neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

15.07.2012 | Politik


Hipp-Tees: Negativpreis für dreisteste Werbelüge

Die Instant-Tees für Kleinkinder der Firma Hipp sind die dreisteste Werbelüge 2012 – so das Ergebnis der Abstimmung der Verbraucherorganisation Foodwatch. Die Tees „Früchte“, „Waldfrüchte“ und „Apfel-Melisse“ enthalten pro 200 Milliliter zweieinhalb Stück Würfelzucker. Den zweiten Platz belegte das „Viva Vital Hackfleisch“ des Diskonters Netto, Platz drei die Unilever-Margarine „Becel pro-activ“.

Fukushima: Verkauf von Meeresfrüchten erlaubt

Japan hat den Verkauf von Meeresfrüchten aus der Region Fukushima nach der Atom-Katastrophe wieder erlaubt. Zunächst gilt die Erlaubnis nur für Oktopusse und Meeresschnecken; bei diesen wurden keine Spuren von Radioaktivität gemessen. Flundern, Barsche und andere Fische bleiben weiterhin vom Verkauf ausgenommen; die gemessene Radioaktivität lag über dem genehmigten Niveau.

China: Reinigungslauge in Milch

In China rief das Unternehmen Bright Dairy & Food rund 300 Pakete Milch, die mit Reinigungslauge vermischt waren, zurück. Verbraucher bemerkten, dass die Milch schlecht roch und verfärbt war. Erst kürzlich musste der größte Molkereikonzern, Inner Mongolia Yili Industrial Group, Babynahrung zurückrufen, weil erhöhte Mengen Quecksilber darin gefunden wurden.

Vietnam: Tote durch Hautkrankheit

216 Menschen in der Provinz Quang Ngai (Zentralvietnam) sind seit April 2012 am mysteriösen „Inflammatory Palmoplantar Hyperkeratosis Syndrome“ (IPPH) erkrankt; zwölf von ihnen starben. Die chronische Vergiftung führt zu Entzündungen an Händen, Füßen und der Leber. Derzeit ist die Ursache noch unklar; möglicherweise könnte ein Schimmelpilz der Auslöser sein.

Wechselberger droht mit ELGA-Boykott

ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger will in punkto ELGA keine „Fundamentalopposition“, er stellte jedoch im Gespräch mit der APA (Austria Presse Agentur) fest, dass die Ärzte die Umsetzung verweigern würden, wenn die Politik das Projekt gegen die Ärztekammer durchziehen und nicht auf ihre Forderung nach einer praktikablen Lösung eingehen sollte. Ebenso tritt Wechselberger dafür ein, dass in einem flexibleren System die Sozialversicherungen gestärkt werden sollten und den Versicherten die Möglichkeit gegeben werden sollte, sich ihre gesetzliche Krankenkasse selbst auszusuchen. Die von Bund, Ländern und Sozialversicherung geschlossene Grundsatzvereinbarung für die Gesundheitsreform ist für den ÖÄK-Präsidenten nur „das übliche Gerangel um Geld und Geldflüsse“ vor Ablauf der 15a-Vereinbarung. Wechselberger weiter: „Wenn man im österreichischen Gesundheitswesen weiter kommen will, müsste man den Ländern die Krankenhäuser wegnehmen.“ Es könne nicht sein, dass die Länder gleichzeitig Gesetzgeber, Spitalsträger und Leistungsanbieter sind und dann auch noch am Finanzierungstopf sitzen.

„Katastrophales Masern-Jahr“ 2011

Mit mehr als 35.700 Fällen war die Masern-Situation in Europa im Jahr 2011 „katastrophal“, wie die Experten des Departments für Virologie der Medizinischen Universität Wien erklärten. Besonders betroffen war Frankreich (15.076 Fälle), gefolgt von Italien, Rumänien, Spanien und Deutschland. Mehr als 90 Prozent der Infektionen waren in diesen Ländern aufgetreten. 1.482 Pneumonien, 27 Enzephalitiden und acht Todesfälle – sechs davon in Frankreich, je einer in Rumänien und Deutschland – waren zu verzeichnen. Auch in Österreich hat sich die Fallzahl mit 122 registrierten Fällen im Vergleich zu 2010 und 2011 (52 und 50 Fälle) mehr als verdoppelt. Am häufigsten betroffen war Wien (etwa 55 Fälle), gefolgt von Tirol und der Steiermark. Die meisten Fälle (48 Prozent) gab es bei ungeimpften Personen zwischen 15 und 29 Jahren; auch Säuglinge und Kinder bis vier Jahre waren stark betroffen (24 Prozent). Vom WHO-Ziel, die Masern bis zum Jahr 2015 zu eliminieren, ist Europa somit weiter entfernt als in den Jahren zuvor.

