neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.09.2012 | Medizin

Mala­ria-Impf­stoff macht Erre­ger aggressiver

Die jetzt im Mäu­se­ver­such getes­tete Impf­stoff­sub­stanz AMA‑1, die in vie­len Imp­fun­gen gegen Mala­ria ent­hal­ten ist, för­dert offen­bar Gen-Ver­än­de­run­gen beim Erre­ger und macht ihn aggres­si­ver. Noch weiß man zwar nicht, ob die Imp­fung mit AMA‑1 beim Men­schen sol­che Fol­gen hat; es ist jedoch nicht aus­zu­schlie­ßen. Mög­li­cher­weise exis­tiert die­ser Effekt sogar auch bei ande­ren Infek­ti­ons­krank­hei­ten.
APA/​PloS Biology

Neuer Grip­pe­er­re­ger in See­hun­den entdeckt

Ein in fünf See­hun­den ent­deck­ter Grippe-Erre­ger könnte auch für Men­schen gefähr­lich wer­den. Der Influ­enza-Erre­ger des Stamms H3N8 ist bereits an Säu­ge­tiere ange­passt und besitzt Muta­tio­nen, die ihn leicht über­trag­bar machen. Eine neue Anpas­sung des von einem Vogel­grip­pe­vi­rus stam­men­den Virus befä­higt es dazu, ein Pro­tein in den Zel­len der mensch­li­chen Atem­wege anzu­grei­fen.
APA/​mBio

Licht in der Nacht begüns­tigt Depression

Eine US-ame­ri­ka­ni­sche Stu­die der Ohio State Uni­ver­sity in Colum­bus mit Hams­tern zeigt, dass Schla­fen im Däm­mer­licht die Lebens­freude schwin­den lässt. Die Hams­ter muss­ten vier Wochen lang bei acht­stün­di­gem Däm­mer­licht schla­fen. Dar­auf­hin zeig­ten die Tiere depres­si­ons­ähn­li­che Sym­ptome. Durf­ten die Hams­ter wie­der bei Dun­kel­heit schla­fen, kehrte die Lebens­freude zurück.
APA/​Molecular Psychiatry

Resis­ten­zen gegen HIV-Medikamente

Bei der 19. Inter­na­tio­na­len Aids­kon­fe­renz in Washing­ton wurde kürz­lich vor stei­gen­den Resis­ten­zen von HI-Viren gegen gän­gige Medi­ka­mente gewarnt. Das Phä­no­men betrifft vor allem Afrika. Alter­na­tive Medi­ka­mente ste­hen zwar zur Ver­fü­gung, sind jedoch in der Regel wesent­lich teu­rer. 90 Pro­zent der welt­weit rund 34 Mil­lio­nen HIV-Infi­zier­ten leben in Ent­wick­lungs- und Schwel­len­län­dern.
APA/​The Lancet

Nach Myo­kard­in­farkt: Stamm­zel­len bil­den neues Gewebe

Züri­cher Kar­dio­lo­gen konn­ten im Tier­ver­such erst­mals zei­gen, dass durch Infarkte geschä­dig­tes Herz­ge­webe mit umpro­gram­mier­ten Stamm­zel­len ersetzt wer­den kann. Seit Jah­ren wer­den Pati­en­ten nach einem Myo­kard­in­farkt Stamm­zel­len aus dem Kno­chen­mark in den geschä­dig­ten Herz­mus­kel inji­ziert in der Hoff­nung, dass sie sich dort in neue Gefäß- und Mus­kel­zel­len ver­wan­deln. Der bahn­bre­chende Erfolg blieb bis­her aus. Nun konn­ten For­scher an der Züri­cher Kli­nik für Kar­dio­lo­gie diese Umwand­lung bei Schwei­nen erst­mals über län­gere Zeit nach­wei­sen. Vor einer kli­ni­schen Anwen­dung beim Pati­en­ten müs­sen jedoch noch wich­tige Fra­gen geklärt wer­den. So wird bei­spiels­weise befürch­tet, dass die tei­lungs­fä­hi­gen Stamm­zel­len Tumore bil­den könn­ten.
APA/​Circulation


