neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.03.2012 | Medizin


Titanring bei undichten Aortenklappen

Mit einem neu entwickelten Titanring können undichte Aortenklappen dauerhaft erhalten werden. Somit kann der Ersatz einer Herzklappe vermieden werden. Der knapp 800 Euro teure Titanring kann eine defekte Aortenklappe einschnüren und abdichten. Operationen mit Ringen sind bisher bereits an der Mitralklappe und der Trikuspidalklappe üblich.
APA

Neuer Krankheitserreger identifiziert

Forscher der Universität Zürich haben einen neuen Krankheitserreger identifiziert: Streptococcus tigurinus. Das Bakterium, das anderen Streptokokken ähnelt, wurde aus dem Blut von Patienten mit Herzklappenentzündung und Hirnhautentzündung isoliert. Die Forscher vermuten, dass der Keim über Zahnfleisch-Verletzungen ins Blut gelangen kann.
APA/International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology

Selbstauflösender Stent eingesetzt

Erstmals in Österreich wurde am AKH Linz einem 58-jährigen Patienten ein bio-resorbierbarer Stent aus Polylactid in ein Herzkranzgefäß eingesetzt. Das Implantat löst sich innerhalb von zwei Jahren völlig auf; zurück bleibt ein strukturell und funktionell normales Herzkranzgefäß. Bisher wurden rund 500 der bio-resorbierbaren Stents, die darüber hinaus beschichtet sind, implantiert.
APA


Neue Impfmethoden durch Schlüsselprotein

Forscher haben einen neuen Mechanismus zum Ankurbeln der Immunreaktion nach einer Impfung entdeckt. Diese Art der Immun-Alarmierung wird erst in Gang gesetzt, wenn ein Virus bereits bestimmte Körperzellen getötet hat. Sterben diese Zellen ab, wird unter anderem das Eiweiß Interleukin 33 (IL-33) freigesetzt, welches benutzt werden könnte, um mit einer Impfung die Immunabwehr zu verstärken.
APA/Science

Bei Depressiven: Ruhe-Netzwerk des Gehirns beeinträchtigt

Menschen mit Depressionen leiden offensichtlich an einem Mangel der hemmenden Wirkung der Serotonin 1A-Rezeptoren, was dazu führt, dass diese Patienten praktisch nie zur Ruhe kommen können. Dies haben Studienleiter Rupert Lanzenberger und Andreas Hahn von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am AKH Wien in Zusammenarbeit mit Wissenschaftern der Universitätsklinik für Nuklearmedizin sowie vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik herausgefunden. Die Gehirnregionen im Default-Mode-Netzwerk – auch Ruhestands-Netzwerk genannt – sind dann aktiv, wenn sich der Mensch in einem Zustand äußerer Ruhe befindet oder seine Gedanken schweifen lässt. Moduliert wird die Aktivität durch den Serotonin 1A-Rezeptor. Diese Regulation ist bei Menschen mit Depressionen beeinträchtigt. Die Wissenschafter erwarten sich dadurch neue Möglichkeiten für die Erforschung und Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie und Angsterkrankungen auf molekularer Ebene.
APA/Proceedings of the National Academy of Sciences

Sectio erhöht Risiko für Typ 1-Diabetes

Kinder, der Vater oder Mutter an Typ 1-Diabetes leidet und die per Kaiserschnitt entbunden wurden, haben ein Risiko von 4,8 Prozent, bis zum zwölften Lebensjahr an Diabetes zu erkranken. Gibt es eine familiäre Vorbelastung und die Kinder kommen auf natürlichem Weg zur Welt, beträgt das Risiko 2,2 Prozent. Forscher der Technischen Universität München haben den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Entwicklung der Erkrankung bei 1.650 Kindern aus Risikofamilien untersucht. Sie wurden von Geburt an durchschnittlich elf Jahre lang beobachtet. Das mehr als doppelt so hohe Diabetes-Risiko bei einer Sectio zeigte sich unabhängig davon, ob es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft, eine Frühgeburt oder um das Erstgeborene handelte. „Eine Erklärung für diese Ergebnisse ist die Tatsache, dass die Entbindung per Kaiserschnitt auf die Beschaffenheit der kindlichen Darmflora und damit auf das Immunsystem einwirkt“, so Studienleiterin Anette-Gabriele Ziegler. Das könne dazu führen, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richte. Die Darmflora dieser Kinder sei der gestörten Darmflora von Diabetikern ähnlich; so finden sich beispielsweise weniger Bifido-Bakterien.
APA/Diabetes