Pilotprojekt Videodolmetschen startet 2013

Um fremdsprachigen und gehörlosen Patienten die Kommunikation mit Arzt und Pflegepersonal künftig zu erleichtern, soll mit Jänner 2013 das Pilotprojekt Videodolmetschen starten. Die Österreichische Plattform für Patientensicherheit und das Wiener Institut für Ethik und Recht in der Medizin wollen Spitalsambulanzen, niedergelassenen Ärzten und Pflegeinstitutionen einen zentralen Konsekutiv-Dolmetschdienst anbieten. „Ziel ist es, zunächst für Türkisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch und Gebärdensprache 16 Stunden täglich (von 6 Uhr bis 22 Uhr) das Dolmetschen mittels Videokonferenz zu ermöglichen“, erklärt Maria Kletecˇka-Pulker vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin bei der Präsentation des Projekts. Der Videodolmetsch-Dienst kann über Laptop, PC oder Tablet-PCs abgerufen werden. Im Gegensatz zum Telefondolmetschen kann der Dolmetscher per Videokonferenz neben der verbalen auch die non-verbale Kommunikation berücksichtigen. Situationen, in denen Krankenhaus-Mitarbeiter, Familienangehörige oder gar Kinder zur Verständigung beigezogen werden, sollen so künftig vermieden werden. Durch den Einsatz von professionellen, ausgebildeten Dolmetschern kann eine funktionierende Kommunikation gewährleistet und somit Haftungsfolgen unzureichender Aufklärung vermieden werden.

Stevia: Agrana fordert „täuschungsfreie“ Kennzeichnung

Lebensmittel, die mit dem Zusatzstoff Steviolglycoside (E960) gesüßt sind, sollen künftig „täuschungsfrei“ gekennzeichnet werden – lautet die Forderung des heimischen Zuckerproduzenten Agrana. Laut einer neuen Leitlinie des Gesundheitsministeriums entsprechen die Angaben „mit Steviolglycosiden“, „mit Steviolglycosiden aus Stevia/Steviapflanzenteilen“ und „mit Steviolglycosiden aus pflanzlicher Quelle/Herkunft/Ursprung“ diesen Vorgaben. Angaben wie „natürlich gesüßt“ seien hingegen zur Täuschung geeignet. Auch die bildliche Darstellung der Steviapflanze auf Lebensmitteln erwecke den „irrigen Eindruck“, die Pflanze werde zum Süßen verwendet. Ein Hinweis auf die Süßung durch Steviolglycoside müsse für den Verbraucher mit demselben Blick erfassbar sein.

USA: Gesundheitsreform verfassungskonform

In den USA hat der Oberste Gerichtshof die Gesundheitsreform von US-Präsident Barack Obama inklusive der umstrittenen Versicherungspflicht mit fünf zu vier Stimmen für verfassungskonform erklärt. Die Regierung habe das Recht, eine Zwangsversicherung für alle Bürger gesetzlich zu verankern. Bei der geplanten Ausweitung der staatlichen Krankenversicherung für Arme forderten die Obersten Richter allerdings Änderungen. Insgesamt 26 Bundesstaaten hatten die Reform, mit der sich 30 Millionen bisher unversicherte Bürger verpflichtend und gegen Androhung einer Strafzahlung bis 2014 krankenversichern müssen, angefochten. Die Kläger kritisierten, dass der Gesetzgeber damit seine Befugnisse überschreiten und die Freiheitsrechte der Bürger beschneiden würde.

Ärztekammer Wien: Einsparungspotential fragwürdig

Die Ärztekammer Wien ist skeptisch, was die möglichen Einsparungen von 1,3 Milliarden Euro im österreichischen Gesundheitssystem anbelangt. Das Einsparvolumen bei Mehrfachbefundungen und durch den Einsatz von Generika sei deutlich überzeichnet, kritisierte Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer. Zwar könne man durch strukturelle Maßnahmen wie zentrale Einkäufe in Spitälern Kosten reduzieren; Einsparungen durch geringere Liegedauern und weniger Spitalsaufenthalte lehne er aber ab. „Wir könnten viel effizienter sparen, wenn wir im Vorfeld eine gute extramurale Diagnostik aufbauten“, so Szekeres. So könne man mit dem Hausarztmodell der ÖÄK Mehrfach-Befundungen vermeiden, Patientenströme besser verteilen und medizinische Privilegien für alle sichern.

Burgenland: unattraktiv für Turnusärzte

Das Burgenland sei für Turnusärzte nicht mehr attraktiv, seit Monaten gebe es einen Mangel, Stellen könnten nicht mehr besetzt werden, kritisierte die Ärztekammer Burgenland kürzlich. „Wir Ärzte wollen Patienten behandeln und nicht Schreibarbeiten erledigen“, betonte der Präsident der Ärztekammer Burgenland, Michael Lang. Daher bedürfe es neuer Konzepte, um die Turnusarzt-Stellen zu besetzen. Das Turnusärzte-Tätigkeitsprofil müsse neu evaluiert werden und eine hochwertige Ausbildung im Vordergrund stehen. Außerdem wurde die Umsetzung der Lehrpraxis und der freie Zugang zum Medizinstudium gefordert. Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, müsse der Arztberuf attraktiv gestaltet werden: „Die Entbürokratisierung ist in der Sicht absolut dringend und notwendig und absolut unabdingbar“, so Lang.

Sonne ohne Reue feiert 25-Jahr-Jubiläum

Im Jahr 1988 hat die Österreichische Krebshilfe gemeinsam mit führenden Dermatologen die Vorsorge- und Früherkennungskampagne „Sonne ohne Reue“ ins Leben gerufen. Damit sollen einerseits mehr Menschen regelmäßig zur Früherkennung animiert werden, andererseits soll ein vernünftiger Umgang mit der UV-Exposition gefördert werden. Dazu der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Univ. Prof. Paul Sevelda: „Das ist für uns die am längsten jährlich durchgeführte Kampagne. Auch heuer werden mit dieser Aktion wieder rund 15.000 Kinder über den richtigen Umgang mit der Sonne informiert.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2012