FSME: Ältere sind betroffen

10.04.2013 | Medizin


Bei rund 4.000 Men­schen konnte von 2000 bis 2011 durch die Schutz­imp­fung eine FSME ver­hin­dert wer­den. Wäh­rend die Zahl der Betrof­fe­nen bei Kin­dern und Jugend­li­chen kon­ti­nu­ier­lich abnimmt, sind nach wie vor meist über 50-jäh­rige Per­so­nen von FSME betrof­fen.
Von Marion Huber

In einer Stu­die über die Epi­de­mio­lo­gie der FSME in Zen­tral­eu­ropa (Emer­ging Infec­tious Dise­a­ses, Jän­ner 2013) konn­ten Heinz et al. zei­gen, dass die Inzi­denz pro 100.000 Ein­woh­ner in Öster­reich par­al­lel zur stei­gen­den Durch­imp­fungs­rate (aktu­ell rund 85 Pro­zent, Anm.) von 5,7 in den Jah­ren 1972 bis 1982 auf 0,9 im Zeit­raum von 2000 bis 2011 gesun­ken ist. Die Schutz­rate der Imp­fung bei regu­lär Geimpf­ten liegt zwi­schen 96,3 und 98,7. Bei Geimpf­ten, bei denen das Impf­in­ter­vall (fünf Jahre bis zum 60. Lebens­jahr, drei Jahre bei über 60-Jäh­ri­gen, Anm.) über­schrit­ten wurde, sind es zwi­schen 91,3 und 92,5 Prozent.

Im Jahr 2012 wur­den in Öster­reich mit 52 hos­pi­ta­li­sier­ten FSME-Erkran­kun­gen und zwei Todes­fäl­len nur knapp halb so viele Fälle regis­triert wie 2011. Damals waren die FSME-Fälle von 63 und einem Todes­fall (2010) auf 113 Fälle und vier Todes­fälle gestie­gen. Das würde aber nicht auf ein Ver­schwin­den des Virus hin­wei­sen, son­dern sei nur „Aus­druck der typi­schen jähr­li­chen Schwan­kun­gen“, die seit Jahr­zehn­ten bei der Inzi­denz der FSME in der unge­impf­ten Bevöl­ke­rung in Öster­reich wie auch in ande­ren euro­päi­schen Län­dern beob­ach­tet wur­den, berich­ten Univ. Prof. Franz X. Heinz und Univ. Prof. Hei­de­ma­rie Holz­mann vom Depart­ment für Viro­lo­gie der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien in der aktu­el­len Aus­gabe (03/​2013) der Virus­epi­de­mio­lo­gi­schen Infor­ma­tion. Fak­to­ren wie das Wet­ter und öko­lo­gi­sche Ver­än­de­run­gen beein­flus­sen dabei zum einen die Zir­ku­la­tion des FSME-Virus in sei­nen natür­li­chen Wir­ten und zum ande­ren das Expo­si­ti­ons­ri­siko des Menschen.

Mehr Fälle ab 50

Obwohl alle Alters­grup­pen betrof­fen sein kön­nen, tre­ten die meis­ten FSME-Fälle bei Per­so­nen zwi­schen 50 und 70 Jah­ren auf. So war auch 2012 etwa die Hälfte aller Pati­en­ten in Öster­reich älter als 50 Jahre. Bei Kin­dern und Jugend­li­chen hin­ge­gen gab es hier­zu­lande im Gegen­satz zu Tsche­chien und Slo­we­nien in den letz­ten 20 Jah­ren signi­fi­kant weni­ger Fälle. Auch darin sehen die Exper­ten einen wesent­li­chen Erfolg der Impfung.


FSME-Risiko unver­än­dert hoch

Das Risiko, von einer infi­zier­ten Zecke gesto­chen zu wer­den, ist in Öster­reich unver­än­dert hoch. Des­we­gen soll der Arzt die Pati­en­ten immer wie­der daran erin­nern, dass nur die Imp­fung schützt, erklärt Univ. Prof. Franz X. Heinz vom Depart­ment für Viro­lo­gie der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien im Gespräch mit Marion Huber.

ÖÄZ: Wor­auf ist der Rück­gang der FSME-Inzi­denz in den letz­ten Jahr­zehn­ten in Öster­reich zurück­zu­füh­ren?
Heinz: Das ist ein­deu­tig ein Erfolg der Imp­fung, weil die Inzi­denz bei den Unge­impf­ten unver­än­dert hoch geblie­ben ist. Daran sieht man auch, dass das Risiko, von einer infi­zier­ten Zecke gesto­chen zu wer­den, in Öster­reich unver­än­dert hoch ist, wenn­gleich es regio­nale Ver­schie­bun­gen gibt. Der Rück­gang der Fälle ist daher wirk­lich auf die Schutz­wir­kung der FSME-Imp­fung zurückzuführen.

Jedes Jahr sind die meis­ten FSME-Fälle in der Alters­gruppe der 50- bis 70-Jäh­ri­gen zu regis­trie­ren. Woran liegt das?
Wenn ältere Per­so­nen infi­ziert wer­den, erkran­ken sie im Durch­schnitt schwe­rer als jün­gere. Weil die Häu­fig­keit von schwe­ren Erkran­kun­gen bei den Älte­ren höher ist, erge­ben sich mehr FSME-Fälle bei glei­chem Expo­si­ti­ons­ri­siko. Dazu kommt noch, dass die Älte­ren heute sehr rüs­tig sind und sich gerne in der freien Natur auf­hal­ten. Dadurch haben sie aber auch ein rela­tiv hohes Expo­si­ti­ons­ri­siko.

Die Durch­imp­fungs­rate liegt in Öster­reich bei etwa 85 Pro­zent, war zuletzt aber leicht rück­läu­fig. Wel­che Rolle spielt der Arzt bei der Moti­va­tion zur Imp­fung?

Es ist gut, die Men­schen immer wie­der daran zu erin­nern, dass es eine wirk­same Imp­fung gibt, die vor einer FSME-Infek­tion schüt­zen kann. Bei all die­sen Impf­fra­gen ist der Arzt sehr wich­tig, weil er eine Ver­trau­ens­per­son der gan­zen Fami­lie ist. Die Pati­en­ten las­sen sich gerne von ihm bera­ten und hal­ten sich in der Regel auch gerne an das, was der Arzt ihnen emp­fiehlt. Er spielt eine ganz bedeu­tende Rolle beim Impf­ver­hal­ten der Menschen.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 7 /​10.04.2013