neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.04.2013 | Medizin

Schwangerschaft: Nutzen von Vitamin D fraglich

Auch wenn in der Schwangerschaft zusätzlich Vitamin-D-Präparate eingenommen werden, haben Kinder später nicht zwangsläufig stabilere Knochen. Das ergab eine Studie von britischen Forschern an fast 4.000 Schwangeren und ihren dann neunjährigen Kindern. Laut den Wissenschaftern gebe es keinen Grund, schwangeren Frauen Vitamin D-Präparate zu empfehlen.
APA/The Lancet


App soll Gehirnerschütterungen messen

Eine App soll in Zukunft bei der frühzeitigen Erkennung von Gehirnerschütterungen helfen. Die Patienten müssen auf einem Tablet-Computer einen Kreis nachzeichnen, das Programm berechnet die Abweichung von der Vorlage. Die App könnte etwa bei Sportarten wie Football am Spielfeldrand eingesetzt werden, um Verletzungen sofort zu erkennen, erklärten Forscher der Harvard-Universität.
APA/Technology Review


Molluscum contagiosum durch Schamhaar-Entfernung

Durch die Entfernung der Schambehaarung können Dellwarzen (Molluscum contagiosum) im Genitalbereich, an Beinen oder Bauch entstehen, so französische Hautärzte. Die Entfernung – besonders bei der Rasur – verursacht Mikrotraumata an der Hautoberfläche, die eine virale Infektion und die Übertragung von „harmlosen“ Geschlechtskrankheiten fördern können.
APA/Sexually Transmitted Infections

Adipositas: Risikofaktor Harnsäure

Forscher der MedUni Graz haben bei Adipösen mit Stoffwechselerkrankungen im Rahmen einer Studie im Vergleich zu Stoffwechsel-gesunden Menschen signifikant erhöhte Harnsäure-Werte gefunden. Insgesamt wurden die Daten von 355 Kindern sowie 354 Erwachsenen ausgewertet. Ziel der Studie war die Früherkennung von individuellen Risikoprofilen für effektive Präventivstrategien.
APA

Vogelmalaria-Erreger in Österreich entdeckt

In Österreich wurde erstmals bei einer pannonischen Stechmücke, die erst seit Kurzem heimisch ist, ein Krankheitserreger nachgewiesen, der bei Vögeln Malaria-ähnliche Zustände hervorruft. Zwar sei das Ansteckungsrisiko bei den entdeckten Plasmodien sehr gering, aber aufgrund des Übertragungspotentials dennoch gesundheitspolitisch relevant, erklärte Univ. Prof. Franz Allerberger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). „In Hinkunft wird man die Bekämpfung der Stechmücken ernster nehmen müssen, weil wir akzeptieren müssen, dass auch sie Krankheiten übertragen können“, so der Experte. In den letzten Jahren sind vermehrt exotische Stechmückenarten nach Österreich eingewandert. Damit ist auch das Risiko für die Verbreitung von in Österreich nicht heimischen Krankheiten gestiegen. So wurden bereits zwei Fälle von West-Nil-Fieber im Jahr 2009 sowie zwei Fälle von Dengue-Fieber seit 2012 in Österreich verzeichnet.
APA/Wiener klinische Wochenschrift


Pneumokokken: Risikogruppe Ältere

Neben Säuglingen und Kleinkindern zählen auch Personen ab dem 50. Lebensjahr zur Risikogruppe für eine Pneumokokkeninfektion, da ab diesem Zeitpunkt die körpereigene Immunabwehr schwächer wird. Diese Ergebnisse wurden bei einem Workshop, der von der ÖÄK in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Apothekerkammer und dem Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller veranstaltet wurde, präsentiert. „Ab dem 65. Lebensjahr nehmen bakteriämische Pneumonie und Sepsis deutlich zu“, betonte Univ. Prof. Ursula Wiedermann-Schmidt vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropen-medizin der Medizinischen Universität Wien. Das Risiko für eine Pneumokokken-Erkrankung erhöht sich auch durch Nikotin- und Alkoholmissbrauch sowie durch chronische Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus deutlich. Schätzungen der WHO zufolge sterben jährlich weltweit rund vier Millionen Menschen aufgrund einer Pneumokokken-Infektion.

