neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.06.2013 | Medizin

Hallux-OP: Selbstauflösende Schrauben

Ab sofort kommen im Orthopädischen Spital Speising in Wien bei Hallux-valgus-Operationen selbstauflösende Schrauben aus Milchzucker zum Einsatz. Ihr Vorteil gegenüber konventionellen Metall-Schrauben: Es kann zu keinen Infektionen kommen. Auch bei anderen Fuß-Operationen können diese neuen Schrauben verwendet werden. Speziell Personen mit einer Metall-Allergie profitieren davon.
APA

Föten: Gehirn-MRT möglich

Mit Hilfe der funktionellen MRT können Störungen der Gehirnentwicklung bei Föten in Zukunft bereits pränatal erkennbar sein. Schon früh bilden sich etwa RestingState (Ruhe)-Netzwerke, welche die Grundlage für Denk- und motorische Vorgänge bilden. Sonst im Bereitschaftszustand, kann ihre Aktivität bei Stimulation erhöht werden, was mit Hilfe der MRT sichtbar gemacht werden kann.
APA

Naturgetreue Ohrmuschel gezüchtet

Forscher der ETH Zürich formten anhand einer Silikonform eine Ohrmuschel aus Nanozellulose, einer von bestimmten Bakterien produzierten Substanz. Auf dieses Stützgerüst ließen sie in der Kulturschale Knorpelzellen wachsen. So entstand eine genauere Rekonstruktion des Ohres, als das mit der bisherigen Methode aus Rippenknorpel möglich war.
APA/Journal of the Mechanical Behavior of Biomedical Materials


Cholinesterasehemmer senken Mortalität

Die zur Behandlung von Alzheimer eingesetzten Substanzen senken die Gesamtmortalität um 36 Prozent. Das Risiko für einen Myokardinfarkt wird etwa um 38 Prozent reduziert, wie eine Langzeitbeobachtung von 7.000 Alzheimer-Patienten ergab. Die protektive Wirkung beruht vermutlich auf der durch die von Cholinesterasehemmern verursachten Senkung der Pulsrate.
APA/European Heart Journal


Immuntherapie gegen Multiple Sklerose

Eine individuelle, spezifische Impftherapie an Menschen hat erstmals ein Team von Wissenschaftern um Andreas Lutterotti von der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck und Univ. Prof. Roland Martin vom Universitätsspital Zürich eingesetzt. Die Forscher entnahmen dafür aus dem Blut mononukleäre Zellen und hängten sie an jene Peptide an, gegen die sich die Autoimmunreaktion bei Multipler Sklerose richtet. Diese Peptide werden den Betroffenen wieder injiziert; sie sollen laut der Hypothese der Forscher über die Milz und die Leber in andere Zellen gelangen und den autoreaktiven T-Lymphozyten vermitteln, dass sie „eigen“ und demnach nicht angreifenswert sind. Insgesamt wurden neun Patienten, die sich mit einer schubförmig verlaufenden oder ständig fortschreitenden Form der Erkrankung in keiner Therapie befanden, behandelt. Es gab keine größeren Nebenwirkungen; die Ergebnisse sprechen dafür, dass dieser Weg weiter verfolgt wird. Offensichtlich haben die T-Zellen der Patienten durch diese Zell-basierte Therapie an Aggressivität verloren. In einem nächsten Schritt soll es Studien mit einer höheren Probandenzahl geben. In Österreich leiden rund 10.000 Menschen an Multipler Sklerose.
APA/Science Translational Medicine


