Patientenbericht COPD: Früherkennung fördern

10.02.2011 | Medizin

Vom Auftreten der ersten Symptome bis zum ersten Arztbesuch vergehen bei COPD oft bis zu zwei Jahre, ergab der „Erste Österreichische Patientenbericht COPD 2010“, der Mitte Jänner in Wien präsentiert wurde.
Von Marion Huber

In Industrieländern gilt COPD als vierthäufigste Todesursache und allein in Österreich leidet rund eine Million Menschen daran. Als Hauptrisikofaktor muss hier Tabakkonsum genannt werden, da mehr als 90 Prozent der COPD-Fälle in Österreich mit Rauchen oder Passivrauchen in Verbindung gebracht werden.

Im Rahmen einer Patientenumfrage wurden im Zeitraum zwischen August und November 2010 insgesamt 528 COPD-Patienten, davon 58 Prozent Männer und 42 Prozent Frauen, zu ihrer Situation und ihren Bedürfnissen befragt.

Die Symptome der Erkrankung manifestieren sich oftmals erst nach dem 40. Lebensjahr und werden erst spät erkannt. Dies ist auch ein Grund, weshalb laut Patientenbericht 27 Prozent der Befragten erst ein bis zwei Jahre nach Auftreten der ersten Symptome einen Arzt aufsuchen. Die Behandlung setzt damit häufig verspätet ein, wobei aber besonders der Früherkennung und Vorbeugung von Krankheitsschüben besondere Bedeutung zukommt. Immerhin treten laut Bericht bei 43 Prozent der Erkrankten einmal oder mehrmals im Jahr Exazerbationen auf, die zu einem unwiederbringlichen Verlust der Lungenfunktion führen. Die Aussichten der Patienten sind also umso besser und ihre Belastungen umso geringer, je früher eine Behandlung erfolgt.

Lungenfunktion beim Hausarzt gefordert

80 Prozent der COPD-Patienten sind beim Lungenfacharzt in Behandlung und auch die Diagnose COPD wird bei 63 Prozent der Befragten vom Facharzt und hier bei 86 Prozent durch eine Lungenfunktionsmessung gestellt. Univ. Prof. Wolfgang Popp, Leiter der Medizinischen Abteilung mit Lungenerkrankungen und Langzeitbeatmungszentrum im Geriatriezentrum Am Wienerwald, betont bei der Präsentation des Patientenberichts, wie wichtig es wäre, dass Hausärzte eine Lungenfunktionsprüfung machen könnten. „Wir sehen viele unserer Patienten lange danach. Wenn sie nur noch 50 Prozent der Lungenfunktion haben, können wir nur noch wenig tun“, so Popp. Auch ÖÄK-Präsident Walter Dorner spricht die zentrale Rolle der Hausärzte an, die als erste Anlaufstelle oft die Frühdiagnose stellen: „Wir können die Bedeutung eines ganz niederschwelligen Zugangs zur Medizin beim Allgemeinmediziner nicht genug betonen.“

Der Österreichische Patientenbericht COPD macht deutlich, dass auch die Information von Seiten des Arztes für Betroffene besonders bedeutend ist. Die Befragten, von denen nur acht Prozent ihre Lebensqualität als „sehr gut“ bezeichnen, gaben außerdem an, dass medikamentöse Therapie und Bewegungstherapie (je 57 Prozent) und Atemübungen (64 Prozent) ihnen helfen würden, ihre Erkrankung besser zu bewältigen. Neben Früherkennung und Therapie sind aber auch Rauchverzicht und Lebensumstellung besonders bedeutende Aspekte, sind Dorner und der Allgemeinmediziner Erwin Rebhandl überzeugt.

Für den Obmann der Österreichischen Selbsthilfegruppe für Langzeit-Sauerstoff-Therapie, Wilhelm Lippert, sind diesbezüglich vier Punkte besonders erwähnenswert: Zunächst sei die Früherkennung der Erkrankung für Patienten enorm wichtig und auch Grundlage der Behandlung. Nach der Diagnose sollte den Patienten stationär und ambulant unverzüglich die bestmögliche Behandlung zukommen. Die notwendige Eigenverantwortung der Betroffenen ist der dritte bedeutende Punkt, da dadurch das Voranschreiten von Lungenerkrankungen eingedämmt und die Lebensqualität gesteigert werden könnte. „Der Patient muss mündig sein, Eigenverantwortung übernehmen und mitarbeiten. Die beste Therapie ist nutzlos, wenn der Patient sie zuhause nicht weiter verfolgt“, wie Lippert weiß. Abschließend nannte er noch einen Punkt, in dem er sich mit ÖÄK-Präsident Dorner einig ist – das Rauchergesetz, dessen Wirkung und Umsetzung zu wünschen übrig lasse. Hier müsste Lipperts Meinung nach „die Politik einhaken und ein Nichtrauchergesetz wie in anderen europäischen Ländern schaffen“.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2011