neu & aktu­ell: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

15.07.2011 | Politik

USA: Gesund­heits­ri­siko Waldbrand

Vor Gesund­heits­ge­fah­ren durch die hohe Rauch­kon­zen­tra­tion auf­grund des gewal­ti­gen Wald­bran­des in Ari­zona (USA) war­nen die Behör­den nun sogar den benach­bar­ten Staat New Mexico. Der emp­foh­lene Grenz­wert an Russ­par­ti­keln wird fast um das 20-Fache über­schrit­ten. Das Feuer ist – seit dem Aus­bruch Ende Mai – mitt­ler­weile der zweit­größte Brand in der Geschichte des Staates.

Deutsch­land: Lis­te­rien in Weichkäse

Im fran­zö­si­schen Weich­käse der Marke „Le Sangle“ (45 % Fett.i.T. 250 g, Halt­bar­keits­da­tum 11.07.2011, LOS-Num­mer 1802) sind bei Unter­su­chun­gen Lis­te­rien fest­ge­stellt wor­den. Der nie­der­rhei­ni­sche Käse-Impor­teur warnte vor einem Ver­zehr. Nach Anga­ben der AGES (Agen­tur für Gesund­heit und Ernäh­rungs­si­cher­heit) wurde der Käse nicht nach Öster­reich geliefert.

Europa: War­nung vor Inhaliergerät

Der in Europa, jedoch nicht in den USA zuge­las­sene Inha­lie­rer Spi­riva Respi­mat von Boeh­rin­ger Ingel­heim und Pfi­zer könnte laut einer Stu­die das Ster­be­ri­siko um 52 Pro­zent erhö­hen. Der Grund: Mit dem Zer­stäu­ber wird eine höhere Kon­zen­tra­tion von Tio­tro­pium ver­ab­reicht als vor­ge­se­hen, was beson­ders für Men­schen mit Herz­pro­ble­men eine Ver­schlech­te­rung ihres Zustan­des bewir­ken könnte.

USA: Schock-Fotos sind Pflicht

Ab Sep­tem­ber 2012 sind in den USA Schock-Fotos von Lei­chen und Krebs­schä­den auf Ziga­ret­ten­schach­teln Pflicht. Die Warn­hin­weise müs­sen die Vor­der- und Rück­seite zur Hälfte sowie Wer­be­flä­chen zu einem Fünf­tel bede­cken. Die FDA (Food and Drug Admi­nis­tra­tion) erhofft sich dadurch weni­ger Rau­cher. Täg­lich ster­ben in den USA 1.200 Men­schen an den Fol­gen von Tabakkonsum.

Ärz­te­kam­mer distan­ziert sich von „Frau­en­sport-Sager“

Klar distan­ziert hat sich die Wie­ner Ärz­te­kam­mer von den Aus­sa­gen eines Arz­tes, wonach „zu viel Sport für den weib­li­chen Orga­nis­mus nicht gut“ sei. Dazu Ärz­te­kam­mer-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner: „Wir prü­fen gerade die uns vor­lie­gen­den Unter­la­gen und wer­den dann eine Sach­ver­halts­dar­stel­lung an den Dis­zi­pli­nar­an­walt lei­ten.“ Gerade die Ärz­te­kam­mer habe in der Ver­gan­gen­heit die Bedeu­tung von regel­mä­ßi­gem Sport immer wie­der betont. Es sei bedau­er­lich, wenn gerade ein Kol­lege Aus­sa­gen die­ser Art tätige, die „ohne jeg­li­che wis­sen­schaft­li­che Evi­denz“ seien, so Dor­ner abschlie­ßend.

Tirol: Ret­tungs­dienst neu organisiert

Seit 1. Juli gibt es den neu orga­ni­sier­ten Ret­tungs­dienst in Tirol, der durch eine neue Rege­lung in die Lan­des­zu­stän­dig­keit über­führt wurde; bis­her waren die Gemein­den dafür ver­ant­wort­lich. Die Bie­ter­ge­mein­schaft „Ret­tungs­dienst Tirol“ – bestehend aus Rotem Kreuz, Arbei­ter-Sama­ri­ter­bund, Johan­ni­ter-Unfall-Hilfe, Mal­te­ser Hos­pi­tal­dienst und Öster­rei­chi­schem Ret­tungs­dienst – hatte im Vor­jahr im Rah­men einer Aus­schrei­bung den Zuschlag erhal­ten. Das „Ret­tungs­we­sen neu“ mit einem jähr­li­chen Bud­get von 27,4 Mil­lio­nen Euro (exklu­sive Per­so­nal­kos­ten) ist ein Spi­tal-zen­trier­tes Misch­sys­tem, an dem Kran­ken­häu­ser und nie­der­ge­las­sene Ärzte betei­ligt sind. Dazu kom­men jähr­lich Per­so­nal­kos­ten von 5,8 Mil­lio­nen Euro für die Not­arzt-Stand­orte sowie 2,5 Mil­lio­nen Euro für die nie­der­ge­las­se­nen Ärzte. Noch offen ist eine Ent­schei­dung bei der Flug­ret­tung; der­zeit wer­den vom Bun­des­rech­nungs­hof die Tiro­ler und Salz­bur­ger Flug­ret­tung über­prüft.

