AKH: Patientensicherheit gefährdet

15.12.2011 | Politik

Hunderte Ärztinnen und Ärzte, Patienten sowie Prominente versammelten sich Ende November im Foyer des Wiener AKH, um gegen die Einsparungen, die mit 1. Februar 2012 in Kraft treten sollen, zu protestieren. „Ein Zusammenhalt und eine Einigkeit, wie noch nie in der Form“, zeigte sich Univ. Prof. Thomas Szekeres, Vizepräsident der Ärztekammer Wien und Vorsitzender des Betriebsrats für das wissenschaftliche Personal an der MUW, erfreut.

Erst langsam kristallisiert sich heraus, wie sich die Einsparung der Journaldienste und der Aufnahmestopp beim ärztlichen Personal tatsächlich auswirken. Martin Röggla, Oberarzt der Notfallambulanz am AKH, zeichnete dazu bei einer Pressekonferenz ein düsteres Szenario: „Wenn die geplanten Sparmaßnahmen umgesetzt werden, werden Menschen schwer zu Schaden kommen.“ Die 250 Patienten, die täglich in der Notfallambulanz behandelt werden, werden ab Anfang Februar ein „gravierendes Problem“ haben. Konkret bedeuten die Einsparungen, dass dann nämlich nur noch drei statt vier Ärzten im Dienst sind. Da die Notfalldienste der Abteilungen gestrichen werden, werden die Patienten in der Notfallaufnahme auch keinen Facharzt mehr finden. „Es ist gänzlich verantwortungslos, diese Versorgungsstrukturen ohne Alternative zu streichen“, betonte er nachdrücklich. „Die Sicherheit der Patienten wäre mit den geplanten Einsparungen nicht mehr gewährleistet“, gab auch Univ. Prof. Engelbert Knosp von der Neurochirurgischen Universitätsklinik zu bedenken. Es wäre nicht mehr möglich, eine geordnete Neurochirurgie zu führen: Entweder müssten Notfälle anstatt ins AKH nach Linz oder Graz überstellt werden – was einer „Bankrotterklärung“ für das AKH gleichkäme – oder die Abteilung ganz gesperrt werden. Besonders die Akutversorgung müsse aufrechterhalten bleiben: „Notfälle sind nicht steuerbar; sie treten akut und oft zeitgleich auf. Wir schöpfen ohnehin nicht mehr aus dem Vollen, noch mehr einsparen können wir nicht“, erklärte Harald Gabriel von der Abteilung für Kardiologie.

Werden die Appelle der Betroffenen von der Politik und vom Wissenschaftsministerium nicht Ernst genommen, wollen die Ärztinnen und Ärzte ihre Proteste in verschärfter Weise fortsetzen, kündigte Szekeres an: „Ein Streik ist aber erst die letzte Konsequenz. Wir sind guter Hoffnung, dass es bis dahin zu einer Lösung kommt.“ Als allerletzte Frist dafür nannte er Mitte Jänner; bis dahin könne man die eingesparten Februar-Dienste noch besetzen. Klare Signale wünsche man sich aber noch vor Weihnachten.

Obwohl Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle Verständnis für die Nöte der Klinikleitung zeigte und eine bessere Koordinierung der Finanzierung des AKH forderte, gab es diese Signale noch nicht. Auch Bürgermeister Michael Häupl appellierte kürzlich, den Finanzstreit zu beseitigen; er plädiert für eine 50-50-Kostenteilung zwischen dem Bund und der Stadt Wien. Szekeres dazu: „Der Bereitschaft des Wissenschaftsministers müssen nun auch Aktionen folgen.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2011