Alko­hol in der Schwan­ger­schaft: Schä­den bei Kin­dern vielfältiger

Die Schä­den bei unge­bo­re­nen Kin­dern durch Alko­hol in der Schwan­ger­schaft sind viel­fäl­ti­ger als bis­her ange­nom­men. Vor allem die Stö­run­gen des zen­tra­len Ner­ven­sys­tems sind alar­mie­rend hoch. US-ame­ri­ka­ni­sche For­scher haben 101 chi­le­ni­sche Schwan­gere, die bei der Erst­un­ter­su­chung anga­ben, täg­lich zirka 48 Gramm Alko­hol zu sich zu neh­men, für eine Stu­die aus­ge­wählt. 80 Pro­zent der trin­ken­den Frauen brach­ten Kin­der mit min­des­tens einer Anoma­lie zur Welt. Stö­run­gen des Ner­ven­sys­tems tra­ten bei 44 Pro­zent auf. Außer­dem zeig­ten die Kin­der häu­fi­ger Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten sowie Lern- und Sprach­pro­bleme. Äußere Sym­ptome wie gerin­ger Kopf­um­fang, ein flach wir­ken­des Mit­tel­ge­sicht sowie eine schmale Ober­lippe stell­ten die Wis­sen­schaf­ter sel­te­ner fest als erwar­tet. Da diese äußer­li­chen Anzei­chen bis­her ein wich­ti­ger Anhalts­punkt bei der Dia­gnose des Feta­len Alko­hol­syn­droms (FAS) waren, wur­den in der Ver­gan­gen­heit mög­li­cher­weise viele Kin­der mit neu­ro­lo­gi­schen Pro­ble­men falsch dia­gnos­ti­ziert.
APA/​Alcoholism: Cli­ni­cal & Expe­ri­men­tal Research

Mul­ti­ple Skle­rose: Wir­ken Medikamente?

Eine sta­tis­ti­sche Stu­die von kana­di­schen Ärz­ten bezwei­felt die Wirk­sam­keit von Inter­fe­ron beta bei Mul­ti­pler Skle­rose. Inter­fe­ron beta war die erste Wirk­sub­stanz, mit der eine Reduk­tion der Schub­rate um rund 30 Pro­zent nach­ge­wie­sen wurde. Die neue sta­tis­ti­sche Ana­lyse von 2.656 Pati­en­ten­da­ten ergab das Gegen­teil. Die Kran­ken­ak­ten wur­den auf Hin­wei­sen aus­ge­wer­tet, wie lange es trotz einer Behand­lung mit Inter­fe­ron beta dau­ert, bis die Pati­en­ten unter schwe­ren Behin­de­run­gen lei­den. Die Exper­ten behaup­ten, es sei keine Ver­zö­ge­rung des Krank­heits­ver­lau­fes durch die Gabe von Inter­fe­ron beta nach­weis­bar. Aller­dings sind die Resul­tate nicht unum­strit­ten; man­gelnde Beweise für die Wirk­sam­keit eines Mit­tel seien noch kein Nach­weis für des­sen Unwirk­sam­keit.
APA/​JAMA

US-Jugend­li­che sorg­lo­ser bei Aids

Jähr­lich infi­zie­ren sich in den USA rund 50.000 Men­schen mit dem HI-Virus. Etwa vier von zehn der Infi­zier­ten sind jün­ger als 30. Wis­sen­schaft­ler des US-ame­ri­ka­ni­schen Zen­trums für Infek­ti­ons­kon­trolle CDC (Cen­ter of Dise­ase Con­trol) fan­den her­aus, dass die Zahl der Jugend­li­chen, die beim Sex ein Kon­dom benut­zen, gesun­ken ist: Waren es 2003 noch 63 Pro­zent, so sind es 2011 nur noch 60 Pro­zent gewe­sen, die sich mit einem Kon­dom vor einer Infek­tion schüt­zen. Außer­dem sagen weni­ger Jugend­li­che, dass sie Aids als schwer­wie­gen­des Gesund­heits­pro­blem sehen, erklärte Kevin Fen­ton vom CDC.
APA

In Pfle­ge­fa­mi­lien: ver­bes­serte Hirn­ent­wick­lung bei Kindern

Eine Stu­die belegt, dass Heim­kin­der, die in eine Pfle­ge­fa­mi­lie zie­hen, einen beträcht­li­chen Schub in der Hirn­ent­wick­lung machen. For­scher der Har­vard Uni­ver­si­tät und des Bos­to­ner Kin­der­kran­ken­hau­ses haben eine Unter­su­chung mit rumä­ni­schen Kin­dern durch­ge­führt. Unter­sucht wur­den 20 nor­mal auf­wach­sende Kin­der sowie 54 rumä­ni­sche Heim­kin­der. 25 der Heim­kin­der wur­den für einen Umzug in Pfle­ge­fa­mi­lien aus­ge­wählt. Im Alter zwi­schen acht und elf Jah­ren wur­den die Gehirne aller Kin­der gescannt. Die Heim­kin­der wie­sen wesent­lich weni­ger graue und weiße Sub­stanz im Gehirn auf als jene Kin­der, die in ihren eige­nen Fami­lien auf­ge­wach­sen sind. Die Pfle­ge­kin­der hin­ge­gen hat­ten zwar eben­falls hin­ge­gen hat­ten zwar eben­falls ein gerin­ge­res Volu­men an grauer Sub­stanz, aber genauso viel weiße Sub­stanz wie die nor­mal auf­wach­sen­den Kin­der.
APA/​Proceedings

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 17 /​10.09.2012