Diabetes mellitus: Online zum „Therapie Aktiv“-Arzt

25.02.2012 | Politik

Demnächst wird es erstmals eine Fortbildung zum Disease Management Programm „Therapie aktiv – Diabetes im Griff“ als Online-Modul geben. Besteht man den abschließenden Test, kann man sich sofort als „Therapie Aktiv“-Arzt registrieren lassen.
Von Agnes M. Mühlgassner

Das Grundmodul der Fortbildung DMP (Disease Management Programm)-Diabetes gibt es schon seit einigen Jahren im Rahmen des regulären Fortbildungsangebots. In diesen rund vierstündigen Vor-Ort-Kursen wird den Lernwilligen alles an Wissenswertem angeboten, was notwendig ist, um das Fortbildungsmodul zu beherrschen und dann auch in der Praxis entsprechend umsetzen zu können. Wieso hat man sich nun dazu entschlossen, diese Fortbildung auch online anzubieten? Dazu der Präsident der österreichischen akademie der ärzte, Wolfgang Routil: „Zum einen wollten wir damit die Zahl derjenigen Ärzte, die dies auch in der Ordination anbieten können, erhöhen und dies sollte Ressourcen-schonend sein, da wir wissen, dass E-Learning grundsätzlich eine sehr hohe Akzeptanz hat.“

Zuvor hatte man von Seiten des Hauptverbandes den ärztlichen Leiter der Steirischen Gebietskrankenkasse, Gert Klima, mit der Koordinierung der Verbesserung des Disease Management Programms Diabetes mellitus beauftragt. Dieser wiederum setzte sich mit Wolfgang Routil, der auch Präsident der steirischen Ärztekammer ist, in Verbindung. Ende 2010/Anfang 2011 fanden dann in der österrechischen akademie der ärzte die ersten Planungssitzungen statt.

„Die größte Herausforderung dabei war es, einen ursprünglich als ppt konzipierten Vortrag so umzugestalten, dass man auch ohne fremde Hilfe und ohne zusätzliche Erklärungen davon profitieren kann“, wie Wolfgang Moritz von der österreichischen akademie der ärzte erklärt. Er war maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung des neuen Online-Fortbildungsmoduls beteiligt. Gelöst habe man das Problem dann insofern, als beim Distance-Learning manches bewusst genauer erklärt wurde. Moritz weiter: „Zusätzlich kann man sich über Buttons vertiegt informieren. Darüber hinaus haben wir auch noch zusätzlich Bilder und Graphiken eingefügt.“

Zum eigentlichen Procedere: Als Arzt muss man sich bei der ersten Nutzung von www.meindfp.at mit der ÖÄK-Arztnummer und seiner Eröffnungskennung registrieren. Ist man schon registriert, erfolgt der Zugang mit dem Passwort. Bei der Online-Fortbildung Diabetes sind insgesamt vier Module zu absolvieren. Nach jedem Modul können und sollen Übungsfragen beantwortet werden. Dabei werden die wichtigsten Punkte aus dem soeben absolvierten Kapitel abgefragt. Anhand der automatisch generierten Rückmeldung erfährt man sofort, ob die Antwort richtig ist. Falls nicht, wird man nochmals zu dem Abschnitt im online-Modul verwiesen, der die Grundlage für die Beantwortung der Frage darstellt. Hat man alle vier Module erfolgreich absolviert, erfolgt im Modul 5 die Administration. Das heißt: Man wählt das Bundesland aus, in dem man als Arzt niedergelassen ist, erhält so alle für das jeweilige Bundesland erforderlichen Informationen, kann online das entsprechende Formular ausfüllen, um sich als „Therapie Aktiv“-Arzt registrieren zu lassen. Diese Unterscheidung bei der Administration ist deswegen erforderlich, weil es in jedem Bundesland unterschiedliche Voraussetzungen u.a. für die Abrechnung gibt. Bislang kann in Tirol, Kärnten und Vorarlberg zwar die Online-Fortbildung Diabetes absolviert, jedoch mit den Gebietskrankenkassen nicht abgerechnet werden, da es derzeit noch keine Verträge gibt. Allerdings gibt es bereits Gespräche darüber.

Hat man die Online-Fortbildung absolviert, kann man sich online als „Therapie Aktiv“-Arzt registrieren lassen – gleich unmittelbar, nachdem man den abschließenden Test bestanden hat. Wieso man sich zu dieser Vorgangsweise entschlossen hat, erklärt Wolfgang Routil folgendermaßen: „Wir wollten den interessierten Ärztinnen und Ärzten den Übergang zum DMP-Arzt so einfach wie möglich machen. Und wenn sie sich online fortbilden, dann wollen wir es unseren Kolleginnen und Kollegen natürlich so einfach wie möglich machen, ihr neu erworbenes Wissen auch in der Praxis umzusetzen.“

Entwicklung vorantreiben

Die Fortbildung, die sich an Allgemeinmediziner und Internisten richtet, dauert vier Stunden; insgesamt werden dafür fünf DFP-Punkte vergeben, die automatisch auf das Fortbildungskonto des jeweiligen Arztes gebucht werden. Weiters müssen in den ersten drei Jahren nach Absolvierung der Basis-Ausbildung Diabetes-spezifische Fortbildungen im Ausmaß von insgesamt sechs Stunden absolviert werden. „Ein ganz entscheidender Punkt in dieser Sache ist, dass wir als ÖÄK und als akademie der ärzte hier die Entwicklung ganz maßgeblich vorantreiben. Wenn wir es nicht machen, glauben plötzlich andere, uns sagen zu müssen, wie und über welche Inhalte wir uns fortzubilden haben“, hebt Routil die Intention dieses Programms hervor.

Die Inhalte des Fortbildungsmoduls wurden von Ärzten erstellt, von Experten aus der Österreichischen Diabetesgesellschaft (ÖDG) und der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM). Die Fragenerstellung erfolgte unter der Leitung des Kurienobmanns der niedergelassenen Ärzte in der ÖÄK, dem Internisten Günther Wawrowsky. Für die Gruppe, die die Fragen erstellt hat, hat man dabei auf das Wissen und die Erfahrung aus der Erstellung der Fragen für die Arztprüfung zurückgegriffen. Geplant ist auch, das neue Online-Fortbildungsmodul zu evaluieren.

Otto Pjeta, Präsidialreferent für Qualitätssicherung in der ÖÄK, ist überzeugt davon, dass „es wichtig ist, dass sich die Compliance von Patienten mit Diabetes mellitus verbessert. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass die Patienten durch ein standardisiertes Vorgehen positiv beeinflusst werden und sich dadurch auch deutlich besser betreut fühlen“. Pjeta betont allerdings auch, dass die Bereitschaft und der Aufwand, an solch einem neuen System teilzunehmen, natürlich auch entsprechend abgegolten werden müssten.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2012