Jobmessen für Ärzte: Nordrhein-Westfalen als Partner und Mentor

10.04.2011 | Politik

Um österreichische Jungärzte beim Start ihrer Ausbildung noch effektiver zu unterstützen, hat beispielsweise die Ärztekammer Nordrhein-Westfalen eine „Koordinationsstelle Allgemeinmedizin“ ins Leben gerufen. Die drei Jobmessen Mitte Mai bieten umfassende Informationen.
Von Birgit Oswald

Von 23. bis 25. Mai wird Nordrhein-Westfalen erstmals in Innsbruck, Graz und Wien im Rahmen von Jobmessen für Jungmediziner Einblick in Karrierechancen geben. Das deutsche Bundesland zeigt sich vor allem an österreichischen Jungärzten interessiert, die hier zu Lande kurz vor dem Turnus stehen und nach Weiterbildungsmöglichkeiten – also praktischer Ausbildung zum Allgemeinmediziner oder Facharzt – suchen.

Zustande gekommen ist die Kooperation zwischen Nordrhein-Westfalen und Österreich letztes Jahr durch einen Freundschaftsvertrag der beiden Länder. „Das Landesgesundheitsministerium von Nordrhein-Westfalen und der Präsident der Österreichischen Ärztekammer unterzeichneten vor kurzem eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit in Weiterbildungsfragen. Danach können Jungärzte aus Österreich problemlos ihre Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen absolvieren“, so Jörg Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und der Ärztekammer Nordrhein. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, sieht dies als klare Win-Win-Situation: „Beide Länder profitieren maßgeblich von der Zusammenarbeit. Einerseits bekommt Nordrhein-Westfalen hochqualifizierte Kollegen mit sehr guter Ausbildung aus Österreich, wodurch der Ärztemangel aufgefüllt werden kann. Andererseits können österreichische Ärzte die Vorteile des Ius migrandi nutzen und früher mit ihrer Weiterbildung fertig werden.“

Den Vertretern Nordrhein-Westfalens zufolge gebe es für österreichische Jungärzte viele Vorteile, wenn sie in das westdeutsche Bundesland migrieren. Vor allem die geringe Distanz zum Heimatland – kulturell und geographisch gesehen – mache Nordrhein-Westfalen für Österreicher attraktiv. „Es gibt sehr gute Verkehrsanbindungen, Österreich kann also jederzeit leicht und schnell erreicht werden. Infrastrukturell bieten wir alles – sowohl ländliche Strukturen als auch Metropolen wie Köln und Düsseldorf“, wirbt Windhorst.

Obwohl sich erste Symptome des Ärztemangels vor allem in den ländlichen Gebieten Nordrhein-Westfalens bemerkbar machen, sind die Angebote des Bundeslands vielfältig, wie Windhorst versichert. Ein Messebesuch lohne sich daher auch für Jungärzte, die im urbanen Bereich tätig sein wollen. Allein im Raum Köln sind demnach 150 freie Stellen verfügbar, bezogen auf den Teil Westfalen-Lippe stehen 430 Stellen im städtischen Bereich zur Verfügung. „Derzeit gibt es in den nordrhein-westfälischen Krankenhäusern mehr als 1.000 unbesetzte Arztstellen. Dort bieten sich gute berufliche Chancen für junge Ärztinnen und Ärzte aus dem EU-Raum und besonders aus Österreich, da das weitgehend vergleichbare Studium und die gemeinsame Sprache ein großer Vorteil sind“, fügt Hoppe hinzu.

Außerdem gilt das Bundesland den Aussagen von Windhorst zufolge als „politisch stabil“ und biete allgemein ähnliche Verhältnisse wie Österreich. Nordrhein-Westfalen lockt aber auch auf kultureller Ebene: „Bezüglich der kulturellen Angebote sind wir führend in der Bundesrepublik Deutschland. Wir haben eine große Vielfalt von Oper bis Kunst zu bieten“, betont der westfälische Ärztekammerpräsident. „Wir offerieren den Kollegen das, was sie sich vorstellen: nämlich hochqualifizierte, qualitätsorientierte Weiterbildung mit einem sehr guten Ruf“.

Umfassende Unterstützung

In Österreich kämpfen Turnusärzte seit Jahren mit einer steigenden Arbeitsbelastung durch Administration und Dokumentation. Oft bleibt nur wenig Zeit für Patientenkontakt und medizinische Belange. Dieses Problem ist auch in der benachbarten Bundesrepublik bekannt; man versucht aber, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. „Bei uns herrschen natürlich ähnliche administrative und bürokratische Notwendigkeiten wie in Österreich. Wir versuchen diese aber so weit wie möglich zu verringern und Ärzte dadurch zu entlasten. Die auszubildenden Mediziner sollen bevorzugt Zeit in ärztliche Fertigkeiten und Patientenkontakt investieren können“, so Windhorst. Um dies möglich zu machen, werden speziell ausgebildete Case-Manager und Dokumentationsassistenten eingesetzt, die sich vor allem um die Qualitätssicherung kümmern.

Um österreichische Neuankömmlinge noch besser zu unterstützten, wurde 2009 sogar eine eigene Behörde ins Leben gerufen. Bei KoStA handelt es sich um die „Koordinationsstelle Allgemeinmedizin“, die eine zentrale Anlaufstelle für all jene ist, die an Weiterbildung zum Facharzt für Innere oder Allgemeinmedizin interessiert sind. KoStA unterstützt österreichische Ärzte in vielerlei Anliegen; etwa in punkto Behördenwege und Wohnungssuche, oder sie hilft bei der Vermittlung einer neuen Stelle, wenn man mit seiner derzeitigen Weiterbildungsstelle nicht zufrieden sein sollte. „Wir sind besonders bemüht, wenn wir schon Angebote machen, begleitend tätig zu sein. Wir wollen die jungen Kollegen aus Österreich! Deshalb sind wir besonders um deren Integration bemüht. Wir möchten die ganze Zeit Partner und Mentor sein“, betont Windhorst.

Infos zur Jobmesse

Orte und Datum:
23.05.2011, 9.30 bis 16.00 Uhr: Congress Innsbruck, Rennweg 3, 6020 Innsbruck
24.05.2011, 10.00 bis 17.00 Uhr: Messe Graz, Messeplatz 1/Messeturm, 8010 Graz
25.05.2011, 9.30 bis 17.00 Uhr: Austria Center Vienna, Bruno-Kreisky-Platz 1, 1220 Wien

Nähere Informationen:

Internationales Büro/Österreichische Ärztekammer
Tel: 01/514 06/533; E-Mail: international@aerztekammer.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2011