neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

25.06.2011 | Politik


Großbritannien: Behinderte misshandelt

In Großbritannien wurden drei Männer und eine Frau wegen der brutalen Misshandlung von behinderten Bewohnern eines Pflegeheims nahe Bristol festgenommen. Mitarbeiter der BBC-Sendung „Panorama“ hatten im Heim mit versteckter Kamera gefilmt. Die private Betreiberfirma des Heims suspendierte 13 ihrer Mitarbeiter und kündigte eine interne Prüfung in ihren 56 Heimen an.

Haiti: 5.400 Cholera-Tote

Die Zahl der Cholera-Toten in Haiti ist mittlerweile auf 5.400 angestiegen. Seit Oktober 2010 haben sich insgesamt mehr als 330.000 Menschen infiziert; täglich kommen acht Tote und etwa 1.100 Infizierte hinzu. Mehrere Cholera-Behandlungszentren mussten wieder geöffnet werden, da die große Zahl an Patienten nicht bewältigt werden konnte.

UNO: HIV-Neuinfektionen rückgängig

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist in den letzten zehn Jahren um 25 Prozent gesunken, wie das Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) berichtet. Zurückgeführt wird dies auf „noch nie dagewesene Fortschritte“ bei Behandlung, Pflege und Vorsorge. Ende 2010 gab es weltweit 34 Millionen HIV-Infizierte; neun Millionen von ihnen hatten keinen Zugang zu einer adäquaten Therapie.

China: Karbolsäure im Trinkwasser

Weil ein Lastwagen mit 20 Tonnen Karbolsäure umgekippt war und diese in einen Fluss gelangte, hat mehr als eine halbe Million Menschen in Vororten der Stadt Hangzhou vorübergehend kein Trinkwasser. Die Trinkwasseranlagen wurden außer Betrieb genommen und Dämme geöffnet, um durch eine erhöhte Wasserzufuhr die Chemikalie aufzulösen. Die Konzentration der Karbolsäure im Trinkwasser war 900-fach erhöht.


Ärztekammer verurteilt BBC-Dokumentation über Suizid

Strikte Ablehnung kommt von der Ärztekammer Wien an dem von der BBC kürzlich ausgestrahlten Dokumentarfilm „Choosing To Die“, in welchem der freiwillige Tod eines schwerkranken Mannes aus nächster Nähe gezeigt wird. Dazu der Referent für Ethik und Palliativmedizin der Ärztekammer für Wien, Michael Peintinger: „Der Umstand, dass der Freitod eines Todkranken tatsächlich in den Medien mitverfolgt werden kann, ist aus ärztlicher und ethischer Sicht strikt abzulehnen.“ Es stelle sich auch die Frage, inwieweit ein Mensch für bestimmte Zwecke instrumentalisiert werden dürfe. In jedem Fall werde dabei die Menschenwürde des Sterbenden auf das Gröbste verletzt, was „in ethischem Sinn scharf zu verurteilen ist“, so Peintinger. Verantwortlich für den Film zeichnet der Euthanasie-Befürworter Terry Pratchett, der damit nicht nur in Großbritannien für heftige Kritik sorgt.

Patienten wollen Medikamente in der Ordination

Insgesamt 64 Prozent der österreichischen Bevölkerung wollen ihre Medikamente gleich in der Arztpraxis aus der ärztlichen Hausapotheke erhalten – so lautet das Ergebnis einer aktuellen Spectra-Umfrage zur ärztlichen Versorgung unter mehr als 900 Österreichern. Bei der Landbevölkerung ist der Zuspruch zum ärztlichen Dispensierrecht mit 72 Prozent sogar noch höher. Für den Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der ÖÄK, Günther Wawrowsky, ist das keine Überraschung: „Wenn die Patienten ihre Medikamente gleich bei ihrem Arzt erhalten, beschleunigt das nicht nur den Beginn der Therapie sondern erspart den Betroffenen auch zusätzliche Wege.“ Unterstützung dafür kommt von den Pensionistenvertretern Karl Blecha (S) und Andreas Kohl (V). Ihrer Ansicht nach sind Hausapotheken für die medizinische Versorgung „unverzichtbar“ und „absolut notwendig“.

Vorarlberg: Neuorganisation der Gesundheitsverwaltung?

Eine grundlegende Änderung der Organisation sowie eine Neuregelung der Aufgabenverteilung hat der Vorarlberger Landesrechnungshof in seinem jüngsten Prüfbericht zu den Gesundheitsabteilungen der vier Vorarlberger Bezirkshauptmannschaften angeregt. Das habe der Bundes-Rechnungshof bereits im Jahr 2000 vorgeschlagen; wieso die Umsetzung bis dato nicht erfolgt ist, konnte laut Prüfbericht keine der befragten Stellen beantworten. Mit den erbrachten Leistungen sei der Rechnungshof zwar zufrieden, die Rahmenbedingungen seien aber „nicht optimal“. So gebe es eine „Vielzahl an Schnittstellen, unterschiedlichster Aufgaben und rechtlicher Grundlagen“ sowie unklare Zuständigkeiten und uneinheitliches Vorgehen. Der Rechnungshof empfahl daher die Erstellung eines Handbuchs, um eine korrekte Abwicklung sicherzustellen. Die Landesregierung sagte in ihrer Stellungnahme zu, die Zusammenarbeit der Stellen kritisch zu überprüfen. Das „Handbuch öffentlicher Gesundheitsdienst“ sei den Ländern im Jahr 2010 übermittelt worden und das empfohlene Gesamtkonzept bereits in Arbeit.

