Burnout Colloquium: Startschuss erfolgt!

15.08.2011 | Politik

Die nachhaltige Senkung des Burnout-Risikos hat ein breit angelegtes Präventionsprojekt namens „STRESSless“ zum Ziel. In den nächsten Monaten finden dazu mehrere Colloquien zu ausgewählten Themen statt.
Von Ruth Mayrhofer

Ein breit angelegtes Präventionsprojekt, das die ÖÄK zusammen mit anderen Partnern ins Leben gerufen hat, unter dem Titel „STRESSless“ hat die nachhaltige Senkung des Burnout-Risikos von Ärzten im Spitals- und niedergelassenen Bereich zum Ziel. Federführend dabei ist Univ. Prof. Wolfgang Lalouschek von der Medizinischen Universität Wien.

Viele Ärzte konstatieren, dass die Arbeitsbedingungen sich enorm verschlechtert haben: Überlastung, Überforderung, eine schlechte Teamkultur, unklare Ziele, Werte-Konflikte, ein Gefühl der persönlichen Ohnmacht, Mobbing sowie fehlende Wertschätzung und Anerkennung prägen das Bild. Alles Faktoren, die sich weit weg von einem idealen Arbeitsumfeld bewegen und häufig direkt ins Burnout führen. Norbert Jachimowicz, Kurienobmann-Stellvertreter der Kurie niedergelassene Ärzte der Wiener Ärztekammer und selbst niedergelassener Allgemeinmediziner: „Ich sehe es auch bei meinen eigenen Patienten, dass viele Menschen sich entwertet fühlen.“ Besonders soziale Berufe sind von Burnout bedroht; Menschen, die sich für andere engagieren, besonders empathisch sind und hohe Anforderungen an sich selbst stellen. „Allein die Frühpensionierungen bei Ärzten sprechen eine deutliche Sprache“, betont Jachimowicz und befürchtet: „Wir ruinieren uns selbst!“

Mit Hilfe von Experten unterschiedlichster Professionen sollen im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe für Ärzte persönliche Auslöser für Stress und Burnout gefunden, im Unterbewusstsein verfestigte und dem Burnout „zuträgliche“ Glaubenssätze oder Handlungsmuster aufgespürt und insgesamt Wege gefunden werden, für den Einzelnen wieder neue Energien für den Beruf, aber auch das (durch die Arbeitsbelastung oft fehlende) Privatleben frei zu machen. Die Colloquien sollen auch dazu ermuntern, im Bedarfsfall ganz persönliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wie es um einen selbst steht lässt sich mittels eines Balance-Tests ermitteln: www.enneagon.at. Nach der Beantwortung eines Fragebogens erhalten Interessierte einen „Befund“ sowie Hinweise auf mögliche „nächste Schritte“ per E-Mail zugesandt.

Ärzte: Wachsam sein!

Jachimowicz wünscht sich, dass vor allem Spitäler lernen, besser mit ihrer ‚Ressource Mitarbeiter‘ umzugehen. Sie sollten mehr Freiräume, Kreativität und Verantwortung zulassen und ein wertschätzendes Verhalten leben. Führungskräfte müssten verpflichtend auch in Personalführung und Personalmanagement ausgebildet sein. Team- und Motivationsfähigkeit seien für sie außerdem genauso wichtige Assets wie die rein fachliche Kompetenz. Er rät zur Gründung oder zum Besuch von multiprofessionellen Balint- oder Interventionsgruppen, um Probleme zu artikulieren und Wertschätzung zu erfahren. Alle Ärzte mahnt Jachimowicz, sich stets der potenziellen Gefährdung bewusst zu sein, die Augen offenzuhalten und mögliche am Rande des Burnout stehende Kollegen darauf anzusprechen: „Wir müssen auch die erreichen, die Burnout-Prävention brauchen, aber im ersten Schritt gar nicht hingehen.“

Stress- und Burnout-Prävention für Ärzte – Colloquien 2011

20. September 2011: Coaching als lösungsorientierte Versorgungsstrategie

19. Oktober 2011:
Arbeits- und sozialrechtliche Stressprävention

22. November 2011: Work-Life-Balance in der medizinischen Praxis

14. Dezember 2011:
Entspannung am persönlichen Finanzmarkt

Vorschau 2012: Stressfreie Krisen- und Konfliktbewältigung

Ort: AKH Wien, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Hörsaal 5, Ebene 8 (Änderungen vorbehalten)

Kostenbeitrag pro Veranstaltung: € 30,-

Anmeldungen:
www.enneagon.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2011