Arbeitszeiten von angestellten Ärzten: Maximal 25 Stunden

25.05.2013 | Politik

Die Bundeskurie angestellte Ärzte in der ÖÄK fordert eine Begrenzung von durchgehenden Diensten auf maximal 25 Stunden. Eine Umsetzung dieses Vorhabens ist kostenneutral möglich, doch es geschieht nichts: Eine Blockade durch Oberösterreich und Niederösterreich ist vorprogrammiert.Von Agnes M. Mühlgassner

Völlig einig ist sich die Spitze der Kurie der angestellten Ärzte Harald Mayer (Bundeskurienobmann), Karlheinz Kornhäusl und Dieter Kölle (stellvertretende Kurienobleute): 25 Stunden Dienst am Stück sind genug – wie sie kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien erklärten.

So hätte etwa eine Studie der Universität Innsbruck 2009 ergeben, dass man – arbeitet man 25 Stunden durchgehend – sich in einem Zustand befindet, als hätte man 0,8 Promille Alkohol im Blut, wie Mayer ausführte. „Aber meines Wissens gilt in den Krankenanstaltsordnungen 0,0 Promille“, so der Kurienobmann. Ein weiteres Argument, das Mayer ins Treffen führt: Eine Studie hätte ergeben, dass eine Umstrukturierung der Dienstzeiten hin zu einer Maximaldienstdauer von 25 Stunden auch ohne finanziellen Mehrbedarf möglich sei. Umso mehr ist es daher für Mayer „unverständlich“, dass es aus mindestens zwei Bundesländern Widerstand gegen eine solche Regelung gibt, und zwar aus Oberösterreich und Niederösterreich. „Das ist auch der Grund dafür, wieso der Minister eine entsprechende Gesetzesnovelle nicht in Begutachtung schickt.“ Denn diese beiden Bundesländer würden vermutlich den Konsultationsmechanismus in Gang setzen, weil sie durch diese Regelung Mehrkosten befürchten.

Turnusärztevertreter Kornhäusl betonte, dass in zwei Drittel der Fälle „die Jüngsten im System“ von den überlangen Arbeitszeiten betroffen sind. Dies hätten Untersuchungen des Kontrollamts der Gemeinde Wien zu Jahresbeginn ergeben. „Und diese Ergebnisse kann man 1:1 auf die restlichen Bundesländer in Österreich umlegen.“ Bestätigt würde dies auch durch die aktuell laufende Turnusärzte-Evaluierung. Denn auch hier zeige sich, dass Überschreitungen der maximalen Dienstzeiten „an der Tagesordnung stehen“. Was zur Folge habe, dass „die Balance zwischen Arbeit und Freizeit nicht mehr gegeben ist“, sagt Kornhäusl. Als „besonders belastend“ erweise sich in diesem Zusammenhang die mangelnde Erfahrung. Und nach einem 49-Stunden-Doppel-Wochenenddienst steige die Fehleranfälligkeit besonders bei Turnusärzten stark an. Der Turnusärztevertreter weiter: „Eine Studie der Uniklinik für Psychiatrie in Graz hat ergeben, dass besonders die jungen Ärztinnen und Ärzte Burnout-gefährdet sind. Mehr als jeder zweite Spitalsarzt befindet sich in einer Stufe des Burnout.“

Was ist zu tun? Kornhäusl dazu: „Die Krankenhausträger und auch die Politik sind gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um den Standort attraktiv zu machen.“

Dieter Kölle – er leitet die Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Krankenhaus Schwaz in Tirol – machte darauf aufmerksam, dass sich speziell leitende Ärzte in einer „unguten“ Situation befinden: Der Dienstplan müsse so gestaltet werden, dass ausreichend Personal an der Station anwesend ist und ebenso müsse die Patientensicherheit gewährleistet sein. Dazu komme auch, dass für ältere Kollegen jeder zusätzliche Dienst eine Belastung bedeute. Das hat zur Folge, dass die Burnout-Rate steigt, die Demotivation größer wird und viele Kollegen abwandern. Prognosen zufolge müssen jedoch bis 2030 rund 4.000 Ärzte-Stellen nachbesetzt werden. „Umso wichtiger ist es daher, durch gesetzliche Vorgaben vernünftige Arbeitszeiten zu schaffen, damit die Patientensicherheit gewährleistet ist“, betont Kölle. „Und das geht nur bei entsprechender Personalreserve für Krankenstände und Urlaub.“

Immerhin: In Tirol ist es – nachdem es zunächst „große Widerstände“ gegeben hatte – gelungen, in den meisten Spitälern über Betriebsvereinbarungen eine maximale Dienstdauer von 25 Stunden zu erreichen. „Es ist möglich, das umzusetzen“, so Kölle abschließend.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2013