Tur­nus-Eva­lu­ie­rung läuft: Jede Stimme zählt!

10.09.2011 | Politik


Mit dem kürz­lich erfolg­ten Start der Online-Eva­lu­ie­rung haben es die Tur­nus­ärzte selbst in der Hand: Mit ihrer Teil­nahme an der Umfrage kön­nen sie Defi­zite und Pro­bleme in ihrem Aus­bil­dungs­all­tag auf­de­cken und so einen ent­schei­den­den Bei­trag zur Ver­bes­se­rung ihrer Situa­tion leis­ten.

Von Marion Huber

Alt­be­kannt und den­noch stets aktu­ell ist die Debatte um die Aus­bil­dung der Tur­nus­ärzte in Öster­reich. Als Sys­tem­er­hal­ter miss­braucht, zu Hilfs­diens­ten ver­pflich­tet, mit Admi­nis­tra­ti­ons- und Doku­men­ta­ti­ons­auf­ga­ben über­häuft – der All­tag der Tur­nus­ärzte spie­gelt die Defi­zite in deren Aus­bil­dung wider. Um die tat­säch­li­che Situa­tion der jun­gen Medi­zi­ner zu erhe­ben, fiel im August der Start­schuss für eine öster­reich­weite Online-Umfrage – die erste in die­ser Bun­des­län­der-über­grei­fen­den Form. Mit der Durch­füh­rung und Orga­ni­sa­tion wurde das Ärzt­li­che Qua­li­täts­zen­trum mit Sitz in Linz beauf­tragt – ein Spe­zia­list für Befra­gun­gen und Eva­lu­ie­run­gen im Gesund­heits­be­reich. Das Ziel der Befra­gung ist ein­deu­tig: die Situa­tion der Tur­nus­ärzte wahr­heits­ge­mäß abbil­den und Pro­blem auf­de­cken, um sie zu lösen!

Ein­fach und anonym

Jeder Tur­nus­arzt und jede Tur­nus­ärz­tin wird zur Teil­nahme an der Umfrage ein­ge­la­den und hat es somit selbst in der Hand: Erst­mals kann damit jeder ohne gro­ßen Auf­wand und anonym seine Mei­nung äußern und dadurch einen ent­schei­de­nen Bei­trag zur Ver­bes­se­rung sei­ner Aus­bil­dungs­si­tua­tion leis­ten. Per E‑Mail oder Brief bekommt jeder Tur­nus­arzt eine Ein­la­dung zur Teil­nahme; die Adres­sen der jun­gen Medi­zi­ner wer­den von den Lan­des-Ärz­te­kam­mern zur Ver­fü­gung gestellt. Die Aus­sendung der Ein­la­dung an neue Tur­nus­ärzte erfolgt regel­mä­ßig, pro Quar­tal. Die Teil­neh­mer erhal­ten auf die­sem Weg ent­we­der einen direk­ten indi­vi­du­el­len Link zur Home­page (www.turnusevaluierung.at) oder – falls die Ein­la­dung per Post zuge­stellt wurde – ein Pass­wort, mit dem man sich auf der Home­page regis­trie­ren und so auf den Online-Fra­ge­bo­gen zugrei­fen kann. Damit wird sicher­ge­stellt, dass jeder Tur­nus­arzt eine Abtei­lung nur ein­mal bewer­ten kann.

Nach der Regis­trie­rung auf der Home­page steht dem teil­neh­men­den Tur­nus­arzt ein Fra­ge­bo­gen für das zuletzt abge­schlos­sene Fach zur Ver­fü­gung. In die­ser Phase kön­nen etwa Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­lich­keit, Orga­ni­sa­tion auf der Abtei­lung, Arbeits­be­las­tung sowie Wis­sens­er­werb und Wis­sens­er­wei­te­rung bewer­tet wer­den; eine Gesamt­be­ur­tei­lung und ein Fazit sol­len das Bild über die jewei­lige Abtei­lung letzt­lich ver­voll­stän­di­gen. Nach der Angabe von per­sön­li­chen Daten wie Alter und Geschlecht wird der Jung­arzt noch nach sei­nem aktu­el­len Fach und dem vor­aus­sicht­li­chen Zeit­punkt des Abschlus­ses gefragt. Diese Infor­ma­tion wird in der Folge dazu ver­wen­det, um dem Teil­neh­mer sei­nen Zugang zum Eva­lu­ie­rungs­bo­gen recht­zei­tig zuzusenden.