Chronische Nierenerkrankung: Überproduktion von Mikro-RNA als Ursache

Für die Hälfte aller Fälle der fokal segmentalen Glomerulosklerose (FSGS) ist eine 30- bis 50-fache Überproduktion einer Mikro-RNA in den Nieren verantwortlich. Das ergab eine Studie des Klinischen Instituts für Pathologie der Medizinischen Universität Wien sowie des Instituts für Molekulare Biotechnologie. Die Mikro-RNA verhindert die Regulation der für die Nierenfunktion wichtigen Zellen, was letztendlich zu ihrer Zerstörung führt. Ihren Ausgang hatte die Forschung von einer Beobachtung an Mäusen, die in den glomerulären Zellen zu viel Mikro-RNA produzierten, genommen. So wurde die gesamte Gen-Regulation dieser Zellen abgeschaltet, die Zellen des Filterapparates geschädigt, was letztlich zum Zusammenbruch der gesamten Filtrationsleistung führte. Laut dem Leiter des Instituts für Klinische Pathologie, Univ. Prof. Dontscho Kerjaschki, könne man nun nach Kenntnis der eigentlichen Ursache der Krankheit – bisher war sie in den meisten Fällen nicht bekannt – gezielt nach Behandlungsstrategien suchen.
APA/Nature Medicine

Kaffee und grüner Tee verringern Insult-Risiko

Der regelmäßige Konsum von mindestens einer Tasse Kaffee pro Tag kann das Insult-Risiko um bis zu 20 Prozent senken; bei zwei bis drei Tassen grünem Tee pro Tag besteht ein um immerhin noch 14 Prozent geringeres Risiko im Vergleich zu jenen Menschen, die kaum Kaffee oder Tee trinken. Dieser Effekt zeigt sich besonders, wenn die beiden Getränke zur regelmäßigen Ernährung gehören. In einer groß angelegten Studie befragten japanische Wissenschafter mehr als 83.000 Japaner zu ihren Trinkgewohnheiten und beobachteten sie über 13 Jahre hindurch. Gleichzeitig analysierten sie Faktoren wie Gewicht, Tabak- und Alkoholkonsum, Ernährung und sportliche Aktivitäten und nahmen Einblick in Krankenakten und Sterbeurkunden. Zu Beginn der Studie zeigte sich zwar, dass Menschen, die mehr als zwei Tassen Kaffee am Tag konsumieren, eher an koronaren Herzerkrankungen leiden. Das liegt jedoch daran, dass viele Kaffee-Liebhaber auch starke Raucher sind. Wie die in Kaffee und grünem Tee enthaltenen Substanzen positiv auf das Herz-Kreislauf-System wirken, muss noch genauer erforscht werden.
APA/Stroke: Journal of the American Heart Association

HIV: Kein zwingender Ausbruch nach dem Therapieende

Das Ende einer antiretroviralen Therapie führt nicht zwingend zum Ausbruch von Aids. Das zeigte eine Studie an vierzehn HIV-positiven Patienten in Frankreich. Bei einigen der Patienten, die innerhalb von zehn Wochen nach der Infektion mit der Therapie begonnen hatten, konnte das körpereigene Immunsystem die noch in geringer Zahl im Körper vorhandenen Viren selbst siebeneinhalb Jahre nach Therapieende kontrollieren. Zuvor hatten die Betroffenen drei Jahre lang antiretrovirale Medikamente eingenommen. Noch ist unklar, warum diese Reaktion bei manchen Menschen eintritt; es handelt sich laut den Wissenschaftern dabei nicht um Personen mit einer natürlichen Immunität. Diese Erkenntnisse zeigten jedoch, was eine kurz nach der Infektion einsetzende antiretrovirale Therapie bewirken kann. Die Forscher erhoffen sich davon auch Impulse bei der Entwicklung von neuen Medikamenten oder bei einem Impfstoff. Erst vor wenigen Wochen war ein HIV-infiziertes Baby als praktisch geheilt erklärt worden.
APA/PLoS Pathogens

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2013