neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.01.2013 | Medizin


Insult: Fehleinschätzung bei Therapie?

Für das Absterben von Nervenzellen im Gehirn bei einem Schlaganfall sind nicht neutrophile Granulozyten verantwortlich. Bisher war man davon ausgegangen, dass diese nach einem Insult beide Basalmembranen durchdringen können. Forscher der Universität Münster haben nachgewiesen, dass sie in den Blutgefäßen des Gehirns stecken bleiben.
APA

Tbc: neues Medikament zugelassen

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat erstmals seit 50 Jahren ein neues, wegweisendes Medikament zur Bekämpfung von Tuberkulose zugelassen. Sirturo (Wirkstoff Bedaquilin) hätte sich als sicher und effektiv erwiesen, so die Behörde. Die neue Substanz soll vor allem bei Erregern, die gegen herkömmliche Antibiotika resistent sind, helfen.
APA

Hinteres Gehirn erkennt Alter von Gesichtern

Um das Alter eines Menschen anhand seines Gesichts einzuschätzen, werden mehr Regionen im Gehirn aktiviert als bisher bekannt. Wie Forscher aus Deutschland, England und den Niederlanden mithilfe von Kernspintomographien herausfanden, verarbeiten die untere Furche des Schläfenlappens und der untere Scheitellappen Informationen über das menschliche Alter.
APA

Forschung über neurodegenerative Erkrankungen

25 Millionen Euro stellt die Europäische Union im Zuge der Initiative „EU Joint Programme on Neurodegenerative Disease Research“ für die Erforschung von neurodegenerativen Erkrankungen wie M. Alzheimer oder M. Parkinson zur Verfügung. Internationale Forschungskonsortien können sich um Fördermittel bewerben. Österreich beteiligt sich mit 600.000 Euro.
APA

Länger leben trotz Übergewicht

Übergewichtige und Menschen mit einem leichten Hang zur Fettleibigkeit leben länger als Normalgewichtige, Fettleibige hingegen sterben früher. Das zeigte eine Meta-Analyse von 97 Studien weltweit. Das Sterblichkeitsrisiko bei Übergewichtigen ist sechs Prozent niedriger als bei Menschen mit Normalgewicht, bei leichter Fettleibigkeit sind es noch fünf Prozent. Liegt der Body-Mass-Index über 35, steigt das Sterblichkeitsrisiko hingegen um 29 Prozent. Wissenschafter erklären sich diese Ergebnisse vor allem mit den häufigeren ärztlichen Untersuchungen und Behandlungen, denen sich Übergewichtige unterziehen. Außerdem kann bei dicken Menschen der Organismus auf die zusätzlichen Energiereserven zurückgreifen. Die Meta-Studie umfasste fast drei Millionen Probanden, überwiegend aus Nord- und Südamerika, Europa und Asien.
APA/Journal of the Medical American Association

Gängiges Antibiotikum wirkt kaum bei Husten

Ein internationales Forscherteam hat nachgewiesen, dass das bei Atemwegsinfekten häufig verschriebene Amoxicillin weder schneller zur Genesung führt noch die Symptome nennenswert verringert. Das Team um Paul Little von der britischen Universität von Southampton verabreichte für die Studie 2.061 Erwachsenen aus zwölf europäischen Ländern dreimal täglich für sieben Tage entweder das Antibiotikum oder ein Placebo. Die Placebo-Gruppe wies nur minimal mehr Fälle auf, in denen sich ein Symptom verschlimmerte. Die Antibiotika-Gruppe litt dagegen etwas häufiger an Nebenwirkungen wie Durchfall, Ausschlag oder Übelkeit. Auch in der Gruppe der über 60-Jährigen zeigte sich kein relevanter Unterschied bei Länge und Stärke der Symptome. In einem Kommentar zur Studie meinte Philipp Schütz vom Kantonsspital Aarau: „Little und seine Kollegen legen überzeugende Daten vor, die Allgemeinmediziner ermutigen sollten, bei risikoarmen Patienten auf Antibiotika zu verzichten, sofern kein Verdacht auf Lungenentzündung besteht.“
APA/The Lancet

Mehr als 700 Bakterien in der Muttermilch

In Rahmen einer Untersuchung des Colostrums, der ersten Milch, die von der Mutter nach der Geburt produziert wird, haben spanische Forscher herausgefunden, dass diese mehr als 700 verschiedene Bakterien enthalten kann – deutlich mehr als bisher angenommen. Allerdings räumen Maria Carmen Collado vom Institut für Agrochemie und Nahrungstechnologie und Alex Mira vom Forschungszentrum für Öffentliche Gesundheit ein, dass die genaue Zusammensetzung der Bakterien und ihre biologische Rolle noch genau untersucht werden müssen. So konnte etwa noch nicht eruiert werden, ob die Bakterien den Mund des Babys kolonisierten. Laut den Forschern könnte eine der Folgerungen aus diesen Erkenntnissen sein, dass – sollten die Bakterien in der Muttermilch wichtig für die Entwicklung des Immunsystems sein – man diese künftig der Säuglingsnahrung zufügen und so das Risiko von Allergien, Asthma und Autoimmunerkrankungen verringern könnte.
APA/American Journal of Clinical Nutrition

Wechseljahre: Hormone beeinflussen Gedächtnis

Bei Frauen im ersten Jahr nach der Menopause treten Gedächtnisstörungen häufig und intensiv auf. Diese Entwicklung zeichnet sich bereits bei 40- bis 50-Jährigen ab. Wissenschafter von der Rochester Universität in New York konnten einen Zusammenhang zwischen den hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre und Gedächtnis-, Konzentrations- sowie Aufmerksamkeitsschwächen feststellen. Diese waren jedoch mehrheitlich vorübergehend und nicht dauerhaft Besorgnis erregend. Laut den Experten sind sie auch nicht die Konsequenz von körperlichen Begleiterscheinungen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Depressionen oder Angst. Für die Studie wurden 117 Frauen in den Wechseljahren befragt, ärztlich untersucht und regelmäßig in alltäglichen Situationen auf ihre kognitiven Fähigkeiten hin getestet.
APA

Atemtest soll Darmkrebs anzeigen

Forscher der Universität Bari (Italien) haben einen einfachen Atemtest entwickelt, der die Diagnose „Darmkrebs“ in Zukunft wesentlich erleichtern soll. Bei Versuchen lag die „elektronische Nase“ in 75 Prozent der Fälle richtig. Der Atemtest basiert auf dem Verfahren der Chromatographie, bei der Stoffgemische auf ihre Einzelbestandteile überprüft werden. Patienten mit einem Tumor atmen andere flüchtige organische Verbindungen aus als gesunde. Welcher biochemische Prozess dahinter steckt, ist allerdings noch nicht klar. Noch befindet sich das neue Diagnoseinstrument allerdings in einer frühen Entwicklungsphase; getestet wurde nur eine sehr kleine Anzahl an Patienten. Das ist gleichzeitig auch einer der größten Kritikpunkte an der Studie, erklärte die Gastroenterologin Isabelle Nion-Larmurier vom Saint-Antoine-Krankenhaus in Paris: 75 Prozent richtige Diagnosen seien nicht ausreichend. Auch müsse die Testreihe deutlich ausgeweitet werden, um ihre Gültigkeit zu überprüfen.
APA/British Journal of Surgery


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2013