EbM-Gui­de­lines online: Mas­si­ver Qualitätsschub

25.10.2011 | Politik


Seit 1. Okto­ber gibt es für nie­der­ge­las­sene All­ge­mein­me­di­zi­ner einen kos­ten­lo­sen Zugang zur Online-Ver­sion der EbM-Gui­de­lines. Dadurch soll die Arbeits­si­tua­tion erleich­tert und die Qua­li­tät in der Grund­ver­sor­gung ver­bes­sert wer­den.

Von Bir­git Oswald

Initi­iert wurde das Pro­jekt auf Anre­gung der Bun­des­sek­tion All­ge­mein­me­di­zin der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer. Dabei ging es Jörg Pruck­ner, dem Obmann der Bun­des­sek­tion All­ge­mein­me­di­zin, vor allem darum, etwas für die All­ge­mein­me­di­zi­ner zu tun. „Für mich ist es wich­tig, die Gel­der, die die Sek­tion ein­nimmt, den Ärz­ten in Form einer sinn­vol­len Unter­stüt­zungs­maß­nahme, von der ich selbst begeis­tert bin, zurück­ge­ben zu kön­nen. Der kos­ten­lose Zugang zu den Online-Gui­de­lines ist ein durch die Ärz­te­kam­mer mas­siv geför­der­ter Qua­li­täts­schub und eine Mög­lich­keit, auf State of the Art-Niveau zu behan­deln“, betont Pruck­ner. Auch für Artur Wech­sel­ber­ger, Vize­prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer, steht die Unter­stüt­zung der nie­der­ge­las­se­nen All­ge­mein­me­di­zi­ner im Vor­der­grund: „Es ver­bes­sert sich die Arbeits­si­tua­tion der Ärzte, da ihnen der Zugriff auf aktu­elle medi­zi­ni­sche Infor­ma­tion ohne gro­ßen Recher­che­auf­wand rasch ermög­licht wird. Die Zugriffs­mög­lich­keit auf aktu­elle medi­zi­ni­sche Infor­ma­tion ist ein Struk­tur­qua­li­täts­merk­mal einer Ordi­na­tion. Die ÖÄK und beson­ders die Bun­des­sek­tion All­ge­mein­me­di­zin leis­tet durch den freien Zugang einen beson­de­ren Bei­trag zur Bes­se­rung die­ses Qualitätsmerkmals.“

Die nie­der­ge­las­se­nen All­ge­mein­me­di­zi­ner wer­den durch ihr DFP-Fort­bil­dungs­konto über die Mög­lich­keit, einen kos­ten­lo­sen Zugang zu erhal­ten, infor­miert. Sofern sie Inter­esse haben, wird ein Anschluss instal­liert. „Wir über­neh­men die Anschluss­kos­ten für alle All­ge­mein­me­di­zi­ner. Die­je­ni­gen, die bereits einen Anschluss haben, bekom­men eine Gut­schrift. Nach einem Jahr müs­sen sich die Ärzte dann ent­scheiden, ob sie die Online-Ver­sion wei­ter­hin nut­zen wol­len. Der Nach­fol­ge­preis für die Benut­zung liegt bei circa 80 Euro“, erklärt Pruckner.

Vor­teile der Online-Version

Die Online-Ver­sion zeich­net sich vor allem durch die Schnel­lig­keit des Infor­ma­ti­ons­ge­winns aus. Im Gegen­satz zur Print­ver­sion ist es bei der Online-Ver­sion mit einem Klick mög­lich, die benö­tigte Infor­ma­tion abzu­ru­fen, ohne das Arzt-Pati­en­ten-Gespräch durch ein all­fäl­li­ges Nach­schla­gen in einem Lehr­buch unter­bre­chen zu müs­sen. Somit lässt sich die Daten­bank gut im Pra­xis­all­tag ein­set­zen, wie Rein­hold Glehr, Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für All­ge­mein­me­di­zin (ÖGAM), erklärt: „Wir erwar­ten uns eine Hil­fe­stel­lung für den ein­zel­nen Arzt, der bei einem Ent­schei­dungs­pro­blem in rela­tiv kur­zer Zeit nach­schauen kann, ob eine Behand­lung dem neu­es­ten Stand ent­spricht oder ob noch wei­tere Kom­po­nen­ten zu beden­ken wären.“

Auch für detail­lierte Fra­ge­stel­lun­gen bie­tet die Daten­bank geeig­nete und wei­ter­füh­rende Infor­ma­tio­nen. Zahl­rei­che Links füh­ren zu Evi­dence Sum­ma­ries und Coch­rane-Library-Bei­trä­gen, sowie zu Web­sei­ten oder ande­ren Daten­ban­ken. Auch Video-Sequen­zen, Hör­bei­spiele und Bil­der sind abruf­bar. Ein wei­te­rer Vor­teil der Online-Aus­gabe ist die leich­tere Aktua­li­sier­bar­keit. „Die ganze Band­breite der All­ge­mein­me­di­zin ist schwer in einem Kom­pen­dium zu erfas­sen und lau­fend zu aktua­li­sie­ren. Die Online-Ver­sion hin­ge­gen kann leicht ergänzt und auf dem neu­es­ten Stand gehal­ten wer­den und daher sehr gut in der Grund­ver­sor­gung ein­ge­setzt wer­den“, so Glehr.

Die EbM-Gui­de­lines sind 2005 erst­mals im Ver­lags­haus der Ärzte erschie­nen. Der­zeit steht die fünfte Auf­lage unter dem Titel „EbM-Gui­de­lines – Evi­denz-basierte Medi­zin für Kli­nik und Pra­xis“ zur Ver­fü­gung. Die Gui­de­lines wer­den von Univ. Prof. Ilkka Kun­namo vom Kar­stula Health Centre in Finn­land, Susanne Rabady, Vize­prä­si­den­tin der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für All­ge­mein­me­di­zin, und Univ. Prof. Andreas Sön­nich­sen von der Medi­zi­ni­schen Pri­vat­uni­ver­si­tät Salz­burg herausgegeben.

EbM-Gui­de­lines – in Kürze

  • EbM-Gui­de­lines online ste­hen über das Fort­bil­dungs­konto www.meindfp.at ab sofort allen nie­der­ge­las­se­nen All­ge­mein­me­di­zi­nern gra­tis zur Verfügung.
  • Die­ser Ser­vice ist bis inclu­sive 30. Sep­tem­ber 2012 kos­ten­los abrufbar.
  • Jede Gui­de­line bie­tet einen kurz gefass­ten Über­blick mit Pra­xis-gerech­ten Emp­feh­lun­gen zu Dia­gnos­tik und The­ra­pie. Die Dar­stel­lung erfolgt dabei nicht nur Krank­heits-ori­en­tiert son­dern auch Sym­ptom- und Betreuungs-orientiert.
  • Die Gui­de­lines bie­ten Ant­wor­ten auf fol­gende Fra­gen:
    Dia­gnos­tik: Wel­che Unter­su­chun­gen sind not­wen­dig? Was ist über­flüs­sig?
    The­ra­pie: Was ist gesi­chert? Was ist sinn­voll? Wo lau­ern Gefah­ren?
    Stra­te­gie: Was kann der Haus­arzt tun? Wann ist der Fach­arzt hinzu zu zie­hen?
    Wann ist eine Ein­wei­sung ins Kran­ken­haus not­wen­dig?
    Dar­über hin­aus erfolgt dort, wo kli­ni­sche Evi­denz fehlt, eine Evi­denz-basierte Bewer­tung unter Berück­sich­ti­gung der vor­han­de­nen Leit­li­nien.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2011