Neues Gehalts­schema für Spi­tals­ärzte: Das Bur­gen­land holt auf

25.02.2011 | Politik



Die Ver­hand­lun­gen haben mehr als vier Jahre gedau­ert, ehe sie erfolg­reich abge­schlos­sen wur­den: In den vier Lan­des­kran­ken­häu­sern des Bur­gen­lan­des gilt jetzt ein neues Gehalts­schema.

Von Kurt Markaritzer

Am 25. Novem­ber des Vor­jah­res hat der bur­gen­län­di­sche Land­tag in einer Sit­zung in Eisen­stadt die gesetz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen dafür geschaf­fen, dass die neuen Gehalts­re­ge­lun­gen in den Spi­tä­lern der Bur­gen­län­di­schen Krankenanstalten-Ges.m.b.H. (Kra­ges) wirk­sam wer­den konn­ten und zwar rück­wir­kend mit 1. Sep­tem­ber 2010”, erläu­tert der Obmann der Kurie der ange­stell­ten Ärzte und Vize­prä­si­dent der Bur­gen­län­di­schen Ärz­te­kam­mer, Rein­hold Ren­ner, im Gespräch mit der ÖÄZ. Die neuen Bestim­mun­gen gel­ten vor­erst für die Kran­ken­häu­ser Kitt­see, Ober­pul­len­dorf, Ober­wart und Güs­sing. Für das pri­vat betrie­bene Kran­ken­haus der Barm­her­zi­gen Brü­der in Eisen­stadt soll ein ent­spre­chen­der Kol­lek­tiv­ver­trag, der aller­dings noch nicht unter­zeich­net ist, abge­schlos­sen werden.

Die neuen Ver­ein­ba­run­gen bedeu­ten für die bur­gen­län­di­schen Spi­tals­ärzte, dass sie von der Posi­tion am unte­ren Ende der Ein­kom­mens­skala, die sie jah­re­lang hin­neh­men muss­ten, ins Mit­tel­feld der öster­rei­chi­schen Ärz­te­schaft auf­ge­rückt sind. „Im Ver­gleich zu den ande­ren Bun­des­län­dern lie­gen alle unsere Spi­tals­ärzte nun­mehr im obe­ren Mit­tel­feld, das heißt auf den Plät­zen vier bis sechs“, betont Ren­ner. „Das ist für das gesamte Gesund­heits­we­sen im Bur­gen­land von ent­schei­den­der Bedeu­tung, weil damit für viele Kol­le­gen der Anreiz weg­fällt, in ein ande­res Bun­des­land abzu­wan­dern, wo bes­sere Bedin­gun­gen gebo­ten wer­den. Die Neu­re­ge­lung der Gehäl­ter bringt also nicht nur Vor­teile für die Ärzte, son­dern sichert auch die Ver­sor­gung der Pati­en­ten nach­hal­tig!“

Tat­säch­lich waren die Grund­ge­häl­ter im Bur­gen­land so nied­rig, dass die Spi­tä­ler jah­re­lang kaum noch öster­rei­chi­sche Ärzte enga­gie­ren konn­ten. Ren­ner: „Wir hatten fak­tisch fast nur die Mög­lich­keit, Kol­le­gen aus den benach­bar­ten öst­li­chen Län­dern auf­zu­neh­men, wo die Ein­kom­men noch schlech­ter sind als bei uns. Aber auch die­sen Ärz­ten hat man ange­merkt: Wenn sie schon nach Öster­reich kom­men, dann lie­ber in ein ande­res Bun­des­land, wo sie bes­ser ver­die­nen können.”

Nun­mehr ist es in den Ver­hand­lun­gen aller­dings gelun­gen, Ver­bes­se­run­gen zu errei­chen, die unter ande­rem durch eine neue Auf­tei­lung des Ein­kom­mens zwi­schen Grund­ge­halt und Nacht­diens­ten mög­lich wur­den. Die wesent­lichs­ten Neuerungen:

  • Alle Zula­gen außer der Erschwer­nis­zu­lage wer­den in das Grund­ge­halt einbezogen.
  • Für Neu­ein­stei­ger läuft die Abtei­lungs­zu­lage aus, jenen Ärzte, die sie jetzt haben, bleibt sie aller­dings erhalten.
  • Der Nacht­zu­schlag beträgt für die Zeit von 22 bis 6 Uhr nur noch 50 Prozent.
  • Für Sonn- und Fei­er­tags­dienste gibt es einen 100-pro­zen­ti­gen Zuschlag.
  • Ein eige­nes Pri­mar­arzt­schema mit hohem Ein­stiegs­ge­halt sichert die Kon­kur­renz­fä­hig­keit der bur­gen­län­di­schen Spi­tä­ler im Wett­be­werb um medi­zi­ni­sche Spitzenkräfte.

Berech­nun­gen haben gezeigt, dass die Ein­kom­men der bur­gen­län­di­schen Spi­tals­ärzte im Ver­gleich zur bis­he­ri­gen Rege­lung dank der Neu­ge­stal­tung ansehn­lich stei­gen. Bei einem Fach­arzt mit 40 Wochen­stun­den macht das Plus jähr­lich 19 Pro­zent aus, bei sechs Nacht­diens­ten elf Pro­zent und bei vier Nacht­diens­ten zwölf Prozent.

Das nun­meh­rige Gehalts­schema ermög­licht auch eine Fle­xi­bi­li­sie­rung der Arbeits­zeit. Die Nor­mal­ar­beits­zeit liegt zwi­schen 7 und 19 Uhr, der Dienst­be­ginn erfolgt zwi­schen 7 und 9 Uhr, in fünf Pro­zent der Fälle ist er mit Zustim­mung der Dienst­neh­mer auch spä­ter mög­lich. Inner­halb des ver­ein­bar­ten Rah­mens sind min­des­tens vier Stun­den und maximal zwölf Stun­den Dienste zuläs­sig.

Bei­spiel­hafte Lösungen

Ren­ner: „Man kann ohne Über­trei­bung sagen, dass die Lösun­gen, die wir in Bur­gen­land in den jah­re­lan­gen Ver­hand­lun­gen gefun­den haben, bei­spiel­haft für ganz Öster­reich sind. Und es ist aner­ken­nens­wert, dass die Poli­tik trotz schwie­ri­ger Rah­men­be­din­gun­gen die not­wen­di­gen Prio­ri­tä­ten im Inter­esse der Ärzte, vor allem aber auch der Pati­en­ten gesetzt hat!”

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 4 /​25.02.2011