Kontrastmittel warnt vor Hirnblutung

Wird einem Patienten mit einem Aneurysma im Gehirn am Tag vor der MRT Ferumoxytol gespritzt, erwarten sich Experten künftig eine zuverlässigere Aussage darüber, ob das Aneurysma rupturiert. Bei der Substanz handelt es sich um einen Eisen-Kohlenhydrat-Komplex, der ursprünglich für die Behandlung der schweren Eisenmangelanämie zugelassen wurde. Ferumoxytol wird von Makrophagen, die sich vermehrt in die brüchige und geschädigte Gefäßwand einlagern, aufgenommen. Dadurch ist es am Tag nach der Verabreichung in der Kernspintomographie sichtbar. Wird die Substanz innerhalb von 24 Stunden aufgenommen, besteht ein erhöhtes Risiko dafür, dass das Aneurysma rupturiert. Dazu Hans-Jakob Steiger, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf: „Bei keinem der Aneurysmen, die erst nach drei Tagen eine Kontrastmittelanreicherung zeigten, kam es innerhalb von sechs Monaten zu einer Blutung oder Größenzunahme.“ Bis zur Etablierung dieser Methode sind jedoch noch groß angelegte Studien erforderlich.
APA/Stroke

Bewegung hemmt Sclerostin

Durch körperliche Bewegung wird die Aktivität des Glykoproteins Sclerostin, ein Hemmfaktor für die Knochengesundheit, deutlich eingedämmt. Das von reifen Knochenzellen gebildete Sclerostin hemmt die übermäßige Knochenneubildung durch Osteoblasten; bei zu hohen Werten sterben reife Osteoblasten ab. Das Glykoprotein könnte daher ebenfalls eine wichtige Rolle bei Osteoporose spielen, wie Ass. Pro. Karin Amrein von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Medizinischen Universität Graz berichtet. Im Zuge einer Studie wurde an 160 gesunden Probanden der Zusammenhang zwischen körperlicher BEwegung und dem Sclerostinspiegel erhoben. Fazit: „Je mehr Bewegung die Teilnehmer machten, desto niedriger war der Biomarker“, so Amrein. Der Sclerostin-Spiegel korrelierte außerdem positiv mit dem Alter, Body-Mass-Index, Körperfett und der Knochenmasse. In weiteren Studien soll geklärt werden, welche Aussagekraft dieses Glykoprotein als klinischer Parameter für die Osteologie hat und in weiterer Folge, ob es medikamentös gehemmt werden kann.
APA/Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism

Herzinsuffizienz: bessere Diagnose

Mit Hilfe der Copeptin-Konzentration soll künftig eine bessere Diagnosemöglichkeit beim Myokardinfarkt möglich werden, wie Univ. Doz. Bernhard Metzler von der kardiologischen Abteilung der Universitätsklinik Innsbruck anlässlich der diesjährigen Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft, die Mitte Juni in Salzburg stattfand, erklärte. „Eine entsprechende Untersuchung erlaubt beispielsweise die Vorhersage, wie groß ein Herzinfarkt ist und wie sehr sich das Herz wieder erholen wird“, erklärte Metzler. Auch hinsichtlich der Beteiligung der Mikro-RNA gibt es neue Erkenntnisse. Der Experte dazu: „Über die Aktivierung der Mirko-RNA kann sich das betroffene Areal im Herzmuskel stabilisieren. Teilweise können dadurch auch neue Muskelzellen entstehen.“
APA


Capsaicin gegen neuropathische Schmerzen

Capsaicin, der Wirkstoff der Chili-Pflanze, könnte das Behandlungsspektrum für Patienten mit neuropathischen Schmerzen in Zukunft erweitern, erklärte Univ. Prof. Hans-Georg Kress, Leiter der Klinischen Abteilung für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie am AKH Wien, kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien. Den Aussagen von Experten zufolge leiden rund 1,7 Millionen Österreicher an chronischen Schmerzen; 260.000 davon an neuropathischen Schmerzen. Problematisch sei vor allem die richtige Diagnose und Behandlung, da „das Schmerzempfinden oft nicht mit dem Entstehungsort der Schmerzen korreliert“, wie Kress ausführte. Wirkstoffe, die jedem Patienten gleichermaßen helfen, gäbe es nicht, weswegen eine breite Palette wichtig sei. Schmerzen gehen auch zu Lasten des Gesundheitssystems: Laut Berechnung des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica kosten chronische Schmerzen jährlich zwischen 2,5 und 3,4 Milliarden Euro. Das ist auch auf die hohe Rate an Produktivitätsverlust, Krankenstandstagen und Frühpensionierungen zurückzuführen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2013