neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.10.2013 | Medizin

Alter ver­schlech­tert Entscheidungsfähigkeit

Bei Men­schen über 65 Jah­ren ver­schlech­tert sich die Ent­schei­dungs­fä­hig­keit: Sie haben zuneh­mend Pro­bleme, Risiko-Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Das ergab eine Stu­die des Teams rund um die Neu­ro­bio­lo­gin Ifat Levy an der Yale School of Medi­cine in den USA. Um die Risi­ko­be­reit­schaft und die Ent­schei­dungs­fä­hig­keit zu tes­ten, lie­ßen die For­scher 135 Men­schen im Alter zwi­schen zwölf und 90 Jah­ren 320 Gewinn- und Ver­lustent­schei­dun­gen tref­fen. Zur Wahl stand jeweils ein garan­tier­ter Gewinn oder die Chance auf einen höhe­ren Gewinn bezie­hungs­weise auf eine Niete. Die Ver­lust-Test­reihe war genauso auf­ge­baut: ent­schie­den wurde zwi­schen einem fixen Ver­lust oder der Chance auf einen höhe­ren oder gar kei­nen Ver­lust. Bei der Gewinn­ent­schei­dung ver­hiel­ten sich die über 65-jäh­ri­gen Pro­ban­den zurück­hal­ten­der: Sie wähl­ten häu­fi­ger den fixen Gewinn. Bei den Ver­lust­tests hin­ge­gen zeig­ten sich die Senio­ren risi­ko­freu­di­ger. Durch diese wider­sprüch­li­che Stra­te­gie ver­lo­ren sie rund 40 Pro­zent mehr als andere Alters­grup­pen. Den Grund für die Ver­schlech­te­rung der Ent­schei­dungs­fä­hig­keit ver­mu­ten die For­scher in der Abnahme der kogni­ti­ven Fähig­kei­ten älte­rer Per­so­nen.
APA/​PNAS

Mala­ria-Bekämp­fung: lang­same Fortschritte

2014 könnte der erste Impf­stoff gegen Mala­ria die Zulas­sung erhal­ten. Der bri­ti­sche Phar­ma­kon­zern Gla­x­oS­mit­h­Kline kün­digte eine Vak­zine an, die in Stu­dien die Zahl der Mala­ria-Fälle bei klei­nen Kin­dern fast hal­biert hat. Immer wie­der waren Impf­stoffe in der Ver­gan­gen­heit geschei­tert, da die gene­ti­sche Diver­si­tät der Plas­mo­dien-Para­si­ten groß ist: Bei Ver­su­chen in Mali zeig­ten frü­here Impf­stoffe nur in drei bis zehn Pro­zent der Fälle Wirk­sam­keit. Pro­ble­ma­tisch ist auch die vor allem in Asien und Latein­ame­rika zuneh­mende Resis­tenz der Plas­mo­dien gegen die der­zeit wirk­sams­ten Medi­ka­mente auf Arte­mi­si­nin-Basis. Die größ­ten Erfolge im Kampf gegen Mala­ria erzielte man in Afrika in den ver­gan­ge­nen Jah­ren durch sai­so­nale Pro­phy­laxe und mit Repell­ents imprä­gnierte Mos­ki­to­netze, was aller­dings zu einer Ände­rung im Stech­ver­hal­ten der Anophe­les-Mücken, die jetzt ver­mehrt im Freien ste­chen, führte. Jähr­lich erkran­ken welt­weit rund 220 Mil­lio­nen Men­schen an Mala­ria, für 660.000 endet die Tro­pen­krank­heit töd­lich.
APA

Schärfs­ter Rönt­gen­strahl der Welt

Mit Hilfe einer eigens ange­fer­tig­ten Spe­zi­al­linse haben Göt­tin­ger For­scher nach eige­nen Anga­ben den schärfs­ten Rönt­gen­strahl der Welt erzeugt. Er hat einen Durch­mes­ser von knapp fünf Nano­me­tern und ist damit 10.000 Mal dün­ner als ein mensch­li­ches Haar. Zum Ein­satz kom­men könnte er bei­spiels­weise in der Mate­ri­al­for­schung, etwa bei der Unter­su­chung von Nano­dräh­ten in Solar­zel­len.
APA/​Optics Express


HIV: War­nung vor Nachlässigkeit

Meh­rere Part­ner und die nach­las­sende Ver­wen­dung von Kon­do­men gefähr­den den welt­wei­ten Kampf gegen HIV, wie die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO) warnte. Zwar geht die Zahl der Neu­in­fek­tio­nen welt­weit zurück; in Ost­eu­ropa, Zen­tral­asien, Nah­ost und Nord­afrika steigt sie aber wei­ter. 2012 infi­zier­ten sich welt­weit 2,3 Mil­lio­nen Men­schen – 70 Pro­zent von ihnen in Län­dern süd­lich der Sahara.
APA

Pso­ria­sis: mög­li­che Ursa­che entdeckt

Ein feh­len­des Pro­tein im Wnt-Signal­weg ver­ur­sacht bei Mäu­sen Pso­ria­sis-ähn­li­che Sym­ptome. mDas Pro­tein ist nor­ma­ler­weise dafür zustän­dig, Wnt-Mole­küle aus der Zelle zu lei­ten, die dann wie­derum zur Pro­duk­tion von Boten­stof­fen füh­ren oder das Zell­wachs­tum anre­gen. Die­ser Signal­weg spielt eine wich­tige Rolle in der Embryo­nal­ent­wick­lung und auch beim Tumor­wachs­tum.
APA

