neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

15.07.2012 | Medizin


Spinat stärkt Muskelkraft

Mäuse, die im Tierversuch regelmäßig Nitrat erhalten, haben viel stärkere Muskeln. Das täglich eingesetzte Nitrat entspricht dabei einer Menge, die ein Mensch beim Verzehr von 200 bis 250 Gramm Spinat pro Tag zu sich nimmt. Die Forscher des Stockholmer Karolinska-Instituts führen das darauf zurück, dass das Nitrat die Konzentration von zwei in den Muskeln enthaltenen Proteinen erhöht.
APA/Journal of Physiology

Räumliches Sehen entwickelt sich allmählich

Babys lernen das räumliche Sehen erst nach und nach, wie ungarische Forscher mit Hilfe von zwei Sehtests herausgefunden haben. Die Babys mussten Muster auf einem Bildschirm ansehen; Elektroden haben Veränderungen der Ladungen in den Nervenzellen gemessen. Frühgeborene können innerhalb einer vergleichbaren Zeitspanne nach der Geburt beidäugig sehen wie zum Termin geborene Babys.
APA/Proceedings

Rauchstopp: auch Ältere profitieren noch

Zwar haben ehemalige Raucher noch immer ein höheres Sterberisiko im Vergleich zu jenen, die ein Leben lang nicht geraucht haben; es sinkt jedoch mit jedem Jahr nach dem Verzicht. Davon profitieren auch langjährige Raucher nach dem 60. Lebensjahr, wie die Analyse von 17 internationalen Studien durch Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums ergeben hat.
APA/Deutsches Krebsforschungszentrum

Erblicher Brust- und Eierstockkrebs: neue Leitlinie

Zehn Prozent der Brustkrebsfälle treten familiär gehäuft auf; in Österreich fallen rund 25.000 Frauen in dieses Risiko-Kollektiv. Für diese wurde mit Unterstützung von Bund, Bundesländern und Krankenversicherung ein System zur Identifizierung und Betreuung von Frauen geschaffen, die aufgrund von Mutationen im BRCA1 und BRCA2 ein hohes Risiko für ein Mammakarzinom/Ovarialkarzinom haben.
APA

Lebensmittelkonzerne fördern Adipositas

Durch die Ausbreitung der Aktivitäten von Lebensmittelkonzernen steigt in armen Ländern das Risiko für Adipositas und Diabetes, warnten kürzlich Forscher der Universität Cambridge. Sie werteten die offiziellen Verkaufsdaten von Lebensmitteln in 80 Ländern aus. In den untersuchten Ländern nimmt der Konsum von gesüßten Erfrischungsgetränken und verarbeiteten Lebensmitteln rapide zu, was allerdings mit dem Wohlstand allein nicht zu begründen ist. In Mexiko etwa stieg der Konsum von Erfrischungsgetränken nach einem Freihandelsabkommen mit den USA auf mehr als 300 Liter pro Person jährlich. In Venezuela, das kein Freihandelsabkommen mit den USA hat, blieb der Konsum – trotz steigenden Wirtschaftswachstums – konstant.
APA/PLoSMedicine

Tablet-Computer: Risiko für Hydrocephalus-Kinder

Neurologen der Universität Michigan in Ann Arbor haben herausgefunden, dass Tablet-Computer die Einstellungen von magnetisch gesteuerten Absaugern bei Babys mit Hydrocephalus, die die überschüssige Flüssigkeit abpumpen, verändern. Aufgrund von Hunderten Labormessungen wurde ermittelt, dass ein iPad 2 ohne Abdeckung die Shuntventile in 67 Prozent der Fälle verändert, wenn es in die Nähe von rund einem Zentimeter zum Baby kommt. Ab fünf Zentimeter ist der Effekt auf die Pumpenventile laut den Wissenschaftern nicht mehr nachweisbar, sollte aber dennoch beachtet werden. Eine Rolle spielte dabei auch, ob der Tablet-Computer abgedeckt war oder nicht. Nicht nur das im Rahmen dieser Studie untersuchte iPad 2 kann Ventileinstellungen vor- oder zurücksetzen; der gleiche Effekt wurde auch in der Nähe von Kernspintomographen, Fernsehgeräten und magnetischen Spielsachen festgestellt.
APA/Journal of Neurosurgery: Pediatrics