Herzrhythmusstörungen und biologische Uhr: Zusammenhang nachgewiesen

Wissenschafter um Mukesh Jain von der US-amerikanischen Universität Case Western Reserve in Cleveland (Ohio) konnten erstmals einen molekularen Zusammenhang zwischen Herz-Rhythmusstörungen und der „biologischen Uhr“ feststellen. Ein Übertragungsfaktor namens Klf15 kontrolliert mittels eines Proteins den Zufluss von Kalium in die Herzmuskelzellen und auch den 24-Stunden-Rhythmus. Die Forscher züchteten nun genetisch veränderte Mäuse: Bei einer Gruppe fehlte der Faktor Klf15 ganz, die andere hatte zu viel Klf15 im Körper. Bei beiden Gruppen zeigte sich ein erhöhtes Risiko der Mäuse, an Herz-Rhythmusstörungen zu sterben. Nun muss noch nachgewiesen werden, dass dies auch beim plötzlichen Tod an Herzrhythmusstörungen beim Menschen eine Rolle spielt.
APA/Nature

Nanopartikel stören Eisenaufnahme

Werden Nanopartikel aus Polystyrol in einer hohen Dosis oral aufgenommen, kommt es in Kulturen, die aus menschlichen Darmzellen bestehen, zu einem gesteigerten Eisentransport. Die Forscher um Michael L. Shuler von der US-amerikanischen Cornell-Universität in Ithaca (New York) verwendeten für ihre Untersuchungen 50 Nanometer große Partikel. Bei Experimenten mit Hühnern wiederum zeigten sich Unterschiede in der Eisenaufnahme, je nachdem ob sie über mehrere Wochen Nanopartikel im Futter (chronisch) oder einmalig direkt (akut) in den Dünndarm verabreicht erhielten. Bei der akuten Gabe war die Eisenaufnahme im Darm geringer als bei den Hühnern, die keine oder über mehrere Wochen Nanopartikel erhalten hatten. Jene Vögel, die über einen längeren Zeitraum Polystyrol-Teilchen aufnahmen, wiesen Veränderungen an der Darmschleimhaut auf. Diese hätten die Oberfläche für die potenzielle Eisenaufnahme im Darm vergrößert. Laut den Wissenschaftern sind jedoch weitere Studien notwendig, um Rückschlüsse auf die Wirkung von Nanopartikeln ziehen zu können.
APA/Nature Nanotechnology

Schon Säuglinge handeln gezielt

Schon vier Monate alte Babys kontrollieren ihre Augenbewegungen präzise. Mit dem „Eye-Tracker“ haben Forscher des Frankfurt Institute for Advanced Studies und der Goethe-Universität Frankfurt die Augenbewegungen von Säuglingen, mit denen die Kinder einen Computer gesteuert haben, untersucht. Wenn die Babys einen roten Punkt fixierten, erschien ein Tierbild und ein Ton war zu hören. „Sechs bis acht Monate alte Säuglinge lernten sehr schnell, mit ihrem Blick auf den roten Knopf das Tierbild abzurufen. Innerhalb einer Minute holten die sechs Monate alten Säuglinge das Bild mit ihrem Blick rund 15 Mal“, erklärten die Forscher des Frankfurter Instituts. Bisher konnte man gezielte Handlungen von Säuglingen nur durch Zeigen oder das Drücken von Schaltern nachweisen.
APA/PLoS One

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2012