Im Laufe der vor­ge­se­he­nen Gesamt­lauf­zeit der Umfrage von drei Jah­ren sind immer wie­der Zwi­schen­be­richte geplant; eine erste Aus­wer­tung der gesam­mel­ten Daten in Berichts­form soll nach einem Jahr erfol­gen. Außer­dem erstellt das Ärzt­li­che Qua­li­täts­zen­trum spe­zi­fisch für jede Lan­des-Ärz­te­kam­mer Web-Reports; damit wird das jewei­lige Lan­des­er­geb­nis mit dem Öster­reich-Durch­schnitt ver­gli­chen und dazu in Rela­tion gesetzt. Die Län­der­kam­mern sol­len dar­über hin­aus ab Jän­ner 2012 mit­tels Link einen Zugang zu allen Daten der Eva­lu­ie­rung haben. Die Anony­mi­tät der Umfrage wird zu jedem Zeit­punkt im Pro­zess gewähr­leis­tet; auch für die Lan­des-Ärz­te­kam­mern sind ledig­lich anony­mi­sierte Datein ein­seh­bar. Damit haben weder die Ärz­te­kam­mern noch die betrof­fe­nen Abtei­lun­gen die Mög­lich­keit, Rück­schlüsse auf den Ursprung der Anga­ben zu ziehen.

Ein­ma­lige Chance nützen!

Durch die Eva­lu­ie­rung der Daten soll die Aus­bil­dungs­si­tua­tion der Tur­nus­ärzte in ganz Öster­reich umfas­send und wahr­heits­ge­treu abge­bil­det und dar­über hin­aus ein detal­lier­ter Ein­blick in den All­tag der Jung­me­di­zi­ner in ein­zel­nen Abtei­lun­gen gewon­nen wer­den. Die Teil­nahme an der Eva­lu­ie­rung stellt somit für jeden Tur­nus­arzt eine gute Mög­lich­keit dar, offe zu sagen, in wel­chen Ein­rich­tun­gen der Aus­bil­dungs­auf­trag erfüllt wird, aber auch wo es even­tu­ell Defi­zite gibt und woran es man­gelt und krankt. Die Obfrau der Bun­des­sek­tion Tur­nus­ärzte, Katha­rina Gor­don, ruft ein­dring­lich dazu auf, diese Mög­lich­keit auch zu nüt­zen: „Die Umfrage ist eine ein­ma­lige Chance für die betrof­fene Gruppe selbst, anonym und ohne direkte Kon­se­quen­zen, ihre Mei­nung zu äußern.“ Posi­ti­ves Feed­back zufrie­de­ner Jung­me­di­zi­ner ist hier ebenso gefragt wie nega­tive Beur­tei­lun­gen. Es geht schließ­lich darum, ein ehr­li­ches Bild der Gesamt­si­tua­tion zu zeich­nen. „Dar­über hin­aus erlaubt eine sol­che Eva­lu­ie­rung auch den Ver­gleich zwi­schen den aus­bil­den­den Häu­sern, was den Wett­be­werb för­dert. Das kann even­tu­ell auch zu einer Ver­bes­se­rung der Zustände in den bewer­te­ten Abtei­lun­gen füh­ren“, nennt Gor­don einen wei­te­ren Aspekt.

Wäh­rend Bewer­tun­gen der Aus­bild­ner in ande­ren Län­dern schon üblich und selbst­ver­ständ­lich sind, gibt es auf die­sem Gebiet in Öster­reich ein­deu­tig Nach­hol­be­darf. Auch hier­zu­lande sei es längst an der Zeit, mit einer Eva­lu­ie­rung der Aus­bil­dungs­ein­rich­tun­gen zu begin­nen, so Gor­don. „Nun wird der Spieß umge­dreht; jetzt erhal­ten die aus­bil­den­den Abtei­lun­gen ein­mal Zeug­nisse von den Tur­nus­ärz­ten, und nicht nur umge­kehrt“, bringt sie es auf den Punkt. Die Initia­tive jedes Ein­zel­nen ist somit somit gefragt. Denn: Umso reger die Teil­nahme an der Umfrage und umso zahl­rei­cher die Rück­mel­dun­gen, desto mehr Aus­sa­ge­kraft erhal­ten die erho­be­nen Daten.

Facts & Figu­res zum Ablauf der Evaluierung

  1. Ein­la­dung zur Teil­nahme – per E‑Mail oder Brief
  2. Zugang zur Umfrage über direk­ten Link oder Log-in mit Pass­wort auf www.turnusevaluierung.at
  3. Beant­wor­tung des Online-Fra­ge­bo­gens
    - Regis­trie­rung
    - Kern­fra­gen nach Bun­des­land, Kran­ken­haus, Abtei­lung…
    - Bewer­tung der Aus­bil­dung
    - Per­sön­li­che Anga­ben (Geschlecht, Alter…) und Abschlussfragen
  4. Jede Abtei­lung kann pro Tur­nus­arzt nur ein­mal bewer­tet werden.
  5. Daten­schutz und Anony­mi­tät sind jeder­zeit gewährleistet.
  6. Eva­lu­ie­rung und Report­ing erfol­gen laufend.
  7. Eine erste Aus­wer­tung in Bericht­form soll nach einem Jahr vorliegen.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 17 /​10.09.2011