Arryth­mien: sub­ku­tane Kontrolle

Mit einem knapp vier Zen­ti­me­ter lan­gen Gerät, das unter die Haut gespritzt wird, sol­len Herz­rhyth­mus­stö­run­gen künf­tig bes­ser erkannt wer­den. Drei Jahre lang sam­melt der Rekor­der Daten, mit Hilfe derer etwa der The­ra­pie­er­folg über­prüft wer­den kann. Das Lin­zer AKH und das Kran­ken­haus der Eli­sa­be­thi­nen in Linz zäh­len zu den welt­weit fünf Spi­tä­lern, in denen das Gerät getes­tet wird.
APA

Eigene Gefühle stö­ren Empathie-Fähigkeit

Die Empa­thie-Fähig­keit des Men­schen wird vor allem durch seine eige­nen Gefühle gestört: Men­schen ten­die­ren dazu, die eige­nen Emo­tio­nen auf andere zu pro­ji­zie­ren. „Das geht aller­dings nur so lange gut, wie wir uns im glei­chen Zustand befin­den wie unser Gegen­über. Sonst muss das Gehirn gegen­steu­ern und kor­ri­gie­ren“, erklärte Univ. Prof. Claus Lamm vom Insti­tut für Psy­cho­lo­gi­sche Grund­la­gen­for­schung der Uni­ver­si­tät Wien für das inter­na­tio­nale For­scher­team. Den Beweis für den „emo­tio­na­len Ego­zen­tris­mus“ brachte eine Test­reihe, bei der ein Bild mit einem ent­spre­chen­den Berüh­rungs­reiz gekop­pelt wurde – etwa eine Schne­cke und schlei­mig. Danach wur­den die Pro­ban­den auf­ge­for­dert, die Gefühle ihres Gegen­übers ein­zu­ord­nen. Das funk­tio­nierte gut, wenn beide Test­per­so­nen einen posi­ti­ven oder nega­ti­ven Reiz erhiel­ten. Unter­schie­den sich die Reize, sank die Empa­thie. Wer gerade ein Kätz­chen gese­hen und flau­schig gefühlt hatte, bewer­tete das Spin­nen-Schreck­erleb­nis des Gegen­übers als weni­ger schlimm. Die Selbst­wahr­neh­mung wird im Gyros supra­mar­gi­na­lis in der Groß­hirn­rinde von der Wahr­neh­mung ande­rer ent­kop­pelt.
APA/​Journal of Neuroscience

M. Crohn: Ursprung geklärt

In den so genann­ten Pan­eth-Zel­len – spe­zia­li­sierte Darm­epi­thel­zel­len – hat ein inter­na­tio­na­les For­scher­team, dar­un­ter auch Univ. Prof. Arthur Kaser von der Abtei­lung für Gas­tro­en­te­ro­lo­gie und Hepta­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Cam­brigde (Groß­bri­tan­nien) den Aus­gangs­punkt für Mor­bus Crohn im Dünn­darm ent­deckt. Wie die neu­es­ten Unter­su­chun­gen des inter­na­tio­na­len For­scher­teams aus Bos­ton, Cam­bridge, Kiel und Inns­bruck zei­gen, bremst Auto­pha­gie die Ant­wort von Zel­len auf Stress im endo­plas­ma­ti­schen Reti­ku­lum, wo Pro­te­ine rich­tig oder falsch gefal­tet wer­den. Die­ser Stress im endo­plas­ma­ti­schen Reti­ku­lum als Folge der Fehl­fal­tung von Eiwei­ßen fin­det sich sehr häu­fig in Darm­epi­thel­zel­len bei M. Crohn. Die Ver­mu­tung der Wis­sen­schaf­ter: Auto­pha­gie baut ent­zünd­li­che Mem­bra­nen die­ser Zell­or­gane ab; die Ansamm­lung von falsch gefal­te­ten Eiwei­ßen führt dann zur Ent­zün­dung. Sowohl Risiko-Gene als auch Umwelt­fak­to­ren kön­nen dafür ver­ant­wort­lich sein. Von der Ent­de­ckung der erst­mals 1887 vom öster­rei­chi­schen Phy­sio­lo­gen Josef Pan­eth beschrie­be­nen Zel­len erwar­tet sich Kaser „völ­lig neue The­ra­pie-Zugänge“.
APA/​Nature


Mamma-CA: Bestrah­lung der Lymph­kno­ten schützt

Wer­den die Lymph­kno­ten einer Pati­en­tin mit einem Mam­ma­kar­zi­nom zusätz­lich bestrahlt, erhöht sich die Über­le­bens­chance der Betrof­fe­nen signi­fi­kant. In einer euro­pa­wei­ten Stu­die mit mehr als 4.000 Pati­en­tin­nen und 43 betei­lig­ten Zen­tren erhöhte sich das krank­heits­freie Über­le­ben nach einer mitt­le­ren Nach­be­ob­ach­tungs­zeit von 10,9 Jah­ren von 69,1 auf 72,1 Pro­zent; das Über­le­ben ohne Meta­sta­sen von 75 auf 78 Pro­zent. Ins­ge­samt bedeu­tet das eine Stei­ge­rung der Gesamt­über­le­bens­rate von 80,7 auf 82,3 Pro­zent, wie die For­scher um Philip Poort­mans vom nie­der­län­di­schen Ver­bee­ten-Insti­tut in Ams­ter­dam her­aus­fan­den. Frauen, die eine Che­mo­the­ra­pie benö­tig­ten und zusätz­lich auch eine Hor­mon­the­ra­pie erhiel­ten, pro­fi­tier­ten am meis­ten von der Bestrah­lung. Da der Ein­fluss auf die Gesamt­über­le­bens­rate jedoch rela­tiv gering ist, sol­len jetzt Kri­te­rien ent­wor­fen wer­den, die jene Pati­en­tin­nen fil­tern, die am meis­ten von der zusätz­li­chen The­ra­pie pro­fi­tie­ren.
APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2013