Das Kärntner Spitalswesen kommt nicht zur Ruhe. Mit einer Informationsoffensive soll die Bevölkerung nun einerseits auf die Missstände aufmerksam gemacht und andererseits die Bedeutung der ärztlichen Arbeit hervorgehoben werden.
Von Marion Huber
Seit dem Frühjahr 2008 herrscht Chaos rund um die Kärntner Krankenanstalten-Betriebsgesellschaft (KABEG), das auch heute noch – drei Jahre später – nahezu an der Tagesordnung steht, Turbulenzen und schlechte Arbeitsbedingungen inklusive. Die Verunsicherung und die Belastung der Spitalsärzte steigen ständig. Besonders am Landeskrankenhaus Klagenfurt, wo viele Ärzte die Zustände schon lange als untragbar bezeichnen, ist die Situation nach wie vor kritisch.
Die Vorgeschichte: Nachdem der Vertrag des damaligen KABEG-Vorstands Franz Sonnberger nicht verlängert wurde, tritt im März 2008 der Grazer Wirtschaftswissenschafter Univ. Prof. Dieter Mandl dessen Nachfolge an. Zu einem brisanten Zeitpunkt wohlgemerkt, als die Errichtung des Neubaus des LKH Klagenfurt im Gange war, erfolgt der Wechsel an der Spitze. Nur zwei Wochen nach seiner Wahl, im Juli 2008, suspendiert der neue Vorstandschef Mandl den kaufmännischen Direktor des LKH Klagenfurt, Herwig Wetzlinger, und wenig später stellt er auch den ärztlichen Direktor, Thomas Koperna, vom Dienst frei. Beiden wirft er Verfehlungen vor.
Schon damals melden sich die Führungskräfte zu Wort: Es ist die Rede von einem „Klima der Angst“ und untragbaren Vorgängen, die rasch beendet werden müssten. Zahlreiche Klagen folgen und die Turbulenzen nehmen kein Ende. Koperna wird rehabilitiert, Mandl vom Aufsichtsrat abberufen und Wetzlinger wieder als kaufmännischer Direktor eingesetzt. Aber auch danach kommen das LKH Klagenfurt und die KABEG nicht zur Ruhe: Im April 2009 fordern Hunderte Spitalsärzte den Rücktritt von Koperna. Acht Ärzte der orthopädischen Abteilung kündigen aufgrund eines lange schwelenden Konflikts mit deren Primar, Matthias Honl. Mitte Juni 2009 wird Thomas Koperna endgültig von Univ. Prof. Peter Lind als medizinischer Direktor abgelöst.
Hoffte man damals noch auf eine Verbesserung des Arbeitsklimas im LKH Klagenfurt und damit auch bei den Rahmenbedingungen insgesamt, lässt die Situation der Kärntner Spitalsärzte jedoch nach wie vor zu wünschen übrig: Dazu zählen die längst überfällige Reform des Gehaltsschemas oder auch die Ausbildung der Jungärzte. Dass sich an der Einkommenssituation der Spitalsärzte besser heute als morgen etwas ändern sollte, zeigt die zunehmende „Flucht“ der Mediziner aus dem Krankenhaus. In keinem österreichischen Bundesland sind die Sondergebühren so niedrig wie in Kärnten; hier bekommt ein Facharzt aus dem Gebührentopf nämlich gerade einmal 700 Euro monatlich, brutto. Einsparungen und reduktive Gesundheitspolitik werden so vor allem an den Spitalsärzten – jenen Personen, die unmittelbar mit den Patienten zu tun haben – betrieben, nicht aber im administrativen Bereich und der Verwaltung. So wird trotz der ohnehin geringen Ärztedichte in den Kärntner Spitälern – sie zählt zu den niedrigsten in Österreich – weiter nach Einsparungspotenzialen gesucht, anstatt die längst fälligen Aufstockungen vorzunehmen.
Maßnahmen sind dringend notwendig. Eine Initiative unter dem Motto „Wir machen keine Politik. Wir machen Sie gesund.“ soll die Bevölkerung auf die Missstände aufmerksam machen und die Bedeutung der ärztlichen Arbeit hervorheben. So werden die Ärzte ein Namensschild mit dieser Botschaft tragen, um der Bevölkerung vor Augen zu halten, dass die ärztliche Arbeitskraft die hohe Qualität der Gesundheitsversorgung garantiert – und nicht etwa die Gesundheitspolitik.
Im Mittelpunkt der Initiative steht ein Manifest der Kärntner Spitalsärzte (siehe Kasten), das sechs Forderungen enthält, die aus Sicht der Ärzte erfüllt werden müssen, um die Gesundheitsversorgung in Kärnten für die Zukunft zu sichern. Um die geleistete Arbeit der Ärzte auch in Zahlen, öffentlich und unübersehbar hervorzuheben, zählt seit Anfang Oktober eine vier Meter breite Uhr die Arbeitsstunden, die Kärntens Ärzte für ihre Patienten leisten. Denn: Um den Patienten auch weiterhin und in ferner Zukunft eine Gesundheitsversorgung auf diesem hohen Qualitätsniveau bieten zu können, müssen bessere Arbeitsbedingungen für Spitalsärzte geschaffen werden, sowohl was Ressourcen, Entgelt und auch Zeit für die Patienten anbelangt.
Forderungen aus dem Manifest der Kärntner Spitalsärzte
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Interview Gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen Mit der geplanten Initiative soll die Bevölkerung auf die Problematik der tristen Arbeitssituation der Kärntner Spitalsärzte aufmerksam gemacht werden, erklärt der Kurienobmann der angestellten Ärzte Kärntens, Boris Fugger, im Gespräch mit Marion Huber. Das Chaos rund um das Kärntner Spitalswesen dauert ja nun schon länger an. Wieso also gerade jetzt? Was ist die Hauptaussage der Initiative, worauf soll in erster Linie aufmerksam gemacht werden? Was will die Ärztekammer damit erreichen? Ist dadurch auch auf ein Umdenken der Politik zu hoffen? |
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 /10.10.2011