Arzt­prü­fun­gen: Die Prü­fung der Prüfung

10.05.2011 | Politik


Erfolg ist gut, Erfolgs­kon­trolle ist bes­ser. Aus die­sem Grund gab die ÖÄK ein exter­nes Gut­ach­ten in Auf­trag, das im Sinn einer Qua­li­täts­prü­fung die Arzt­prü­fun­gen geprüft und Ver­bes­se­rungs­vor­schläge erar­bei­tet hat. Die Ergeb­nisse wur­den kürz­lich bei einer Pres­se­kon­fe­renz in Wien prä­sen­tiert.

Von Ruth Mayrhofer

Die ÖÄK hat ein exter­nes Gut­ach­ten im Sinne eines Qua­lity Checks erstel­len las­sen, um von neu­tra­ler Seite Feed­back zu den eta­blier­ten Struk­tu­ren zu erhal­ten. Die Prü­fun­gen wer­den von der öster­rei­chi­schen aka­de­mie der ärzte gemein­sam mit den Lan­des­ärz­te­kam­mern und Fach­ge­sell­schaf­ten orga­ni­siert und durchgeführt.

Als Stu­dien-Audi­to­ren fun­gier­ten dabei der Inter­nist Univ. Prof. Mar­tin Fischer von der Pri­vat­uni­ver­si­tät Witten/​Herdecke und der All­ge­mein­me­di­zi­ner Mar­kus Gulich von der Uni­ver­si­tät Ulm. Ins­ge­samt attes­tie­ren die Exper­ten der Prü­fung für All­ge­mein­me­di­zin einen „hohen Qua­li­täts­stan­dard“. Fischer: „In den Fächern, in denen es nur eine ein­zige Prü­fungs­me­tho­dik gibt, wäre es aller­dings wün­schens­wert, dass hier meh­rere Metho­den ange­bo­ten wer­den.“ Dar­über hin­aus sollte sei­ner Ansicht nach „noch mehr Bezug zur ärzt­li­chen Pra­xis“ her­ge­stellt wer­den. All­ge­mein­me­di­zi­ner Gulich wie­derum befasste sich spe­zi­ell mit der Frage, inwie­weit die Prü­fung mit dem ent­spre­chen­den Berufs­bild in Ein­klang zu brin­gen ist. Seine Anre­gung: „Man sollte von der geüb­ten Pra­xis als berufs­qua­li­fi­zie­ren­der Prü­fung abge­hen, die All­ge­mein­me­di­zin als eige­nes Fach neben die Fach­arzt­prü­fun­gen zu stellen.“

Lob gibt es im Prüf­be­richt auch für das Qua­li­täts­ni­veau der öster­rei­chi­schen Fach­arzt­prü­fun­gen, die „ins­ge­samt aus päd­ago­gisch didak­ti­scher Sicht hoch und inter­na­tio­nal kon­kur­renz­fä­hig“ seien. Die­ser hohe Qua­li­täts-Level sollte daher auch in Zukunft nicht nur gehal­ten, son­dern wei­ter aus­ge­baut wer­den. Bei dif­fe­ren­zier­ter Betrach­tung erge­ben sich neben flä­chen­de­ckend eta­blier­ten Qua­li­täts­stan­dards eine Reihe von Unter­schie­den zwi­schen den Fächern, wobei ein Teil der Hete­ro­ge­ni­tät fach­be­zo­gen und inhalt­lich gut zu erklä­ren sei, befan­den Fischer und Gulich. „Die Inhalte, Ziele und die Aus­ge­stal­tung der Fach­arzt­wei­ter­bil­dung schei­nen in vie­len Fächern nicht aus­rei­chend mit den Inhal­ten und den For­ma­ten der Fach­arzt­prü­fun­gen abge­gli­chen zu sein“, heißt es im Bericht wei­ter. Daher soll­ten die Inhalte der Wei­ter­bil­dung und der Prü­fun­gen künf­tig unter Ein­be­zie­hung des jewei­li­gen beruf­li­chen Ver­sor­gungs­auf­tra­ges bes­ser auf­ein­an­der abge­stimmt werden.

Ins­ge­samt, so befin­den Mar­kus Fischer und Mar­tin Gulich, sollte die Rolle der aka­de­mie der ärzte als zen­trale Struk­tur zur Qua­li­täts­si­che­rung der öster­rei­chi­schen Arzt­prü­fun­gen gefes­tigt und wei­ter aus­ge­baut wer­den“. Dies gilt ins­be­son­dere für den Trans­fer erprob­ter Qua­li­täts­stan­dards auf alle Prü­fungs­fä­cher und für eine Stär­kung der Rolle der aka­de­mie im Dia­log mit den natio­na­len und inter­na­tio­na­len Fachgesellschaften.