Erstmals Gehirnregionen für Sex und Liebe ermittelt

Liebe und sexuelles Begehren aktivieren jeweils eigene, aber eng verwandte Gehirnregionen. Psychologen um Stephanie Cacioppo von der Universität Genf haben dafür 20 frühere Studien, bei denen Testpersonen erotische Bilder sowie Fotos von ihren Lebenspartnern gezeigt wurden, während ihre Gehirnaktivität gemessen wurde, untersucht. Sexuelle Lust aktiviert im Striatum Regionen, die auch bei anderen lustvollen Tätigkeiten wie etwa Essen aufleuchten. Liebe aktiviert Gebiete, die eher bei der Konditionierung auf angenehme Reize und bei der Bildung von Gewohnheiten involviert sind. Wenn aus Begehren Liebe wird, werden die Gefühle quasi an andere Gehirnregionen „übergeben“. Dazu Studien-Mitautor Jim Pfaus von der kanadischen Concordia-Universität: „Liebe ist eine Gewohnheit, die aus sexueller Lust entsteht, wenn diese befriedigt wird.“ Interessanterweise sei der Prozess im Gehirn, wie Liebe zur Gewohnheit wird, ähnlich jenem, wenn Menschen von Drogen abhängig werden, so Pfaus weiter.
APA/Journal of Sexual Medicine

HIV-Therapie wirkt bei Frauen schneller

Zwar sind Frauen und Männer von der kombinierten Infektion HIV und Hepatitis B in gleichem Maß betroffen, allerdings erkranken Männer deutlich häufiger an schweren Lebererkrankungen, die durch Ko-Infektion mit Hepatitis B bedingt sind. Lana Kosi von der Universitätsklinik für Innere Medizin III am Wiener AKH untersuchte im Rahmen einer Studie 110 Personen, die sowohl mit HIV als auch mit Hepatitis B infiziert sind. Ein zentraler Unterschied, den Kosi ermitteln konnte: „Männer haben ohne Therapie eine höhere Viruskonzentration und sind dadurch häufiger von schweren Lebererkrankungen betroffen. Außerdem sinkt die Konzentration des Virus durch HIV-Kombinationstherapie bei Frauen deutlich schneller.“ So sei erst nach einer gewissen Therapiezeit die Viruskonzentration bei Frauen und Männern gleich hoch.
APA

Migräne und Restless legs-Syndrom: enger Zusammenhang

Jedes fünfte Kind, das an Migräne leidet, hat darüber hinaus auch ein Restless-Legs-Syndrom. Ein Forschungsteam um Stefan Seidel, Univ. Prof. Cicek Wöber-Bingöl sowie Andreas Böck – alle sind am Wiener AKH tätig – untersuchte dafür Kinder und Jugendliche mit der Diagnose Migräne sowie Kinder und Jugendliche ohne Kopfschmerzen. Diesen beiden Gruppen und zusätzlich einer Online-Gruppe wurden Fragen zur allgemeinen Charakterisierung (Größe, Gewicht etc.), zum Restless-Legs-Syndrom sowie zur Tagesschläfrigkeit vorgelegt. Fazit: Kinder und Jugendliche mit Migräne leiden signifikant häufiger am Restless-Legs-Syndrom. Bei Erwachsenen konnte dieser Zusammenhang schon gezeigt werden; in der Arbeit des Wiener Forschungsteams konnte dies nun erstmals für Kinder nachgewiesen werden.
APA


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2012