neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.11.2012 | Medizin


Psoriasis: neuer Angriffspunkt

Die Blockade von Interleukin 36 könnte ein Ansatzpunkt für die künftige Therapie der Schuppenflechte sein. Ein Team um Manfred Kopf konnte zeigen, dass bei Mäusen, bei denen IL 36 defekt ist, vor dieser Erkrankung geschützt sind. Laut Kopf ist daher IL 36 ein Bindeglied zwischen Hautzellen und Immunsystem und somit der „zentrale Regulator“ bei der Entstehung der Psoriasis.
APA/Journal of Clinical Investigation

Feuer durch Sonnencreme

Nachdem mehrere Personen in den USA und Kanada nach dem Einsprühen mit einer Sonnenlotion Feuer gefangen haben, ruft der Hersteller Energizer Holdings eine halbe Million Flaschen zurück. Betroffen sind 23 Sorten des „Banana Boat“ Sonnensprays. Vier Personen sind nach dem Aufsprühen der Lotion in die Nähe eines Feuers gekommen, wodurch auf der Haut Flammen entzündet wurden.
APA


Alzheimer: Diagnose mittels Florbetapir 18F

Die Europäische Arzneimittelagentur hat Florbetapir 18F, ein extrem kurz strahlendes Fluor-Isotop, zur Diagnose von M. Alzheimer zugelassen. Dieses Isotop bindet sich an das vermehrt auftretende Beta-Amyloid. Bei einem negativen Befund lässt sich die Erkrankung eindeutig ausschließen. Jedoch bedeutet ein positiver Befund nicht eindeutig das Vorhandensein von M. Alzheimer.
APA


Lycopin verringert Insult-Risiko

Das in Paradeisern enthaltene Lycopin kann das Risiko für einen Schlaganfall deutlich senken. Forscher der Universität von Ostfinnland in Kuopio untersuchten dafür 1.000 Männer zwischen 46 und 65 Jahren. Diejenigen mit dem höchsten Lycopin-Gehalt im Blut hatten ein um 55 Prozent niedrigeres Schlaganfallrisiko als diejenigen mit dem niedrigsten Lycopin-Level.
APA/Neurology

Schmerz ist objektiv messbar

Wissenschaftern um Univ. Prof. Andreas Sandner-Kiesling von der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Medizinischen Universität Graz ist es gelungen, das Nachlassen von Schmerz mittels Bluttests objektiv zu messen. In Zusammenarbeit mit dem Team der Onkologie wurden 45 Krebspatienten sowie 20 gesunde Probanden in eine Studie aufgenommen und zwei Tage lang stationär betreut. Den onkologischen Patienten wurde die tägliche Morphindosis injiziert. Bei Schmerzen wurde Blut abgenommen, ein Opioid injiziert und sobald der Schmerz nachgelassen hatte, neuerlich Blut abgenommen. Die Forscher analysierten 19 verschiedene Botenstoffe; die Serumkonzentration von fünf dieser Zytokine sank, sobald der Schmerz nachgelassen hatte. Dieser Effekt trat innerhalb von drei Stunden ein. Außerdem verglichen die Wissenschafter die Daten der Krebspatienten, um auszuschließen, dass die Veränderungen der Zytokinspiegel aufgrund der Krebserkrankung zustande kommen. Für den Einsatz des Tests in der täglichen Praxis sei es noch zu früh, wie Sandner erklärt, „es ist aber ein vielversprechender Ansatz, den man noch weiter erforschen wird“.
APA

