neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

10.05.2011 | Politik


UNO: weniger Malaria-Tote

Die Vereinten Nationen vermuten, dass die Zahl der Todesopfer durch Malaria bis 2015 auf „fast null“ sinken wird. Anlass für den Optimismus sind die Fortschritte im Kampf gegen Malaria. So hat sich in 43 Ländern weltweit die Zahl der Malaria-Toten im letzten Jahrzehnt halbiert. Jährlich sterben rund 750.000 Menschen daran – am häufigsten Kinder unter fünf Jahren, die in Afrika südlich der Sahara leben.

Japan: Vieh-Tötung in Sperrzone

Um die öffentliche Gesundheit zu schützen, lassen die japanischen Behörden in der Sperrzone 20 Kilometer um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima hungerndes Vieh töten. Die Notschlachtungen würden nur mit Einverständnis der Besitzer erfolgen, die nach der Katastrophe ihr Vieh zurücklassen mussten. Die Zone darf nur noch mit staatlicher Genehmigung und Schutzanzügen betreten werden.

USA: Haft wegen Behandlungs-Stopp

Nachdem eine Mutter in Massachusetts (USA) die Krebsbehandlung ihres Sohnes stoppen hat lassen, wurde sie zu „acht bis zehn Jahren“ Haft und fünf Jahren Bewährung wegen versuchten Mordes verurteilt. Die Überlebenschancen des Jungen waren nach einer Rückenmarkstransplantation auf 30 Prozent gesunken. Der Neunjährige starb 2009 an Leukämie.

Russland: Übelkeit nach Impfung

Weil 300 Kinder nach einer Massenimpfung gegen FSME über Übelkeit klagten, zogen die Behörden den Impfstoff EnzeWir aus dem Verkehr. 40 Schüler in Wologda in Nordrussland hätten überdies nach der Impfung erste Krankheitssymptome gezeigt. Laut dem zuständigen Gesundheitsamt sei die Reaktion ungewöhnlich; der Impfstoff soll nun untersucht werden.

Polen: Volksbegehren für Abtreibungsverbot

Rund 500.000 Unterschriften hat die „Stiftung für ein Recht auf Leben“ in Polen für ein strengeres Abtreibungsgesetz gesammelt und an das Parlament übergeben. Demnach sollen Schwangerschaftsabbrüche ausnahmslos verboten werden. Die Abgeordneten müssen nun über das eingereichte Gesetz abstimmen. Bisher unterstützt keine Parlamentsfraktion die Bürgerinitiative offiziell. Die derzeit in Polen gültigen Regelungen für Schwangerschaftsabbrüche zählen im europäischen Vergleich zu den restriktivsten. Eine Abtreibung ist nur nach einer Vergewaltigung, bei schwerer Behinderung des Fötus oder einer Gefährdung der Gesundheit oder des Lebens der Mutter erlaubt. Laut offiziellen Statistiken gibt es in Polen etwa 500 legale Abtreibungen pro Jahr; schätzungsweise 190.000 Eingriffe jährlich erfolgen illegal.

Narkolepsie-Warnhinweis für Pandemrix®

Das beratende Expertengremium (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat die Aufnahme eines Warnhinweises für den Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix® (GlaxoSmithKline) empfohlen. Demnach könnte er – vorläufigen Erkenntnissen zufolge – bei Kindern und Jugendlichen Narkolepsie verursachen. Erste Hinweise darauf wurden bei der Verwendung des Impfstoffes in Kombination mit einem Adjuvans aus Finnland beobachtet. Auch Daten aus Schweden und Frankreich zeigen laut EMA eine vierfach höhere Narkolepsie-Häufigkeit verglichen mit nicht geimpften Personen. Laut der Europäischen Arzneimittelagentur gibt es bisher keine plausible Erklärung, wie die Vakzine Narkolepsie auslösen kann. Da die Hinweise nur in wenigen EU-Staaten beobachtet wurden, könnte auch eine Kombination mit lokalen Faktoren der Auslöser sein. Eine endgültige Bewertung soll im Juli vorliegen. In Österreich wurde Pandemrix® während der Schweinegrippe-Pandemie nicht verwendet.


Schockfotos auf französischen Zigarettenschachteln

Als Abschreckung für Raucher sollen in Frankreich seit Mitte April schockierende Fotos auf Zigarettenschachteln dienen. 13 solche Fotos, darunter eine Raucherlunge oder der Fuß eines Verstorbenen, ergänzen die schon bisher üblichen Warnungen wie „Raucher sterben vorzeitig“. Die Fotos, die nunmehr verpflichtend auf Zigarettenpackungen abgebildet werden müssen, nehmen mehr als ein Drittel der Rückseite ein – eine Enttäuschung für Nichtraucher-Verbände, die für größere Fotos gekämpft hatten. In Uruguay nehmen sie etwa 85 Prozent der Vorder- und Rückseite ein. Auch in Großbritannien, Irland, Belgien und Kanada sind solche Schockfotos auf Packungen schon seit Längerem Pflicht. Ob sie allerdings abschreckend wirken, ist unklar. Laut WHO können sie keinen Raucher vom Konsum abhalten, sehr wohl aber Kinder davon abschrecken.


