Standpunkt – Vize-Präs. Günther Wawrowsky: „Leistungserbringer“

25.01.2011 | Standpunkt

„Leistungserbringer“

(c) Foto Weinwurm

Alle wollen sie: die Gesundheitsreform! Nur jeder nach seiner Fasson. Für mich war bisher immer klar, dass man Gesundheit erhalten, bewahren oder wiederherstellen kann. Offenbar kann sie auch reformiert werden – wo doch so kluge Köpfe eben dieses einfordern.
Aber liegt es den so Verantwortungsvollen wirklich an der Gesundheit, dem Wohlbefinden der Landesbürger? Oder steht in Wirklichkeit nicht Machterhalt über Arbeitsplatzsicherung, Spaß an der Macht über die Verwaltung enormer Finanzmittel, und doch hoffentlich nicht Machtgier zur Befriedigung persönlicher Eitelkeit im Vordergrund dieses Reformeifers?

Werfen wir doch einen Blick auf die nach Erneuerung Strebenden. Hier stehen die selbsternannten Financiers – eigentlich nur Geldverwalter – im Vordergrund. Auch wenn es manch einer nicht glauben mag: Es ist Geld der Versicherten, der Bürger dieses Landes und nicht das der Herren Finanzlandesräte oder derer im Hauptverband. Wobei die Bundes- und Landespolitik immerhin demokratisch legitimiert sind, weil deren Vertreter gewählt sind. Auch die Selbstverwaltung der Krankenkassen unterliegt einem demokratischen Wahlprozess. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger hingegen zeichnet sich an seiner Spitze durch politisch eingesetzte Parteidiener aus, die für fünf Jahre bestellt und auswechselbar sind.

Dieses Szenario der „Zahler“ sieht sich nun auch sachlich hochbefugt und richtungsweisend. Brave Parteidiener, durchaus gebildet, aber in medizinischen, die Gesundheit betreffenden Belangen reichlich unbedarft, steuern sie das Schiff „Gesundheit in Österreich“. Ärztinnen oder Ärzte sind kaum dabei.

Aber gerade über deren Arbeitsbedingungen wollen sie freihändig entscheiden. Kluge lassen sich noch beraten. Masterplaner wissen es ohnehin besser. Bauen sie doch auf ihre Beziehungen zur hohen Politik und glauben, so die Vernunft überspielen zu können. Was übrigens schon andere, deren Namen man nun in parteipolitischen Jahrbüchern lesen kann, früher versucht haben. Das alles, um Macht zu gewinnen, zu erhalten oder die eigene Eitelkeit befriedigen zu können.

Gesundheit ist ihnen sicher wichtig, vor allem die eigene. Was aber jene dabei empfinden, die sich um Gesundheit und Krankheit von anderen sorgen – nämlich die Ärztinnen und Ärzte – interessiert sie kaum. Wir werden in deren Masterplänen zu „Leistungserbringern“ herabgewürdigt, als Ausdruck besonderen „Respekts“.

Und darum ganz klar und in aller Deutlichkeit: Wir Ärztinnen und Ärzte sind keine Leistungserbringer! Wir bemühen uns und kümmern uns um die Patientinnen und Patienten, um deren Gesundheit und deren Krankheit. Das alles im höchst sensiblen medizinischen Versorgungsbereich! Wir zählen zu den am besten ausgebildeten Berufsgruppen des Landes! Der Versuch, unsere Leistungen abzuwerten, wird ins Auge gehen: in das der Politik und deren Statthalter, weil sie nicht mehr wählbar sind. Leider aber auch in das der Menschen dieses Landes, weil man uns Ärzte zwar immer brauchen wird, aber unsere „Leistungserbringung“ abseits der bisherigen Pfade erfolgen wird müssen.

Günther Wawrowsky
Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2011