COPD: Gleich­wer­tige Therapien

25.10.2013 | Medizin

Tio­tro­pium als Dau­er­the­ra­pie bei Pati­en­ten mit COPD ist sicher – egal, ob mit­tels Soft-Inha­ler oder Pul­ver- Inha­lier­ge­rät ver­ab­reicht. Auch Sicher­heits­be­den­ken hin­sicht­lich erhöh­ter kar­dia­ler Ris­ken sind aus­ge­räumt, erklär­ten Exper­ten bei der Jah­res­ta­gung der Euro­pean Respi­ra­tory Society (ERS).
Von Marion Huber

Wenn auch 2007 nach der Ein­füh­rung des Soft-Inha­lers Spi­riva® Respi­mat Sicher­heits­be­den­ken hin­sicht­lich erhöh­ter kar­dia­ler Risi­ken auf­ge­kom­men sind – so ist der Respi­mat in den USA bis dato nicht zuge­las­sen –, bestä­tigt eine neue Stu­die: Ob Soft-Inha­ler oder Pul­ver-Inha­lier­ge­rät, Tio­tro­pium ist als Dau­er­the­ra­pie bei COPD-Pati­en­ten sicher. Mit der Sub­stanz kann durch eine selek­tive Blo­ckade von M3-Rezep­to­ren eine Bron­cho­di­la­ta­tion für mehr als 24 Stun­den erreicht werden.

Das Anti­cho­li­ner­gi­kum sei in bei­den ver­füg­ba­ren Anwen­dun­gen – Respi­mat 2,5 μg und Pul­ver-Inha­lier­ge­rät Han­diHa­ler 18 μg – ver­gleich­bar sicher anzu­wen­den. Die ent­spre­chende Stu­die wurde vor Kur­zem im New Eng­land Jour­nal of Medi­cine veröffentlicht.

Für die drei­jäh­rige, dop­pel­blinde TIOSPIR-(TIOtropium Safety and Per­for­mance In Respimat®)-Studie wur­den mehr als 17.000 Pati­en­ten an rund 1.200 Prüf­zen­tren in 50 Län­dern in drei Stu­di­en­ar­men ran­do­mi­siert behan­delt. Ent­we­der wurde Tio­tro­pium Respi­mat 2,5 μg und 1,25 μg (ein­mal täg­lich, zwei Hübe) oder Han­diHa­ler 18 μg ver­ab­reicht. In der Stu­die inte­griert waren Pati­en­ten mit einer COPD aus allen Ein­stu­fungs­ka­te­go­rien (GOLD‡-Gruppen A‑D) sowie Pati­en­ten mit vor­be­stehen­den kar­dia­len Erkran­kun­gen, wie Prof. Robert Wise, Stu­di­en­lei­ter der TIO­SPIR-Stu­die vom Johns Hop­kins Asthma & Allergy Cen­ter in Bal­ti­more (Mary­land), beim Kon­gress betonte.

Eines der Haupt­er­geb­nisse der Stu­die: Die Mor­ta­li­tät ist unter der The­ra­pie mit Respi­mat nicht wie befürch­tet höher als bei der Behand­lung mit dem Han­diHa­ler. So star­ben im Beob­ach­tungs­zeit­raum in der Gruppe, die mit Respi­mat 2,5 μg behan­delt wurde, 7,4 Pro­zent der Pati­en­ten und im Ver­gleichs­arm, in dem der Handi Haler ein­ge­setzt wurde, 7,7 Pro­zent. Auch bei Pati­en­ten mit Herz­rhyth­mus­stö­run­gen in der Ana­mnese zeig­ten sich keine Unter­schiede in der Gesamtmortalität.

Ris­ken vergleichbar

Neben der Mor­ta­li­tät sind laut den Stu­di­en­au­toren auch die Zeit bis zur ers­ten COPD-Exazer­ba­tion und die Häu­fig­keit der Exazer­ba­tio­nen ver­gleich­bar. Bei bei­den Dosie­run­gen ver­ge­hen mehr als zwei Jahre bis zur ers­ten Exazer­ba­tion: Kon­kret sind es bei der The­ra­pie mit Respi­mat 2,5 μg 765 Tage und mit dem Han­diHa­ler 719 Tage. In der Respi­mat 2,5 μg-Gruppe tra­ten Exazer­ba­tio­nen bei 47,9 Pro­zent der Pati­en­ten auf, in der Han­diHa­ler-Gruppe bei 48,9 Pro­zent. Außer­dem kamen in kei­ner der bei­den behan­del­ten Grup­pen uner­wünschte Ereig­nisse signi­fi­kant häu­fi­ger vor: Die Inzi­denz von schwe­ren kar­dio­vas­ku­lä­ren Ereig­nis­sen lag bei Respi­mat 2,5 μg bei 3,9 Pro­zent und beim Han­diHa­ler 18 μg bei 3,6 Prozent.

„Die Stu­die zeigt, dass Ärzte Tio­tro­pium in bei­den For­mu­lie­run­gen als Dau­er­the­ra­pie ohne Beden­ken ver­schrei­ben kön­nen“, resü­mierte Prof. Anto­nio Anzu­eto vom Uni­ver­sity of Texas Health Sci­ence Cen­ter in San Anto­nio, der Co-Autor der Studie.

Pneu­mo­lo­gie: neue Therapien

Nicht nur für die COPD son­dern auch für das Bron­chus­kar­zi­nom und die Idio­pa­thi­sche pul­mo­n­ale Fibrose sind mit den Tyro­sin­ki­nase-Inhi­bi­to­ren Afa­ti­nib bezie­hungs­weise Nin­te­da­nib neue The­ra­pien auf dem Weg. Beson­ders bei der Idio­pa­thi­schen pul­mo­n­a­len Fibrose handle es sich um eine noch zu wenig bekannte und zu sel­ten dia­gnos­ti­zierte Lun­gen­er­kran­kung, wie Toby Maher, Pneu­mo­loge am Royal Bromp­ton Hos­pi­tal und Senior Lec­tu­rer am Natio­nal Heart and Lung Insti­tute des Impe­rial Col­lege Lon­don, bei einem Hin­ter­grund­ge­spräch im Rah­men des Jah­res­ta­gung der Euro­pean Respi­ra­tory Society in Bar­ce­lona betonte. „IPF hat eine weit­aus schlech­tere Pro­gnose als das Bron­chi­al­kar­zi­nom. Man kann die Erkran­kung bis­lang nicht hei­len, nur die Pro­gres­sion ver­zö­gern“, weiß der Experte. Die Erkran­kung führt inner­halb von zwei bis drei Jah­ren zum Tod. Der­zeit wer­den für die The­ra­pie der Idio­pa­thi­schen pul­mo­n­a­len Fibrose die Wirk­stoffe Nin­te­da­nib und Pir­feni­don in Phase III-Stu­dien getes­tet. Nin­te­da­nib wurde in den USA, Asien und der EU als Orphan Drug ein­ge­stuft; Pir­feni­don ist in Europa und Japan zugelassen.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2013