AKH Wien: Kollaps droht

25.11.2011 | Politik

Angesichts der drohenden Einsparungsmaßnahmen am Wiener AKH – so sollen 80 der derzeit rund 1.500 Dienststellen gestrichen oder nicht nachbesetzt, von den ohnehin schon reduzierten Nachtdiensträdern sollen weitere 24 eingespart werden – droht dem AKH der Kollaps, warnten Vertreter der Ärztekammer sowie des AKH vor kurzem bei einer Pressekonferenz in Wien. ÖÄK-Präsident Walter Dorner sprach von einem „bedrohlichen Szenario“, die Patientenversorgung sei gefährdet. Und weiter: „Der Kollaps ist vorprogrammiert, wenn es so weiter geht.“ Werden die finanziellen Mittel nicht aufgestockt, ist 2011 mit einem Abgang von mehr als neun Millionen Euro zu rechnen, 2012 würde sich dieser Betrag auf 18 Millionen Euro verdoppeln. Ab 2013 droht jährlich ein Minus von 30 Millionen Euro. Der Vorsitzende des Senats an der Medizinischen Universität Wien, Univ. Prof. Arno Pollak, erklärte, dass man in einem offenen Brief an den zuständigen Minister Karlheinz Töchterle die Sorgen formuliert habe – in Verantwortung für die Patienten. Nach Ansicht von Pollak geht es jedoch nicht nur ums Geld allein; es handle sich auch um ein „strukturelles Grundproblem“. Und: „Es muss endlich eine Leistungsdefinition geben und eine Einigung zwischen den beiden Rechtsträgern, welche Leistungen gemacht werden.“ Univ. Prof. Thomas Szekeres, Vizepräsident der Ärztekammer Wien und Vorsitzender des Betriebsrats für das wissenschaftliche Personal an der MUW, erläuterte, was die Einsparungsmaßnahmen beim Personal, die mit 1. Jänner 2012 in Kraft treten, bedeuten: „Es wird zu einer Reduktion der OP-Kapazität um rund 30 Prozent kommen. Durch die Reduktion der Nachtdiensträder werden auch die Notfallaufnahmen nur sehr eingeschränkt funktionsfähig sein.“ Mit dem von ihm gegründeten Verein „Rettet das AKH“ (www.rettetakh.at) sollen Spenden gesammelt werden, um die fehlenden Stellen finanzieren zu können.

Die Wiener Gesundheits-Stadträtin Sonja Wehsely erklärte daraufhin in einem Interview, dass die Stadt nicht vorhabe, mit zusätzlichen Mitteln einzuspringen; dies sei „undenkbar“. Gleichzeitig forderte sie den Bund auf, sich an den mit der Stadt geschlossenen Vertrag zu halten. Demzufolge sei das gesamte ärztliche Personal für die Krankenbehandlung von der Medizinischen Universität Wien bereit zu stellen.

Minister Töchterle will Vertreter des Ministeriums, der Medizinischen Universität Wien, der Stadt und des AKH zu einem runden Tisch einladen.
AM

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2011