WHO meldet Masern-Ausbruch in Europa

In den letzten Monaten sind insgesamt 6.500 Menschen in 33 europäischen Ländern an Masern erkrankt. Frankreich ist für drei Viertel des Anstiegs verantwortlich. Hier gab es von Jänner bis März 4.937 Fälle; im gesamten Jahr 2010 waren es insgesamt 5.090. Laut WHO sind versäumte Impfungen verantwortlich. Um solche Ausbrüche zu vermeiden, ist laut WHO eine Durchimpfungsrate von mehr als 90 Prozent erforderlich. Österreich ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums derzeit nicht betroffen: 85 Prozent der Bevölkerung haben beide Teilimpfungen, 95 Prozent zumindest die Grund-Immunisierung. Weil Südtirol seit mehreren Monaten von einer Masern- und Mumpsepidemie heimgesucht wird, hat der zuständige Sanitätsbetrieb die Bevölkerung zur Impfung aufgefordert. Laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums ist genug Masern-Impfstoff vorrätig, um in Tirol eine Abriegelungs-Impfaktion zu starten.


Meduni Innsbruck überprüft falsche Krebsdiagnosen

Das Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Innsbruck soll in der Vergangenheit fehlerhafte Krebsdiagnosen erstellt haben, wie eine laufende Überprüfung bestätigt. Ein Tiroler habe sich zum Beispiel nach einer falschen Krebsdiagnose sinnlosen Operationen unterzogen, da er tatsächlich am Pfeiffer’schen Drüsenfieber gelitten hätte. Er hat nun auf Schadenersatz geklagt und führt derzeit Vergleichsverhandlungen mit der Medizinischen Universität. Noch ist die Zahl der Fehldiagnosen nicht bekannt; eine Überprüfung ist noch im Gange. Die Medizinische Universität hat indessen Veränderungen zur Qualitätssicherung vorgenommen; für Sonderfälle wurden Spezialisten ausgebildet.


Wissenschaftsminister für Studiengebühren

Karlheinz Töchterle, ehemaliger Rektor der Universität Innsbruck und neues Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, spricht sich für Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen an den Universitäten aus. Die Sorge, dass dadurch vielen Menschen gute Bildung verwehrt würde, teile er nicht. Mit Studiengebühren könnten außerdem die Ströme der Studierenden aus der EU gelenkt werden. Es wäre „fair“, wenn ausländische Studierende durch Studiengebühren einen Beitrag zum österreichischen Universitätssystem leisten. Darüber hinaus wolle er den Hochschulplan seiner Vorgängerin Beatrix Karl, also die Abstimmung von Standorten, Finanzierung und Studienplatzfinanzierung, weiter vorantreiben.


Steiermark: Ärztekammer protestiert gegen Spitalsreform

Gegen die Revision des Regionalen Strukturplans Gesundheit stimmten die steirische Ärztekammer und der Städtebund Mitte April in der Steirischen Gesundheitsplattform. Wolfgang Routil, Präsident der Ärztekammer für Steiermark warnte vor Planungsmängeln und kritisierte, dass die Folgen für den ambulanten und niedergelassenen Bereich außer Acht gelassen würden: „Mit dem bisher vorliegenden Planungsmaterial, das den ambulanten Bereich zur Gänze ausspart, keinerlei Kosten-Nutzen-Analysen anstellt und bisher ohne Einbeziehung der relevanten Experten der Leistungsbereiche erstellt wurde, kann keine Beschlussfassung erfolgen“, so Routil. Auch die Einsparungsvorgaben für 2011 (86,7 Millionen Euro) und 2012 (158,6 Millionen Euro) sowie die Reduktion der Betten um elf Prozent seien nicht nachvollziehbar. Die Steirische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) soll bis zum Frühsommer die Detailplanung vorlegen.

Rumänien: Klage gegen Spitalsschließungen

Der rumänische Dachverband der Vereine chronisch kranker Patienten (COPAC) hat bei der Europäischen Kommission Klage gegen die Zusammenlegung, Umwidmung oder Schließung von bis zu 200 der insgesamt 450 Spitäler erhoben. Der Dachverband, der rund zwei Millionen Patienten vertritt, begründet dies mit der „Missachtung aller grundlegenden Patientenrechte“. Chronisch Kranke hätten infolge der neuen Maßnahmen keine Möglichkeit mehr zur Behandlung. In Rumänien würden alle in der Europäischen Charta der Patientenrechte festgelegten Grundrechte missachtet. Der Verband fordert daher die Einführung eines Beobachtungsmechanismus für das Gesundheitswesen. Die Regierung hatte die Umstrukturierung im Zuge einer Reform und nach Absprache mit Kreditgebern, vor allem mit dem Internationalen Währungsfonds, beschlossen. Dem dramatisch unterfinanzierten Gesundheitswesen in Rumänien sind rund 3,5 Prozent des BIP zugewiesen worden; der geringste Prozentsatz in der gesamten EU.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2011