editorial: Dr. Agnes M. Mühlgassner

25.02.2012 | Politik

(c) Foto Weinwurm

Die Entwicklung ist Besorgnis-erregend, zweifellos. Sieht man sich den gegenwärtigen Trend in der Medizin an, soll in Zukunft verstärkt der Grundsatz gelten, dass nur noch das gemacht werden darf, was Evidence based ist.

Die Appendektomie, die diesbezüglich nie untersucht wurde, wäre somit obsolet. Es ist mehr als fragwürdig, wenn Ärztinnen und Ärzte nur noch das tun dürfen, was Evidence based ist. Im Übrigen: Die Reduktion von Behandlungen auf EBM-Niveau wäre Menschenrechts-widrig, wie ein Experte kürzlich erklärte.

Wohin das führt, zeigt sich anhand der Bundes-Qualitäts-Leitlinie präoperative Diagnostik: Von den rund 25.000 Treffern, die bei der Datenbanksuche gefunden wurden, hat man letztlich nur 141 Studien in die Übersichtsarbeit aufgenommen. Und deswegen wird nun in der Leitlinie empfohlen, vor Routineeingriffen kein EKG mehr zu machen, kein Thoraxröntgen und kein Labor.

Schöne neue (Medizin-)Welt. Da bleibt einem dann – als Arzt und Patient – wirklich nur noch die Hoffnung, dass nichts passiert …

Herzlichst,

Chefredakteurin

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2012