neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.06.2013 | Medizin


Schä­del-Hirn-Trauma: akti­ves Erin­nern hilft

Akti­ves Erin­nern stärkt die Gedächt­nis­leis­tung sowohl von Pati­en­ten mit Schä­del-Hirn-Ver­let­zun­gen als auch von gesun­den Pro­ban­den. In einer Stu­die der Uni­ver­si­tät Regens­burg wur­den Men­schen mit kogni­ti­ven Defi­zi­ten Bil­der und Wör­ter mehr­fach gezeigt. Wenn die Teil­neh­mer auf­ge­for­dert wur­den, sich unmit­tel­bar dar­auf an das Gezeigte zu erin­nern, schnit­ten sie bei den Tests am bes­ten ab.
APA

EKG künf­tig via Smartphone

In Zukunft könnte es mög­lich sein, EKG-Mes­sun­gen selbst mit dem Smart­phone durch­zu­füh­ren. Mit der vom fin­ni­schen tech­ni­schen For­schungs­zen­trum VTT ent­wi­ckel­ten App und einem klei­nen Zusatz­ge­rät kön­nen Betrof­fene jeder­zeit Mes­sun­gen vor­neh­men und die Ergeb­nisse per Inter­net oder E‑Mail an ihren Arzt sen­den. Das Gerät soll 2014 auf den Markt kom­men.
APA


2014: neuer HIV-Impfstoff

2014 soll in Afrika ein neuer Impf­stoff gegen das HI-Virus getes­tet wer­den. Es ist eine Wei­ter­ent­wick­lung aus einem Prä­pa­rat, das bei einer Test­reihe in Thai­land eine Immu­ni­sie­rungs­quote von 31 Pro­zent erzielte. Auch ein Impf­stoff auf Basis von zwei beson­ders wirk­sa­men Anti­kör­pern wird wei­ter ver­folgt. Der zuletzt durch­ge­führte kli­ni­sche Ver­such mit Impf­stoff-Pro­ben gegen HIV ist geschei­tert.
APA

Aus­dau­er­trai­ning: Pro­tein identifiziert

Im Zuge eines Aus­dau­er­trai­nings bil­den Mus­keln ver­stärkt das Pro­tein PGC-1al­pha. Das ver­hin­dert die Ansamm­lung von Lak­tat in den Mus­keln und ermög­licht so, über län­gere Zeit mit Hilfe von Sau­er­stoff Ener­gie zu pro­du­zie­ren. For­scher vom Bio­zen­trum der Uni­ver­si­tät Basel haben das durch Ver­su­che mit Mäu­sen, die sie auf dem Lauf­band trai­nie­ren lie­ßen, her­aus­ge­fun­den.
APA/​PNAS

Gestresste Müt­ter: Kin­der wach­sen schneller

Wenn Rot­hörn­chen in gro­ßer Zahl in der freien Natur vor­kom­men, führt dies bei den schwan­ge­ren Weib­chen zur ver­mehr­ten Bil­dung von Glu­ko­kor­ti­ko­iden und dadurch zu einem schnel­le­ren Wachs­tum ihrer Jun­gen nach der Geburt. Nur so haben die Jung­tiere eine bes­sere Chance, den ers­ten Win­ter trotz hoher Kon­kur­renz zu über­ste­hen, wie eine inter­na­tio­nale Stu­die mit Betei­li­gung der Vete­ri­när­me­di­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien ergab. Dabei spiel­ten die For­scher um Ben Dant­zer von der Michi­gan State Uni­ver­sity (USA) schwan­ge­ren Rot­hörn­chen das Geräusch der Revier­mar­kie­rung vor und simu­lier­ten so einen dicht gedräng­ten Lebens­raum. Im Kot der Hörn­chen fan­den sich danach höhere Men­gen an Stress­hor­mo­nen; die Jun­gen wuch­sen trotz glei­chem Nah­rungs­an­ge­bot schnel­ler. Das­selbe galt für Müt­ter, denen die For­scher Stress­hor­mone ins Fut­ter misch­ten. Die Kon­troll­gruppe hörte dage­gen nur Vogel­zwit­schern. Hier war keine Ver­än­de­rung zu bemer­ken. Aller­dings haben die Stress­hor­mone auch Nach­teile: Die schnell gewach­se­nen Rot­hörn­chen wur­den nicht so alt wie ihre nor­mal auf­ge­wach­se­nen Art­ge­nos­sen.
APA/​Science

Gelb­fie­ber: ein­ma­lige Immu­ni­sie­rung reicht

Die WHO (Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion) hat ihre Emp­feh­lung für die Gelb­fie­ber-Imp­fung auf eine ein­ma­lige Immu­ni­sie­rung geän­dert. Bis­her war eine Auf­fri­schung nach zehn Jah­ren emp­foh­len wor­den. Grund für die Ände­rung: Seit Beginn der Gelb­fie­der-Imp­fung wur­den nur zwölf Infek­tio­nen bei bereits Immu­ni­sier­ten regis­triert, alle sind inner­halb der ers­ten fünf Jahre nach der Imp­fung auf­ge­tre­ten. Die für Imp­fun­gen zustän­dige Bera­ter­gruppe der WHO ver­mu­tet, dass der Schutz lebens­läng­lich anhält und die sel­te­nen Impf-Durch­brü­che auf andere Effekte zurück­zu­füh­ren sind. Seit den 1930er-Jah­ren wur­den etwa 600 Mil­lio­nen Dosen des Impf­stof­fes ver­ab­reicht. Gelb­fie­ber ist vor allem in den tro­pi­schen Staa­ten von Afrika und in Süd­ame­rika ver­brei­tet; welt­weit gibt es jähr­lich rund 200.000 Fälle. Die Virus-Infek­tion wird von Mos­ki­tos über­tra­gen; 15 Pro­zent der Infi­zier­ten ent­wi­ckeln eine schwere Erkran­kung, etwa die Hälfte von ihnen stirbt.
APA

