LKH Klagenfurt: Streik wird vorbereitet

10.02.2011 | Politik

Am neuen Landeskrankenhaus in Klagenfurt herrschen so unhaltbare Zustände, dass die Ärzte massive Protestaktionen vorbereiten. Ein Streik ist nicht ausgeschlossen.
Von Kurt Markaritzer

Dass das von der Politik hochgejubelte „Jahrhundertprojekt“ entscheidende Schwachstellen hat, stellte sich schon kurz nach der Eröffnung heraus, als die Ärztinnen und Ärzte nach den ersten Erfahrungen bei einer Befragung gravierende Vorbehalte äußerten.

Nicht weniger als 83 Prozent befürchteten eine Verschlechterung bei der Ausstattung mit ärztlichem Personal. Mit 78 Prozent auf Platz 2 der Sorgenliste: der steigende Aufwand für Patientendokumentationen zu Lasten ärztlicher Tätigkeiten. 76 Prozent erwarteten einen erhöhten Arbeits- und Zeitdruck, 73 Prozent Probleme bei der Dienstplangestaltung und jeweils etwa zwei Drittel einen Aufnahmedruck bei Patienten mit folgender Überbelegung, überlange Arbeitszeiten und Dienste sowie zu wenig Pflegepersonal.

„Das Erschütternde ist, dass diese katastrophalen Prognosen noch immer zu optimistisch waren!“, konstatiert Boris Fugger, Kurienobmann angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer Kärnten. „Inzwischen zeigen sich so gravierende Mängel bei der ärztlichen Versorgung, bei der Ausbildung und bei der Arbeitsqualität, dass wir nicht tatenlos zusehen können!“

In Berichten der lokalen Medien wurde bei der Vorschau auf das LKH-Budget für 2011 das Ausmaß des Problems für die Bevölkerung erkennbar. Nach den Plänen der Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft KABEG sollen im kommenden Jahr in Klagenfurt 7,4 Millionen Euro eingespart werden – und das mit drastischen Methoden: Bei den Ärzten sollen 14,5 Planstellen gestrichen werden, bei den Verwaltungsposten 16, bei den Betriebsdiensten 27,5 und im Pflegebereich 95 Dienstposten. Fugger: „Wir haben jetzt schon weniger Turnusärzte, was bedeutet, dass die Ausbildung von Jungärzten nicht im bisherigen Ausmaß erfolgen kann, und zudem wurde das Ausmaß der Überstunden reduziert – und das hat dramatische Folgen!“

Unverantwortliche Rahmenbedingungen

Die ganze Dramatik wird dann deutlich, wenn man weiß, dass bei Operationen im Nachtdienst teilweise keine qualifizierte ärztliche Assistenz zur Verfügung steht. Fugger findet für diese Rahmenbedingungen nur eine Bezeichnung: „Das ist unverantwortlich!“ Und auch in weniger extremen Fällen wird die Belastung für das ärztliche Personal immer unzumutbarer, registriert der Kurienobmann besorgt: „Die Kolleginnen und Kollegen werden förmlich in ein Burn-out getrieben. Das ist für sie nicht akzeptabel, das ist aber vor allem auch aus der Sicht der Patienten ein unhaltbarer Zustand.“

In Gesprächen mit den Landespolitikern haben die Repräsentanten der Ärzte in den letzten Wochen mit aller Intensität darauf hingewiesen, dass die vorgesehenen Einsparungen die ärztliche Versorgung der Kranken in hohem Ausmaß gefährden und nicht realisiert werden dürften. Die Politiker zeigten sich allerdings wenig einsichtig und beließen es bei ein paar unverbindlichen Statements, statt umgehend Maßnahmen zu setzen, um die bestehenden und sich ständig erweiternden Probleme zu beseitigen.

Politik sieht zu

Angesichts dieser Tatenlosigkeit bereiten die Ärzte in Klagenfurt Protestmaßnahmen vor. Welche Form dafür gewählt wird, ist noch nicht entschieden, die Ärzte wollen sich aber mit vollem Einsatz darum bemühen, dass kein Patient wegen der Proteste zu Schaden kommt. Ein Streik am neuen Landeskrankenhaus ist nicht ausgeschlossen. Fugger: „Wir wissen, dass wir für diese Maßnahmen Unterstützung auf Bundesebene finden werden, und wir sind sicher, dass uns die Bevölkerung zustimmt, wenn sie über diese Fakten informiert ist.“

Das Klinikum

Das „Klinikum Klagenfurt am Wörthersee“, wie sich das LKH Klagenfurt nunmehr nennt, wurde im Mai 2010 nach rund vierjähriger Bauzeit eröffnet. Das Projekt kostete 327,5 Millionen Euro. Im LKH sind mehr als 4.000 Mitarbeiter beschäftigt, jährlich werden rund 78.000 Patienten stationär aufgenommen und rund 300.000 ambulante Behandlungen durchgeführt.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2011