neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.04.2012 | Medizin


Schweiz: psychische Störungen weit verbreitet

Jeder sechste Schweizer leidet an einer psychischen Störung. Von den 17 Prozent der Betroffenen sind vier Prozent schwer, 13 Prozent mittel belastet, wie das Schweizerische Gesundheitsobservatorium bekannt gab. Frauen und jüngere Menschen leiden öfter an psychischen Störungen als Männer und Ältere. Depressionen mit einer schwachen Symptomatik haben vor allem Frauen und ältere Menschen.
APA

In Zeiten der Hungersnot: mehr Mädchen geboren

Rund ein Jahr nach dem Beginn der Hungersnot 1959 in China kam es zu einem abrupten Rückgang von männlichen Babys. Erst 1963, zwei Jahre nach dem Ende der Hungersnot, kam es zu einem schnellen Anstieg der männlichen Neugeborenen. Einer Theorie zufolge könnten Mädchen grundsätzlich anspruchsloser sein und schlechte Zeiten eher überleben als Buben.
APA/Proceedings

Valium-Effekt genauer geklärt

Erstmals wurde ein dreidimensionales Modell für die Rezeptoren der GABA (Gamma-Amino-Butter-Säure), wo Benzodiazepine, Barbiturate, neuroaktive Hormone, Anästhetika und Muskelrelaxantien ansetzen, entwickelt. Die Rezeptoren sind Chloridkanäle, die sich aus Untereinheiten zusammensetzen. Die räumliche Struktur auf atomarer Ebene wurde noch nicht bestimmt.
APA/Nature Chemical Biology

Tumorwachstum: bremsendes Gen entdeckt

Bei Glioblastomen haben Forscher aus Hannover ein Gen entdeckt, das Tumorunterdrückend wirkt. In Versuchen konnte überdies gezeigt werden, dass Tumorzellen mit einem intakten Gen weniger schnell wachsen. Die Wirkungsweise des neuen Gens könnte in Zukunft bei der Entwicklung von neuen Chemotherapeutika eine Rolle spielen.
APA/Brain

Zahl der Demenzkranken: Verdopplung bis 2030

In den nächsten 18 Jahren wird sich die Zahl der Demenzkranken auf 66 Millionen beinahe verdoppeln, warnte die WHO (Weltgesundheitsorganisation) vor Kurzem. Bis 2050 ist sogar mit 115 Millionen Betroffenen zu rechnen. Für Österreich bedeutet das bis 2050 eine Verdopplung der Demenzkranken von derzeit 120.000 auf 269.000. In dem von der WHO erstellten Bericht heißt es unter anderem, dass selbst in reichen Ländern eine Demenz bei bis zu der Hälfte aller Fälle erst viel zu spät erkannt werde. „In vielen Ländern ist das öffentliche Interesse an der Behandlung der Krankheit und die Bereitschaft zur Hilfe für die Betroffenen immer noch sehr gering“, erklärte der Direktor der Internationalen Organisation für Alzheimer-Forschung, Marc Wortmann. 58 Prozent der von Demenz Betroffenen leben in Ländern mit einem „geringen bis mittleren Einkommen“, heißt es im Bericht weiter. Darüber hinaus seien die Gesundheitssysteme oft aufgrund der zunehmenden Zahl an Demenzkranken wegen der steigenden Lebenserwartung weit überfordert.
APA

Diabetes mellitus durch Schlafmangel

Schlafmangel und unregelmäßige Ruhezeiten führen dazu, dass der Ruheumsatz des Stoffwechsels nachlässt. Forscher um Orfeu Buxton vom Brigham and Women’s Hospital in Boston (Massachusetts) untersuchten 21 Probanden sechs Wochen lang in einem Krankenhaus; dabei wurden die Wach- und Schlafzeiten gezielt beeinflusst. So durften die Teilnehmer in den ersten Tagen zehn Stunden nachts schlafen. Dann reduzierten die Forscher drei Wochen lang die Schlafzeiten auf 5,6 Stunden pro 24 Stunden, wobei die Teilnehmer zu unterschiedlichen Zeiten schlafen mussten. Die Stoffwechselleistung war demnach so stark reduziert, dass sie bei den Probanden – auf ein Jahr hochgerechnet – eine Gewichtszunahme von fast sechs Kilogramm zur Folge gehabt hätte. Außerdem wurde bei den Probanden nach einer Mahlzeit ein höherer Glucose-Gehalt im Blut gemessen, was darauf zurückzuführen ist, dass die Beta-Zellen weniger Insulin produzieren. Bei einigen Teilnehmern erreichte der Blutzucker Werte, die einem Prädiabetes entsprechen. Nachdem die Probanden neun Tage regelmäßig und ausreichend geschlafen hatten, verschwanden alle Auffälligkeiten wieder.
APA/Science Translational Medicine

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2012