Alko­hol­kon­sum in der Puber­tät wirkt nach

Wer bereits in der Puber­tät zum ers­ten Mal Alko­hol trinkt, erhöht das per­sön­li­che Risiko, auch im wei­te­ren Ver­lauf des Lebens mehr und öfter Alko­hol zu kon­su­mie­ren. Die Ergeb­nisse der Wis­sen­schaf­ter unter der Lei­tung von Miriam Schnei­der vom Mann­hei­mer Zen­tral­in­sti­tut für See­li­sche Gesund­heit stam­men unter ande­rem aus einer Lang­zeit­be­ob­ach­tung des Alko­hol­kon­sums von jun­gen Erwach­se­nen. Dabei wurde spe­zi­ell unter­sucht, ob die Jugend­li­chen schon wäh­rend der Puber­tät Alko­hol kon­su­mier­ten. Die Aus­wir­kung auf das Ver­hal­ten im Erwach­se­nen­al­ter füh­ren die For­scher auf das Beloh­nungs­sys­tem im Gehirn zurück. Die­ses ver­än­dert sich wäh­rend der Puber­tät stark und ist in die­ser Phase anfäl­li­ger für Beloh­nun­gen durch Suchtstoffe – was wie­derum Aus­wir­kun­gen auf den Alko­hol­kon­sum im wei­te­ren Leben haben kann. Aller­dings wies Schnei­der dar­auf hin, „dass die meis­ten Teen­ager schon wäh­rend der Puber­tät das erste Mal Alko­hol trin­ken“.
APA


Mul­ti­mo­dal gegen chro­ni­sche Schmerzen

Mit Hilfe von indi­vi­du­ell erstell­ten The­ra­pie­plä­nen und einer mul­ti­mo­da­len Behand­lung lässt sich sowohl der affek­tive als auch der sen­so­ri­sche Schmerz bei chro­ni­schen Schmerz­pa­ti­en­ten deut­lich sen­ken. Das ist das Ergeb­nis des Pro­jekts „Mul­ti­mo­dale Schmerz­the­ra­pie“, das seit 2012 im Zen­trum für Inter­dis­zi­pli­näre Schmerz­the­ra­pie, Onko­lo­gie und Pal­lia­tiv­me­di­zin am Kli­ni­kum Kla­gen­furt umge­setzt wird. Zu Beginn der Behand­lung gaben die Pati­en­ten, die vor allem an Kopf- und Rücken­schmer­zen lit­ten, ihren affek­ti­ven Schmerz im Schnitt mit 35,1 Punk­ten an; bei The­ra­pie­ende lag der Wert bei 22,5 Punk­ten. Der Wert für den sen­so­ri­schen Schmerz fiel von durch­schnitt­lich 22,2 auf 17,8. Die Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung der Pati­en­ten nach dem Pain-Disa­bi­lity-Index (PDI) redu­zierte sich von 29,6 auf 19,7. Auch drei Monate nach Behand­lungs­ende blie­ben die Werte sta­bil oder san­ken wei­ter; ebenso konn­ten Angst­zu­stände und Depres­sio­nen ver­rin­gert wer­den. „Unsere Daten wei­sen dar­auf hin, dass mit der mul­ti­mo­da­len Schmerz­the­ra­pie eine deut­li­che und nach­hal­tige Bes­se­rung der Beschwer­den auf phy­si­scher und psy­chi­scher Ebene zu erzie­len ist“, erklärte Univ. Prof. Rudolf Likar vom Kli­ni­kum Klagenfurt.

Erst­mals mensch­li­che Stamm­zel­len geklont

Mit dem glei­chen Ver­fah­ren, das bereits zum Klon­schaf Dolly führte, ist es For­schern der Ore­gon Health & Sci­ence Uni­ver­sity in Port­land (USA) nach eige­nen Anga­ben erst­mals gelun­gen, mensch­li­che Klon-Embryo­nen her­zu­stel­len und dar­aus Stamm­zel­len zu gewin­nen. Dazu ent­nah­men die Wis­sen­schaf­ter unter der Lei­tung von Shou­krat Mit­a­li­pow Zell­kerne aus Haut­zel­len und pflanz­ten diese einer Eizelle ein, aus der zuvor alle Erb­infor­ma­tion ent­fernt wor­den war. Dar­aus ent­wi­ckelte sich eine Blas­to­zyste, aus der embryo­nale Stamm­zel­len ent­nom­men wer­den konn­ten. Der Vor­teil der geklon­ten Zel­len: Sie kön­nen sich wie nor­male Stamm­zel­len in viele andere Zell­arten ver­wan­deln und etwa Nerven‑, Leber‑, Herz- und andere Zel­len erset­zen. Zusätz­lich ist die Gefahr gering, dass der Kör­per mit eige­ner Erb­infor­ma­tion geschaf­fene Zel­len abstößt. Wenn Univ. Prof. Mar­kus Hengst­schlä­ger vom Insti­tut für medi­zi­ni­sche Gene­tik an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien ein­ge­steht, dass es sich bei die­sem Ver­fah­ren um einen „Durch­bruch in der Grund­la­gen­for­schung“ han­delt, ergänzt er, wonach es wei­ter­hin Befürch­tun­gen gibt, dass diese Zel­len „zu unkon­trol­lier­tem Wachs­tum in der Lage seien“.
APA/​Cell

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 11 /​10.06.2013