Oberösterreich: Spitalsreform II einstimmig beschlossen

Der politische Lenkungsausschuss in Oberösterreich hat die oberösterreichische Spitalsreform II einstimmig beschlossen. Im Zuge dessen sollen die Kosten jährlich um bis zu 366 Millionen Euro gesenkt werden, was ein Kostendämpfungspotential von rund 2,3 Milliarden Euro bis 2020 bedeute. Die Reform sieht die Reduktion von Akutbetten um 778 (rund neun Prozent) und die Schließung von insgesamt vier Abteilungen vor; Kündigungen wird es nicht geben. Der Umsetzungsprozess soll Mitte des Jahres starten; ein jährlicher Bericht ist vorgesehen. Ab 2013 soll alle zwei Jahre eine Prüfung durch den Landesrechnungshof stattfinden.

Silbernes Ehrenzeichen der ÖÄK für HR Günter Holzer

An mehr als 60 ÖÄK-Kammertagen sowie an mehr als 300 ÖÄK-Vorstandssitzungen hat der Kammeramtsdirektor der Ärztekammer Vorarlberg, Günter Holzer, teilgenommen, wie ÖÄK-Präsident Walter Dorner zu Beginn der Laudatio betonte. Man schätze den kritischen Geist von Holzer, seine sachlichen Anregungen sowie sein großes Wissen.
Holzer wurde 1947 geboren, maturierte in Dornbirn und promovierte 1973 an der Universität zum Doktor der Rechte. Nach seiner Tätigkeit am Gericht, bei der Landesregierung sowie in der Vorarlberger Gebietskrankenkasse begann er in der Ärztekammer Vorarlberg am 1. Juli 1980. Als Kammeramtsdirektor – seit 1982 – sorgte er für eine moderne, Service-orientierte Kammer im Ländle. Die Finanzen insgesamt hatten es ihm immer angetan; besonders in der Zeit, als es um die Vermögenstrennung im Zuge des Ausscheidens der Zahnärzte aus der ÖÄK ging. Seit 2007 betreut er an der Seite von Präsident Peter Wöß das Referat für Senioren und Wohlfahrtsfonds-Angelegenheiten administrativ.
Dorner betonte, dass die „sachorientierte, unaufgeregte und ruhige Art sowie der solide Zugang auf der Grundlage eines Arztbildes von hohem Ethos“ der Ärztekammer fehlen werde. Und weiter: „Es ist mir eine besondere Freude, für den jahrzehntelangen, erfolgreichen Einsatz für die Ärzteschaft das ‚Silberne Ehrenzeichen der Österreichischen Ärztekammer’ zu überreichen.“
Günter Holzer bedankte sich bei allen Kollegen sowie bei „seinem“ Präsidenten, mit dem er 25 Jahre zusammen gearbeitet hat, folgendermaßen: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.“ AM

Volkswirtschaftlicher Schaden durch Präsentismus

Durch Präsentismus – also durch Mitarbeiter, die trotz Krankheit am Arbeitsplatz sind – entsteht einer deutschen Studie zufolge enormer volkswirtschaftlicher Schaden. Jährlich verringerten kranke Arbeitnehmer das BIP (Bruttoinlandsprodukt) um fast ein Zehntel (neun Prozent). So leisten kranke Beschäftigte am Arbeitsplatz nicht nur weniger, sie machen auch mehr Fehler und sind sogar häufiger Opfer von Unfällen. Außerdem begünstige Präsentismus chronische Krankheiten, wodurch der Schaden für Arbeitgeber und Wirtschaft größer sei. Die Kosten für reine Fehlzeiten belaufen sich pro Arbeitnehmer auf 1.197 Euro; versteckte Kosten durch Präsentismus jedoch auf 2.394 Euro.

Mammographie-Screening: Einigung erzielt

Auf ein gemeinsames Programm zur Brustkrebs-Früherkennung haben sich die ÖÄK und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger nun geeinigt. Österreichweit sollen Frauen zwischen 45 und 70 Jahre demnach künftig systematisch und regelmäßig zu einer Vorsorgeuntersuchung eingeladen werden. Die wohnortnahe Versorgung soll erhalten bleiben; Radiologen müssten aber eine entsprechende Qualität und Qualifikation erfüllen. Bei unklaren Befunden sollen Sonographien zusätzlich zur Mammographie durchgeführt werden. Details dazu gibt es in der nächsten Ausgabe der ÖÄZ.

Rumänien: Einigung zwischen Hausärzten und Regierung

Landesweit hatten sich die rumänischen Hausärzte zunächst geweigert, die Rahmenverträge mit der Nationalen Krankenkasse (CNAS) mit 1. Juni dieses Jahres zu unterzeichnen. Die Hausärzte hatten vor allem kritisiert, dass die Verträge in der vorgelegten Form keine Semester-weise festgelegte Minimalauszahlung der Krankenkasse pro Patient vorsehen und dass das Gesundheitsministerium die Kosten für die Datenverarbeitung für die Ausstellung der elektronischen Gesundheitskarten auf ihre Praxen abwälzen wolle. Nach mehreren Verhandlungsrunden mit dem Gesundheitsministerium und den Krankenkassen, im Rahmen derer die meisten Forderungen der Hausärzte berücksichtigt wurden, verzichten die Ärzte auf ihren Protest. Bereits 5.000 der insgesamt 11.000 Hausärzte haben den neuen Vertrag unterzeichnet.

Personen
GÖG: Georg Ziniel neuer Geschäftsführer

Georg Ziniel, bisheriger Geschäftsführer des Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds (PRIKRAF), wird mit 1. August 2011 neuer Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Als Nachfolger von Arno Melitopulos ist er damit für das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG), das Bundesinstitut für Qualität im Gesundheitswesen (BIQG) und den Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) verantwortlich.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2011