Hausarztmodell: Höchstes Vertrauen

25.03.2011 | Politik

Der Hausarzt genießt in Österreich mit Abstand das größtmögliche Vertrauen von allen Berufsgruppen, zeigt eine aktuelle Umfrage. Grund genug, ihn auch in der Gesundheitspolitik aufzuwerten.
Von Kurt Markaritzer

Das Ergebnis einer Studie des Gallup-Instituts, die vor kurzem öffentlich präsentiert wurde, ist eindeutig. Auf die Frage, wem Herr und Frau Österreicher am meisten Vertrauen schenken, kam der Hausarzt auf den überlegenen ersten Platz. Er erhielt auf einer Skala von eins bis zehn 8,1 Punkte. Zum Vergleich: Die Polizei bekam 6,72 Punkte, der Bundespräsident schaffte 5,34 und der Pfarrer 4,55 Punkte. „Dieser Vertrauensbeweis ist kein Zufall, sondern das Ergebnis unserer Arbeit mit den Patienten, die auf diese Art eindrucksvoll honoriert wird“, sagt Gert Wiegele, Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte in der Kärntner Ärztekammer, der sich in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin federführend für das Projekt „Hausarztmodell“ der Ärztekammer engagiert.

Die hohe Anerkennung durch die Bevölkerung müsste genützt werden, um das Modell endlich in die Praxis umzusetzen, das dem Hausarzt eine zentrale Rolle zuweist. Er leitet die nötigen Schritte ein und überweist die Patienten nötigenfalls zum Facharzt oder in das Krankenhaus.

Der entscheidende Vorteil für das Gesundheitswesen wie auch für die einzelnen Patienten selbst ist ein vernünftiger Umgang mit den medizinischen Ressourcen. Wiegele: „Derzeit ist es oft so, dass sich Patienten selbst von einem Facharzt zum nächsten zuweisen und sich dann auch noch wundern, wenn es einige Zeit dauert, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Und es ist auch sinnlos, wenn alle Patienten in die Spitalsambulanzen gehen. Es muss eine koordinierende Hand geben.“

Die Hausärzte sollen in Zukunft als Lotsen durch das Gesundheitswesen dienen und unnötige Doppel- und Dreifachuntersuchungen an Patienten verhindern. Sie können den Medikamentenkonsum beziehungsweise die Kombination verschiedener Arzneimittel, die Patienten zu sich nehmen, im Auge behalten und bewerten und damit eine effiziente und zugleich Kosten sparende Behandlung von Kranken ermöglichen. Mit derartigen Lenkungseffekten durch das Hausarztmodell könnten unnötige und in Summe sehr teure Belastungen vermieden werden, betont Wiegele: „Das sieht inzwischen ja sogar die Landeshauptleutekonferenz so, die in ihren Positionen zum Gesundheitswesen dem Hausarzt eine zentrale Bedeutung zuweisen will. Als gelernter Österreicher muss man allerdings abwarten, ob dabei mehr herauskommt als nur Lippenbekenntnisse – zu wünschen wäre es jedenfalls!“ Damit das Modell klaglos funktionieren kann, muss allerdings auch innerhalb der Ärzteschaft ein Umdenken einsetzen, fordert der Kärntner Vizepräsident: „Fachärzte und Praktiker müssen sich auf neue Gemeinsamkeiten verständigen, zusammen den extramuralen Bereich stärken und damit zugleich die Spitäler entlasten.“

Freie Arztwahl muss bleiben

Ein zentraler Punkt des Modells ist, dass die freie Arztwahl jedenfalls erhalten bleiben muss: Der Patient kann sich jederzeit für einen Hausarzt entscheiden, darüber hinaus bleiben dem Patienten auf jeden Fall zwei Fachärzte frei zugänglich. Wiegele: „Eines muss klar sein: Wir werden nur durch gemeinsames Agieren stärker, nicht, wenn gegeneinander gearbeitet wird!“

Großes Vertrauen

Das Vertrauen in die niedergelassenen Ärzte ist in Österreich groß: 80 Prozent der Patienten werden bereits seit fünf oder mehr Jahren von ein und demselben Hausarzt betreut. Und die überwiegende Mehrheit berichtet von sehr guten Erfahrungen: Die Qualität der medizinischen Leistungen beurteilen 81 Prozent als sehr gut oder gut, 17 Prozent als befriedigend und nur zwei Prozent als negativ.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2011