Neues Gesetz regelt Obers­ten Sanitätsrat

Gesund­heits­mi­nis­ter Alois Stö­ger (S) plant ein Bun­des­ge­setz, das die Agen­den des Obers­ten Sani­täts­ra­tes (OSR) regeln soll. Kern­punkte des Geset­zes sind eine Unver­ein­bar­keits­re­ge­lung sowie eine 40-pro­zen­tige Frau­en­quote. Dem­nach müss­ten Mit­glie­der künf­tig Nahe­ver­hält­nisse zu Unter­neh­men und etwa­ige Inter­es­sens­kon­flikte offen­le­gen; ansons­ten könnte die Abbe­ru­fung dro­hen. Die gefor­derte Frau­en­quote erfüllt das Gre­mium schon jetzt; die Hälfte der 32 Mit­glie­der sind Frauen. Wei­ters im Geset­zes­ent­wurf ent­hal­ten: Der Vor­sit­zende wird künf­tig von den Mit­glie­dern gewählt und das Gre­mium kann Fach-Unter­schüsse eigen­stän­dig ein­set­zen. Im Novem­ber 2010 hatte die Ent­schei­dung, künf­tig keine Impf-Exper­ten mehr in den Sani­täts­rat zu bestel­len, für große Auf­re­gung unter Exper­ten gesorgt.

EU: Aus für „Diät“-Produkte

Die EU-Kom­mis­sion plant, Lebens­mit­tel mit der Bezeich­nung „Diät“ aus den Super­märk­ten zu ver­ban­nen, da die Benen­nung nicht mehr „zeit­ge­mäß“ sei. Der Wett­be­werb werde ver­zerrt, weil die EU-Mit­glieds­län­der die ent­spre­chen­den Rechts­vor­schrif­ten unter­schied­lich aus­leg­ten: Was in einem Land ein „nor­ma­les“ Lebens­mit­tel sei, trage in einem ande­ren die Bezeich­nung „Diät“. Künf­tig sol­len Lebens­mit­tel daher nach spe­zi­el­len Grup­pen – etwa für Säug­linge oder Lak­tose-frei – unter­teilt wer­den; dies soll auch die Ver­gleich­bar­keit für den Kon­su­men­ten erleich­tern. Wäh­rend einer Über­gangs­phase von zwei Jah­ren dür­fen Diät-Pro­dukte wei­ter­hin ver­kauft wer­den; sie müs­sen ledig­lich anders und nach den bestehen­den Regeln für Lebens­mit­tel eti­ket­tiert wer­den. Bevor die­ser Vor­schlag jedoch Ende 2012 in Kraft tre­ten kann, müs­sen das Euro­päi­sche Par­la­ment und die EU-Staa­ten noch zustim­men.


Stei­ri­sche Ärz­te­kam­mer kri­ti­siert Spitalsreform

Hef­tige Kri­tik übt die Ärz­te­kam­mer Stei­er­mark am „Regio­na­len Struk­tur­plan 2020“ (RSG) und der damit in Zusam­men­hang ste­hen­den Struk­tur­re­form der stei­ri­schen Lan­des­spi­tä­ler. Es handle sich dabei um kein inte­gra­ti­ves Gesamt­kon­zept, betonte der stei­ri­sche Ärz­te­kam­mer­prä­si­dent Wolf­gang Rou­til. „Im Gegen­teil: Wir müs­sen um die Ver­sor­gung ein­zel­ner Regio­nen sogar fürch­ten.“ Auch die Umstruk­tu­rie­rung in den Kli­ni­ken – beson­ders im Hin­blick auf die per­so­nel­len Aus­wir­kun­gen – werde sehr kri­tisch gese­hen, wie der stell­ver­tre­tende Kuri­en­ob­mann der ange­stell­ten Ärzte, Eiko Meis­ter, erklärte: „Wer­den diese Pläne umge­setzt, kann die Qua­li­tät der Ver­sor­gung und Ärzte-Aus­bil­dung nur schwer gehal­ten wer­den.“ Kon­kret wird die Aus­wir­kung der Ein­rich­tung von dis­lo­zier­ten Tages­kli­ni­ken auf die Aus­bil­dung der Ärzte kri­ti­siert. Im Zug der Struk­tur­re­form soll die Zahl der Akut­bet­ten um 566 auf 5.181 redu­ziert wer­den; wei­ters wird eine jähr­li­che Kos­ten­dämp­fung von 22,3 Mil­lio­nen Euro ange­strebt.