Der Prä­si­dent der Ärz­te­kam­mer Stei­er­mark, Wolf­gang Rou­til, der auch Prä­si­dent der „öster­rei­chi­schen aka­de­mie der ärzte“ ist, zeigt sich erfreut über die Ergeb­nisse des Gut­ach­tens: „Es freut uns natür­lich sehr, dass die Stu­die unsere Arbeit bestä­tigt. Die Emp­feh­lung, dass es eine Tren­nung in eine Berufs­be­rech­ti­gungs-Prü­fung und eine Fach­arzt­prü­fung gibt, möchte ich sehr gerne auf­grei­fen.“ Die ent­spre­chen­den Modelle dafür lägen bereits seit lan­gem im Gesund­heits­mi­nis­te­rium. „Offen­sicht­lich in Schub­la­den“, sagt Rou­til und for­dert den zustän­di­gen Minis­ter Alois Stö­ger auf, den „Fach­arzt­ti­tel All­ge­mein­me­di­zin auch for­mell ein­zu­füh­ren.“ Schließ­lich habe Öster­reich schon vor Jahr­zehn­ten das Abkom­men über das Pri­mary Health Care Sys­tem unterzeichnet.

Prü­fun­gen auf hohem Niveau

Der Prä­si­dent der Ärz­te­kam­mer für Ober­ös­ter­reich und Vor­sit­zende der Aus­bil­dungs­kom­mis­sion, Peter Nie­der­mo­ser, ergänzt: „Wir sehen, dass sämt­li­che Ärzte-Prü­fun­gen in Öster­reich auf hohem Niveau statt­fin­den, das kei­nen inter­na­tio­na­len Ver­gleich scheuen muss.“ Er hebt beson­ders her­vor, dass man es – zumin­dest in die­sem Bereich – „geschafft hat, den Föde­ra­lis­mus hintan ste­hen zu las­sen und wir öster­reich­weit für die Prü­fun­gen eine zen­trale Rege­lung haben.“ Nie­der­mo­ser plä­diert daher, die­ses Know-How auch inter­na­tio­nal zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die aka­de­mie der ärzte sollte sich daher ver­mehrt anbie­ten, um die­ses Wis­sen aus Öster­reich euro­pa­weit zu trans­por­tie­ren. Der Vor­sit­zende der Aus­bil­dungs­kom­mis­sion gesteht jedoch ein, dass sich das Anfor­de­rungs­ni­veau der Fach­arzt­prü­fung oft in der Aus­bil­dung nicht wider­spiegle: „Mir ist wich­tig, dass diese Schere geschlos­sen wird.“ Und Nie­der­mo­ser bringt noch einen wei­te­ren Aspekt ein: „Die­ses Sys­tem, dass Aus­bil­dung etwas wert ist, das geht mir in Öster­reich ab. Hier ist ein Kul­tur­wan­del not­wen­dig.“ Denn Aus­bil­dung sei „nicht nur so neben­bei“ mög­lich, neben den gan­zen Anfor­de­run­gen eines Spi­tal­s­all­tags.

ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner for­mu­liert es prag­ma­tisch: „Auch die Arzt­prü­fung ist ein wesent­li­cher Fak­tor der Qua­li­täts­si­che­rung und sie stellt einen wesent­li­chen Teil der Ergeb­nis-Qua­li­tät dar – auch wenn es die Poli­tik nicht ver­steht.“ Es sei zwar nicht leicht gewe­sen, ein Insti­tut zu fin­den, das „diese schwie­rige Auf­gabe der Über­prü­fung über­nimmt“; aber auch das sei letzt­lich gelun­gen. Dor­ner resü­mie­rend: „Wir ruhen uns auf unse­ren Lor­bee­ren nicht aus. Was wir jetzt für die Zukunft für die Umset­zung der Vor­schläge brau­chen, ist der poli­ti­sche Wille. Das minis­te­ri­elle Zögern ist hier ein sehr aus­ge­präg­tes
Phä­no­men.“

Nach­denk­li­cher reagie­ren Rou­til und Nie­der­mo­ser, wenn es um die Aus­bil­dungs­in­halte geht. Nie­der­mo­ser zur Fach­arzt-Aus­bil­dung: „Das, was in der Aus­bil­dung ver­mit­telt ist, ist nicht immer ganz deckungs­gleich mit dem, was tat­säch­lich ver­langt wird. Ideal wäre daher, kei­nen zusätz­li­chen Lern­be­darf zu haben, wenn es darum geht, die Fach­arzt-Prü­fung zu bestehen.“ Wolf­gang ortet Hand­lungs­be­darf bei den All­ge­mein­me­di­zi­nern. „Die Lizen­sie­rungs- und Abschluss­prü­fung nach dem Tur­nus sollte hin­ter­fragt bezie­hungs­weise im Lichte der Schaf­fung eines Fach­arz­tes für All­ge­mein­me­di­zin, wie es die ÖÄK anstrebt, gege­be­nen­falls neu for­mu­liert wer­den. Das wer­den wir uns ganz genau anschauen.“

Arzt­prü­fung in Zahlen

Zur Prü­fung zum Arzt für All­ge­mein­me­di­zin – diese gibt es seit 1999 – sind jetzt ins­ge­samt 8.758 Kan­di­da­ten ange­tre­ten. 94 Pro­zent (8.203) haben die Prü­fung bestanden.

Zur Fach­arzt­prü­fung – sie wird seit 2002 abge­hal­ten – in den ins­ge­samt 45 Son­der­fä­chern sind 4.895 Kan­di­da­ten ange­tre­ten. Davon haben 4.697 (96 Pro­zent) bestanden.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 9 /​10.05.2011