Intrin­sisch sym­pa­tho­mime­ti­sche Akti­vi­tät (ISA) von Betablockern

25.09.2012 | Medizin

In Ergän­zung zum State-of-the-Art-Arti­kel „Beta-Blo­cker und arte­ri­elle Hyper­to­nie“ von Bernd Eber und Tho­mas Weber, der in der ÖÄZ vom 25.6.2011 erschie­nen ist, wird im Fol­gen­den zur genaue­ren Dif­fe­ren­zie­rung auf die intrin­si­sche sym­pa­tho­mime­ti­sche Akti­vi­tät (ISA) der ver­schie­de­nen Beta-Blo­cker eingegangen.

Beta-Blo­cker hem­men die Effekte auf die ein­zel­nen Beta-Rezep­to­ren (ß1, ß2, ß3 und mög­li­cher­weise auch ß4; unter­schied­lich ver­teilt in den Gewe­ben) in ver­schie­de­ner Stärke. Eine ß1-hem­mende Wir­kung bezeich­net eine starke blo­ckie­rende Effek­ti­vi­tät auf das Herz („kar­dio­se­lek­tiv“), die ant­ago­nis­ti­sche Wir­kung auf den ß2-Rezep­tor ist von Beta-Blo­cker zu Beta-Blo­cker unter­schied­lich (indi­vi­du­elle ß1:ß2-Ratio zum Bei­spiel Nebi­vo­lol 41, Biso­pro­lol 16, Meto­pro­lol 11, Car­ve­di­lol 0,7).

Eine ISA bedeu­tet, dass ein Beta-Blo­cker unter bestimm­ten Bedin­gun­gen auch eine mess­bare ago­nis­ti­sche Wir­kung an einem oder meh­re­ren Rezep­to­ren (ß1, ß2, ß3) auf­weist. Die­ser Begriff ist schon lange bekannt – schon zu Zei­ten, als der ß3-Rezep­tor noch nicht ent­deckt war. Diese ISA ist unab­hän­gig vom ant­ago­nis­ti­schen Effekt an den ß1- oder ß2-Rezep­to­ren, obwohl die hem­mende Wir­kung meist domi­nie­rend ist. Eine ß1-ISA (zum Bei­spiel Celi­pro­lol, Pin­do­lol, Oxp­re­no­lol) bedeu­tet ago­nis­ti­sche Effekte bei nied­ri­gem Sym­pa­thi­ko­to­nus wie etwa im Schlaf und eine ant­ago­nis­ti­sche Wir­kung bei höhe­rem Tonus. Beta-Blo­cker mit ß1-ISA haben zwar güns­tige Stoff­wech­sel­ef­fekte (Glu­kose, Lipide) und eine fast feh­lende Bra­dy­kar­di­sie­rung in Ruhe, bei kli­ni­schen End­punkt­stu­dien zeigte sich jedoch kein oder sogar ein ungüns­ti­ger Effekt. Diese Beta-Blo­cker haben daher heute keine Bedeu­tung mehr.

Nebi­vo­lol als Beta-Blo­cker der drit­ten Gene­ra­tion besitzt neben einer hohen ß1-Selek­ti­vi­tät eine ago­nis­ti­sche Wir­kung am ß3-Rezep­tor im Gefä­ßen­do­thel und an der Myo­kard­zelle, die eine NO-Frei­set­zung bewirkt. Inwie­weit eine ISA am ß2-Rezep­tor im Gefä­ßen­do­thel an die­ser NO-Frei­set­zung betei­ligt ist, ist nicht voll­kom­men geklärt. Nebi­vo­lol ent­fal­tet hin­ge­gen keine ISA am ß1-Rezeptor.

Zusam­men­fas­send gehö­ren die moder­nen Beta-Blo­cker wie Biso­pro­lol, Car­ve­di­lol, Meto­pro­lol und Nebi­vo­lol zum the­ra­peu­ti­schen Stan­dard bei arte­ri­el­ler Hyper­to­nie und schei­nen kli­nisch trotz ver­schie­de­ner phar­ma­ko­lo­gi­scher Dif­fe­ren­zen ver­gleich­bar zu sein.

Lite­ra­tur beim Verfasser

*) Univ. Prof. Dr. Bernd Eber, Kli­ni­kum Wels, Abtei­lung für Innere Medi­zin II mit Kar­dio­lo­gie und Intensivmedizin

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 18 /​25.09.2012