Neue Vize­rek­to­ren für MUW

Der Uni­ver­si­täts­rat der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien (MUW) unter dem Vor­sitz von Erhard Busek hat die vier Vize­rek­to­ren bis 2015 ein­stim­mig bestellt; dabei wur­den die Geschäfts­be­rei­che gering­fü­gig geän­dert. Mar­kus Mül­ler (For­schung und inter­na­tio­nale Bezie­hun­gen), Franz Wurm (Finan­zen) und Chris­tiane Druml (Kli­nik und stra­te­gi­sche Pla­nung) sind in ihrer Funk­tion neu; Karin Gut­iérrez-Lobos (Lehre, Per­so­nal­ent­wick­lung, Gen­der & Diver­sity) wurde wie­der­be­stellt. Das Gre­mium folgte damit dem Vor­schlag von Rek­tor Wolf­gang Schütz, der selbst im Dezem­ber 2010 für eine wei­tere Amts­pe­ri­ode bestä­tigt wurde. Die neue Peri­ode beginnt mit 1. Okto­ber 2011.

Vin­zenz Gruppe fei­ert 15-Jahre-Jubiläum

Mit einer Enquete beging die Vin­zenz Gruppe im Juni ihr 15-jäh­ri­ges Jubi­läum. Gemäß dem Motto der Ver­an­stal­tung „Medi­zin mit Qua­li­tät und Seele“ stan­den die Werte in der moder­nen Gesell­schaft und im Gesund­heits­we­sen im Mit­tel­punkt. Michael Hei­nisch, Geschäfts­füh­rer der Vin­zenz Gruppe, blickte in sei­ner Eröff­nungs-Rede auf die Geschichte zurück: Aus ein­zel­nen Häu­sern sei eine starke Gruppe ent­stan­den, die den Her­aus­for­de­run­gen der Zukunft gewach­sen sei. „Unser Modell zeigt, dass man christ­li­che Werte, moderne Manage­ment-Metho­den und kom­pe­tente Medi­zin und Pflege ver­bin­den kann“, betonte Hei­nisch. Im Fest­vor­trag hobt Univ. Prof. Cle­mens Sedmak, Lei­ter des Zen­trums für Ethik und Armuts­for­schung an der Uni­ver­si­tät Salz­burg, die Bedeu­tung von Wer­ten her­vor: „In Zei­ten der Krise brau­chen wir eine robuste Iden­ti­tät – und ohne Werte ist keine robuste Iden­ti­tät mög­lich.“


Vor­arl­berg: Michael Jonas neuer Präsident

Der bis­he­rige Vize­prä­si­dent und Kuri­en­ob­mann der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte, Michael Jonas, wurde bei der Voll­ver­samm­lung der Ärz­te­kam­mer für Vor­arl­berg Anfang Juni zum Prä­si­den­ten gewählt. Er tritt damit die Nach­folge von Peter Wöß an, der nach 25-jäh­ri­ger Prä­si­dent­schaft sein Amt vor­zei­tig zurück­ge­legt hatte. Jonas, der bereits im ers­ten Wahl­gang die laut Ärz­te­ge­setz erfor­der­li­che Stim­men­mehr­heit erreichte, wird somit bis zu den nächs­ten Kam­mer­wah­len im Früh­jahr 2012 an der Spitze der Ärz­te­kam­mer für Vor­arl­berg ste­hen. In einer ers­ten Stel­lung­nahme betonte er, „die medi­zi­ni­sche Qua­li­tät in den Kran­ken­an­stal­ten und im nie­der­ge­las­se­nen Bereich erhal­ten und neue Wege auf­zei­gen zu wol­len, wie das Gesund­heits­we­sen in unse­rem Lande sowohl für Ärzte als auch für Pati­en­ten kon­ti­nu­ier­lich wei­ter ent­wi­ckelt und aus­ge­baut wer­den kann“.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 13–14 /​15.07.2011