Standpunkt – Präs. Walter Dorner: Vertrauen zählt

10.03.2011 | Standpunkt

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Es gibt Dinge im Leben, die man nicht kaufen, auch nicht erzwingen kann – wie Vertrauen etwa. Es ist einfach da: beim Kind ist es das Urvertrauen.

In einer Freundschaft, Partnerschaft oder sonstigen Beziehung wiederum ist es eine Größe, die sich langsam – oft über Jahre hindurch – allmählich entwickelt und dann auch festigt.

Ein solches Vertrauensverhältnis haben aber auch die Österreicherinnen und Österreicher zu ihren Hausärzten: In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup zum Vertrauensindex liegen die Hausärzte mit 8,1 von zehn möglichen Punkten an der Spitze – eine Bestätigung dafür, wie gut die Beziehung zwischen Arzt/Ärztin und Patient funktioniert.

Dieses Umfrageergebnis ist etwas, worauf wir Ärztinnen und Ärzte zu Recht stolz sein können: Unbeirrt von den immer größer werdenden Belastungen durch Administration und Dokumentation widmen wir uns tagtäglich den medizinischen und sonstigen Problemen unserer Patienten, und das rund um die Uhr und auch am Wochenende. Vertrauensbildende Maßnahmen in unseren Ordinationen setzen wir Millionen Male im Jahr, jeden Tag auf’s Neue.

Wenn ich daran denke, wie viel Geld in so manche Werbekampagnen gesteckt wird, um ein Image zu verbessern, Umfragewerte zu steigern. Das müssen wir Ärztinnen und Ärzte nicht. Bei uns zählt die Art der Behandlung sowie die menschliche Qualität, die mit keinerlei Parameter zu bewerten ist. Man kann sie nur daran erkennen, wenn der Patient wiederkommt, weil er sich gut betreut fühlt.

Die Zahlen dazu lassen nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig, wie ein Beispiel zeigt: Im Jahr 2010 gab es allein in den Wiener Spitälern 50 Millionen Behandlungen. Für diesen Zeitraum sind bei der Wiener Patientenanwaltschaft 1.300 Beschwerden eingegangen; 600 davon waren behandlungswürdig. Ich denke, dass schon allein diese Zahlen eine deutliche Sprache sprechen: Würden die Menschen den Ärzten in diesem System nicht vertrauen, würden sie nicht hingehen. Ganz einfach.

Auch wenn manche Medien – speziell im Hinblick auf die Auflage und mit besonderer Vorliebe auf der Titelseite – über Kunstfehler von Ärzten berichten, wird dies angesichts der realen Fakten zurecht gerückt. Noch dazu sind diese Medien, die solche Schlagzeilen liefern, nicht repräsentativ für das Auftreten und Verhalten der Ärzte insgesamt.

Gott sei Dank gibt es solche Indices wie den Vertrauensfaktor, die aufzeigen, wie die Werte in einem demokratischen System gewichtet sind. Und die Menschen in unserem Land lassen sich in ihrer Meinung über die Ärzte auch nicht dadurch, was ihnen von diversen Medien an Schreckensmeldungen über ärztliche Fehler präsentiert wird, beirren. Einen höheren Level als zufriedene Patienten kann ich mir nicht vorstellen.

Vertrauen kann man nicht kaufen. Man muss es sich mühevoll erwerben. Die österreichischen Hausärztinnen und Hausärzte haben dieses Vertrauen.


Walter Dorner

Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2011