neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.02.2012 | Medizin


M. Alzheimer wandert wie Infektion

Das bei M. Alzheimer nicht normal funktionierende Tau-Protein wandert durch das Gehirn, indem es von einem Neuron zum anderen „springt”. Dies geht aus Tierversuchen mit genetisch veränderten Mäusen an der New Yorker Columbia-Universität hervor. Diese Erkenntnisse könnten nach Angaben der Forscher dabei helfen, die Ausbreitung der Krankheit hinaus zu zögern.
APA/PLoS One

Männliche Raucher bauen geistig rascher ab

Rauchende Männer schneiden bei sämtlichen Tests zu geistigen Fähigkeiten schlechter ab als Nichtraucher. Dazu wurden mehr als 5.000 Männer und 2.100 Frauen rund 25 Jahre hindurch beobachtet. Bei Frauen wurde dieser Effekt nicht festgestellt. Vermutlich spielt hier die durchschnittlich höhere Zahl der täglich konsumierten Zigaretten eine Rolle.
APA/Archives of General Psychiatry

Auch Buben gegen HPV impfen

Seit Kurzem empfiehlt das US-amerikanische CDC (Centers for Disease Control) die Impfung gegen Humane Papillom-Viren (HPV) auch bei Buben. Für Mädchen gibt es diese Impfempfehlung in den USA bereits seit 2006. Die Impfung wird im Alter zwischen elf und zwölf Jahren empfohlen; außerdem eine Impfung der 22- bis 26-Jährigen, wenn sie homosexuell sind oder ein abgeschwächtes Immunsystem haben.
APA

Nasenspray gegen Angstattacken

Deutsche Wissenschafter haben das intranasal verabreichte Protein Neuropeptid S (NPS) bei Mäusen erfolgreich gegen Angstattacken eingesetzt. Bereits 30 Minuten nach der Aufnahme über die Nasenschleimhaut erreichten geringe Mengen von NPS das Gehirn der Mäuse. Vier Stunden später konnte die anxiolytische Wirkung nachgewiesen werden.
APA

Diabetes-Schulung am PC für Kinder

Ein neues elektronisches Diabetes-Schulungsprogramm unterstützt betroffene Kinder und Jugendliche im Umgang mit ihrer Krankheit. Das Programm „Vienna Online Diabetes Education“ (VIE-ODE) wurde von Marianne König im Rahmen ihrer Dissertation am Institut für Psychologie der Universität Graz entwickelt und am AKH Wien evaluiert. Dabei geht es etwa um Fragen wie „Wieso habe ich Diabetes?”, „Wie muss ich mich ernähren?” oder „Wie vertragen sich Diabetes und Sport?”. Neben Multiple Choice-Fragen, Lernfolien und Quizfragen wird auch Memo-Technik zur Wissensvermittlung eingesetzt. Das Programm steht unter www.meduniwien.ac.at zum Download zur Verfügung.
APA


Ritalin®: Kardiologen fordern Blutdruck-Kontrollen

Methylphenidat (Ritalin®) erhöht möglicherweise den Blutdruck bei 80 Prozent der Patienten. „Das ist zwar meist nur geringfügig, aber bei Einzelnen steigt er auch stark und dauerhaft an”, so der Kinderkardiologe Martin Hulpke-Wette von der Deutschen Gesellschaft für Kinderkardiologie. Er schätzt, dass in Deutschland bereits rund 700.000 Kinder an Hypertonie leiden – meist unentdeckt. Hulpke-Wette fordert daher eine gründliche Anamnese vor der Behandlung und einen Check im Drei-Monats-Abstand ein. Im Dezember 2011 hatte der Hersteller des ADHS-Medikaments Strattera® gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in einem Rote-Hand-Brief auf einen deutlich stärkeren Blutdruckanstieg bei einem Teil der Patienten hingewiesen. Ärzte sollten daher Menschen mit schweren Herzproblemen das Präparat nur eingeschränkt verschreiben. Dies hat insbesondere angesichts der Tatsache, dass ADHS-Medikamente seit einiger Zeit auch erwachsenen Personen verschrieben werden dürfen, Bedeutung. Oftmals nehmen Erwachsene in Stresszeiten diese Substanzen auch als „Wachmacher” ein.

Mütterliche Unterstützung stärkt Hippocampus

Wenn Kleinkinder von der Mutter stark unterstützt werden, ist der für Gedächtnis, Emotionen und Stressbewältigung zuständige Hippocampus bei Schulkindern größer. Forscher um Joan Luby von der Universität St. Louis unterzogen 92 Kinder zwischen drei und sechs Jahren unterschiedlichen psychologischen Tests. Bei einem Stresstest erhielten die Kinder ein bunt verpacktes Geschenk in ihrer Reichweite, durften es aber erst nach acht Minuten öffnen. Die Forscher bewerteten sowohl die Reaktionen der Kinder als auch die Hilfe, Zuwendung und Unterstützung der Mutter während der Wartezeit mit Hilfe eines Punktesystems. Durchschnittlich drei Jahre später wurde die Größe des Hippocampus der Kinder mittels MRT gemessen. Diese ist zwar vom Geschlecht der Kinder, jedoch nicht durch das Alter oder die soziale Stellung der Eltern geprägt. Hingegen entdeckten die Forscher einen starken statistischen Zusammenhang mit dem beim vorherigen Test ermittelten „Zuwendungs-Index”. Laut den Forschern zeige dies, dass die Zuwendung und Unterstützung durch die Mutter wichtige Gehirnregionen anregt und ihre Entwicklung fördert.
APA/Proceedings

Exemestan schädigt Knochen

Exemestan, ein selektiver Aromatasehemmer, der bei fortgeschrittenem Brustkrebs eingesetzt wird, verringert die Knochendichte. Das geht aus einer kanadischen Studie des University Health Network in Toronto hervor. Die Forscher um Angela Cheung stellten die Knochendichte von 351 Frauen nach der Menopause, die Aromasin® eingenommen hatten, fest. Durch den Aromatase-Inhibitor konnte zwar das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, deutlich reduziert werden. Allerdings nimmt die Knochendichte an häufigen Frakturstellen wie etwa dem Handgelenk erheblich ab und das Risiko für Frakturen steigt. Die Forscher empfehlen, den Nutzen von Exemestan zur Brustkrebsprävention gegen das Knochenbruchrisiko abzuwägen. Weiters sollen neben regelmäßigen Kontrollen der Knochen auch eine ausreichende Vitamin D- und Calcium-Zufuhr durchgeführt werden.
APA/The Lancet Oncology

Massage nach Training beschleunigt Heilung

Nach einem anstrengenden Training kann eine Massage die Heilung von verletzten Muskeln fördern, wie eine Untersuchung von Wissenschaftern der kanadischen McMaster-Universität in Hamilton/Ontario zeigt. Elf gesunde Männer wurden einem extremen Radfahr-Training unterzogen und danach die Haut über den beiden vorderen Oberschenkelmuskeln mit Öl eingerieben; massiert wurde jedoch nur ein Bein für zehn Minuten. Gleich im Anschluss sowie zweieinhalt Stunden später wurden vom M. quadriceps femoris Gewebsproben entnommen. Die Muskeln wurden durch die Massage nicht von Laktat befreit. Vielmehr sind dadurch Stoffe entstanden, die den Muskelzellen bei der Produktion von neuen Mitochondrien helfen. Ebenso wurden auch Entzündungszeichen gehemmt. Neuesten Forschungen zufolge wird Muskelkater durch feinste Verletzungen im Gewebe ausgelöst.
APA/Science Translational Medicine

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2012