CIRSmedical: Fehler als Chance

10.11.2011 | Politik

CIRSmedical bewährt sich: Seit seiner Einführung im November 2009 wurde mehr als 60.000 Mal auf die Homepage www.cirsmedical.at zugegriffen. Künftig wird es um eine noch stärkere Einbindung aller im Gesundheitswesen Tätigen gehen.

Das Fehlerberichts- und Lernsystem CIRSmedical hat sich in den ersten beiden Jahren seines Bestehens bewährt, davon zeigt sich ÖÄK-Vizepräsident Artur Wechselberger im Gespräch mit der ÖÄZ überzeugt. Auch der Bekanntheitsgrad von www.cirsmedical.at sei zufriedenstellend. Künftig werde es jedoch um eine stärkere Beteiligung aller im Gesundheitswesen Tätigen gehen, wie Wechselberger erläutert: „Mehr als die Hälfte der Meldungen stammt von Ärzten. Wir wollen aber auch alle anderen im Gesundheitswesen Tätigen dafür begeistern und einbinden.“ Eine der vordringlichsten Aufgaben der nächsten Monate und Jahre werde es daher sein, CIRSmedical (Critical Incident Reporting System) noch mehr zu bewerben und damit einem noch viel größeren Personenkreis bekannt zu machen.

Nachdem Deutschland und die Schweiz bereits Erfahrungen mit CIRSmedical hatten, entschloss sich die ÖÄK, dieses freiwillige und anonyme Fehlerberichts- und Lernsystem im November 2009 auch in Österreich in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium zu implementieren; die Finanzierung erfolgt allerdings zu 100 Prozent durch die ÖÄK. Für die operative Umsetzung ist die Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin GmbH (ÖQMed) zuständig.

Über www.cirsmedical.at kann jeder im Gesundheitswesen Tätige – Ärzte, Schwestern, Pfleger sowie Angehörige von Rettungsunternehmen – einen Fehler oder einen Beinahe-Fehler eingeben. Wechselberger dazu: „Damit leistet CIRS einen wesentlichen Beitrag, dass auch anderen Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind, Fehler oder Beinahe-Fehler zur Kenntnis gebracht werden und gleichzeitig Strategien entwickelt werden, solche Risiken und Fehler in Zukunft vermeiden zu können.“ Damit soll den Aussagen von Wechselberger zufolge aber auch noch etwas Anderes bezwecket werden: „Mit diesem elektronischen System soll ein breiter Lerneffekt über die einzelne Institution und Einrichtung hinaus ermöglicht werden.“

Als besonderer Vorteil des Systems hat sich die Anonymität erwiesen: Man kann völlig anonym über www.cirsmedical.at einsteigen und anhand einer vorgegebenen Eingabemaske über den Vorfall berichten; die jeweilige IP-Adresse des Eingebenden wird dabei nicht gespeichert. Grundsätzlich wird jeder Bericht von Experten überprüft und mit Lösungsvorschlägen versehen online gestellt. „Niemand, dem ein Fehler oder Beinahe-Fehler passiert, braucht Angst zu haben, dass er dafür bestraft wird oder sich blamiert, wenn er darüber berichtet. Das ist ein großer Schritt, um eine Verbesserung der Fehlerkultur in Österreich zu erreichen und Fehler als Chance zur Verbesserung zu nutzen“, so Wechselberger.

Hohe Zugriffsraten

Insgesamt wurde im Zeitraum von November 2009 bis November 2011 mehr als 60.000 Mal auf die Homepage zugegriffen; seither sind 217 Berichte eingegangen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es seit der Einführung im Jahr 2005 exakt 561 Berichte; in der Schweiz – hier gibt es das System seit 2006 – sind es rund 1.500 Berichte.

Von einer CIRSmedical Meldegruppe haben bereits zahlreiche Organisationen Gebrauch gemacht. Diese sind Duplikate von CIRSmedical.at und können je nach Bedarf nur intern in einer Einrichtung oder als offenes System online zugänglich sein. Die Vorteile sind einerseits das Wissen, dass es sich um entdeckte Risken aus der eigenen Organisation handelt, andererseits auch die weiteren Vorgehensweisen im Risikomanagement anhand der eigens erstellten Regelwerke. Damit steht ein anerkanntes Instrument des Risikomanagements mit der technischen Sicherheit und der Expertise zahlreicher österreichischer Institutionen im Gesundheitswesen zur Verfügung.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2011