Nobelpreis Medizin 2011: Grundlagenforschung beim Immunsystem

25.10.2011 | Medizin



Für die Entdeckung der Grundmechanismen des Immunsystems wurde in diesem Jahr der Nobelpreis für Medizin an drei Forscher verliehen.

Jules A. Hoffmann, Bruce A. Beutler und Ralph M. Steinman sind die Preisträger des diesjährigen Nobelpreises für Medizin. Steinman, der drei Tage vor der Nobelpreisverkündung verstorben war, erhält die Auszeichnung posthum – eine Ausnahme und damit erstmalig in der Geschichte des Nobelpreises. „Die Nobelpreisträger dieses Jahres haben unser Verständnis des Immunsystems revolutioniert, indem sie Grundmechanismen seiner Aktivierung entdeckt haben“, begründet das Karolinska-Institut die Entscheidung. Mit ihrer bahnbrechenden Arbeit hätten sie die Entwicklung von neuen Präventions- und Therapiemaßnahmen bei Infektionen, Krebs und Immungerkrankungen ermöglicht.

Beutler und Hoffmann werden für die Entdeckung der Mechanismen der angeborenen Immunität ausgezeichnet. Bei seiner Forschung an der Fruchtfliege Drosophila melanogaster entdeckte Hoffmann den Toll-like-Rezeptor und fand heraus, dass dieser die Abwehrreaktion des Immunsystems gegen Bakterien und Pilze ermöglicht. Beutler forschte in Versuchen an Mäusen nach einem Rezeptor, an den bei einer Infektion mit bestimmten Bakterien die Lipopolysacchardie (LPS) binden und einen septischen Schock auslösen können. Dabei entdeckte er den Toll-like-Rezeptor 4 als Andockstelle für LPS von Bakterien. Steinman wurde für die Entdeckung der Dendritischen Zelle und ihrer Rolle bei der erworbenen Immunabwehr geehrt. Bereits im Jahr 1973 fand er heraus, dass sie für die Aktivierung von T- und B-Zellen verantwortlich sind. Als unreife Zellen nehmen sie Antigene auf und verarbeiten diese; als reife Zellen präsentieren sie die prozessierten Antigene in Form von MHC-Peptid-Komplexen auf ihrer Oberfläche. Damit induzieren sie eine spezifische Immunantwort auf die präsentierten Antigene.

Nobelpreisträger Jules A. Hoffmann wurde 1941 in Echternach (Luxemburg) geboren und ist Professor an der Universität Straßburg. Der US-Amerikaner Bruce A. Beutler, geboren 1957 in Chicago, ist seit 2000 am Scripps Institute in La Jolla, Kalifornien, tätig und leitet seit 2007 dort die Abteilung für Genetik. Ralph M. Steinman wurde 1943 in Montreal (Kanada) geboren; er verstarb am 30. September 2011 im 68. Lebensjahr. Zuletzt war er als Professor an der Rockefeller University in New York City tätig.
MH

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2011