Demenz durch bessere Gesundheit verhindern

Faktoren wie Rauchen, Depression, hohe Cholesterinwerte, Hypertonie und mangelnde Bewegung begünstigen weltweit rund die Hälfte aller Demenz-Fälle. Reduziere man die Häufigkeit dieser Faktoren nur um 25 Prozent, könnten drei Millionen Demenz-Erkrankungen jährlich verhindert werden, sagten Experten bei der Europäischen Alzheimerkonferenz, die im Oktober in Wien stattfand. Vorhandene bildgebende Möglichkeiten ließen Prognosen schon im möglichen Vorstadium der Erkrankung zu. „Zuerst kommt die Belastung des Gehirns mit Beta-Amyloid, dann kommt die Stoffwechselstörung und erst danach die Hirnatrophie“, so der italienische Experte Giovanni Frisoni. Mit jedem dieser Faktoren steige die Wahrscheinlichkeit, dass eine geringgradige Störung der Hirnleistung in eine Alzheimer-Demenz übergehe. „Bei Vorliegen aller Risikofaktoren liegt die Wahrscheinlichkeit des Ausbrechens der Demenz bei 100 Prozent.“ Auch die neue Immuntherapie mit Impfungen könnte schon im frühen Stadium wirksam sein.
APA

Immer mehr Sehnen-Verletzungen

Rund 75 Prozent der Unfälle in Österreich passieren in der Freizeit; dabei steigt die Zahl der Sehnen-Verletzungen deutlich. Besonders das Bewusstsein der Bevölkerung über die wirksame Vorbeugung solcher Verletzungen sei dafür verantwortlich, kritisierten Experten anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU). „Das größte Problem bei jugendlichen Sportlern ist die mangelnde Rumpf-Becken-Stabilisierung – ein klassischer Haltungsschaden resultierend aus mangelnder Bewegung in Kindergarten und Volksschule. An zweiter Stelle steht mangelnde Dehnung“, erklärte Univ. Prof. Richard Kdolsky, Generalsekretär der ÖGU. Richtiges Dehnen vor sportlicher Aktivität, bei dem die Spannung kontinuierlich erhöht wird, und Sehnentraining schon im Kindesalter seien wichtige Maßnahmen zur Prävention.
APA

Therapie übergewichtiger Kinder wirkt nur kurzfristig

Bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen sind Therapien zur Gewichtsreduzierung nur begrenzt und kurzfristig wirksam. Eine anhaltende Gewichtsstabilisierung un ein besseres Gesundheitsverhalten sind nur schwer umzusetzen. Das ergab eine Langzeitstudie aus Deutschland, bei der 1.916 übergewichtige Acht- bis 16-Jährige über ein Jahr ambulant oder sechs Wochen stationär behandelt wurden. Langfristige Ziele wie mehr Bewegung oder eine gesündere Ernährung konnten nur zehn bis 18 Prozent der Patienten dauerhaft einhalten. Zwar konnten 50 Prozent der Betroffenen ihr Übergewicht reduzieren, ein bis zwei Jahre nach Ende der Therapie war eine Gewichtsabnahme aber nur noch bei 14 Prozent der Kinder feststellbar.
APA

Antidepressiva: Wirkung kann vorhergesagt werden

Wissenschaftern der Medizinischen Universität Wien ist es erstmals gelungen, einen Zusammenhang zwischen dem klinischen Ansprechen auf eine serotonerge Medikation bei Patienten mit einer Depression und dem Serotonin-Transporter im Hirnstammbereich und anderen Gehirnregionen zu zeigen. Im Rahmen der Untersuchung wurden Menschen mit Depressionen vor und nach der Behandlung mit SSRIs mittels PET (Positronen-Emissions-Tomographie) untersucht. Ergebnis: Die Wirksamkeit der Therapie einige Wochen nach Therapiebeginn hängt mit bereits vor der Behandlung bestimmten quantitativen Werten des Serotonintransporters zusammen. Dazu Studienleiter Univ. Prof. Siegfried Kasper von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie: „Mit der PET-Methode kann man die Belegung des Serotonin-Transporters durch SSRIs in verschiedenen Gehirnregionen der Patienten quantifizieren.“ Dies sei ein wichtiger Schritt in Richtung einer individualisierten Therapie, der weit über die Messung von Plasma-Konzentrationen hinausgehe.
APA/NeuroImage

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2012