hätte; die­ses wurde jedoch von der GKK abge­lehnt. Die Ver­hand­lun­gen sto­cken; Eini­gung gibt es bis dato keine.

Kom­pro­miss­be­reit­schaft gefordert

Was muss pas­sie­ren, damit das Pro­gramm nun end­lich auf Schiene kommt? „Die WGKK muss bereit sein, einen Kom­pro­miss zu schlie­ßen und nicht län­ger stur auf ihren Maxi­mal­for­de­run­gen behar­ren. Wenn diese Hür­den aus dem Weg geräumt sind, kann das Pro­gramm umge­hend star­ten“, sagt Steinhart.

Und die Radio­lo­gen? Die sind vor­be­rei­tet und „jeder­zeit in der Lage, das Pro­gramm umzu­set­zen“, bringt Früh­wald es auf den Punkt. „Ich plä­diere dafür, dass – wenn es kommt –, es jeden­falls in einer ver­nünf­ti­gen Art und Weise beginnt, indem alle recht­zei­tig infor­miert sind“, so Früh­wald. Alle Unter­la­gen, die dazu not­wen­dig sind, seien aus­ge­ar­bei­tet und man werde sie – hof­fent­lich zeit­ge­recht – aus­schi­cken kön­nen. Wenn nicht, erzeuge man die­selbe Pro­ble­ma­tik wie beim ver­such­ten Start Anfang Okto­ber 2013, erklärt er: „Ich glaube nicht, dass man sich leis­ten kann und soll, dass es wie­der in Impro­vi­sa­tion ausartet.“

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 21 /​10.11.2013