neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.09.2011 | Medizin


Schlaf­krank­heit: bes­sere Behandlung

Der Wirk­stoff Melar­so­prol soll die Behand­lung der durch die Tse-Tse-Fliege über­trag­ba­ren töd­li­chen Schlaf­krank­heit erleich­tern. Die For­scher ver­än­der­ten Melar­so­prol so, dass es zumin­dest bei Mäu­sen keine gif­ti­gen Neben­wir­kun­gen zeigte. Melar­so­prol ist eine Arsen­ver­bin­dung und bis­her nur als Infu­sion erhält­lich; nun kann es oral ver­ab­reicht wer­den.
APA/​PLoS Negle­c­ted Tro­pi­cal Dise­a­ses

Künst­li­che Haut aus Spinnenseide

Spin­nen­seide hilft beim Züch­ten von künst­li­cher Haut und könnte damit chro­ni­sche Wun­den und Ver­bren­nun­gen hei­len, wie eine Arbeit der Medi­zi­ni­schen Hoch­schule Han­no­ver zeigt. Spin­nen­seide ist sehr stark, dehn­bar und wird vom mensch­li­chen Kör­per tole­riert. Dar­über hin­aus konnte gezeigt wer­den, dass sich mit den aus Spin­nen gewon­ne­nen Fäden Ner­ven repa­rie­ren las­sen.
APA/​PLoS ONE


Mole­kül hemmt Insulinproduktion

For­scher der ETH Zürich haben das Mole­kül Bace2 in den Beta-Zel­len der Bauch­spei­chel­drüse als Mole­kül iden­ti­fi­ziert, das die Her­stel­lung von Insu­lin hemmt. Wenn es bei Mäu­sen mit Dia­be­tes mel­li­tus mit Hilfe einer che­mi­schen Sub­stanz aus­ge­schal­tet wurde, ver­mehr­ten sich die Beta-Zel­len und der Zucker­haus­halt der Mäuse ver­bes­serte sich.
APA/​Cell Meta­bo­lism

Neue EHEC-The­ra­pie wirkt

Alle zwölf EHEC-Pati­en­ten, bei denen es zum hämo­ly­tisch-urämi­schen Syn­drom (HUS), schwers­ten neu­ro­lo­gi­schen Aus­fäl­len und Nie­ren­ver­sa­gen gekom­men war, haben über­lebt. Zehn der Betrof­fe­nen wei­sen kei­ner­lei neu­ro­lo­gi­sche Sym­ptome mehr auf; sie sind nicht Dia­lyse-pflich­tig. Neben Shi­ga­to­xin war auch die Bil­dung von Anti­kör­pern für die mas­sive Schä­di­gung ver­ant­wort­lich.
APA/​The Lan­cet

Eltern ster­ben nach Kinds­tod früher

Kommt ein Baby tot zur Welt oder stirbt es in den ers­ten Lebens­mo­na­ten, haben die Eltern ein bis zu vier­mal höhe­res Risiko, in den fol­gen­den zehn Jah­ren selbst zu ster­ben oder den Part­ner zu ver­lie­ren. Vor allem Müt­tern droht ein frü­he­rer Tod. Wis­sen­schaf­ter der bri­ti­schen Uni­ver­si­tät York haben dazu Daten aus Groß­bri­tan­nien, Schott­land und Wales ver­gli­chen: In Groß­bri­tan­nien und Wales star­ben die Müt­ter mit einer vier­mal höhe­ren Wahr­schein­lich­keit frü­her, in Schott­land lag die Wahr­schein­lich­keit sogar sechs­mal höher. Nach 25 Jah­ren war das Risiko, selbst zu ster­ben, für die Müt­ter immer­hin noch um 50 Pro­zent höher als bei Eltern, deren Kind lebte. Die Ursa­che ist noch unklar. Die For­scher ver­mu­ten jedoch, dass Alko­hol­miss­brauch eine Rolle spie­len könnte und sich betrof­fene Eltern häu­fi­ger das Leben neh­men.
APA/​BMJ Sup­port­ive and Pal­lia­tive Care

Vater­lose Buben bekom­men frü­her Nachwuchs

Buben, die bis zum Alter von sie­ben Jah­ren ihren Vater ver­lo­ren haben, bekom­men mit grö­ße­rer Wahr­schein­lich­keit bis zum 23. Lebens­jahr min­des­tens ein Kind. Das haben For­scher der Lon­don School of Eco­no­mics und der Dur­ham Uni­ver­sity im Rah­men einer Stu­die, bei der die Daten von meh­re­ren tau­send Män­nern aus Groß­bri­tan­nien unter­sucht wur­den, ermit­telt. Dar­über hin­aus kom­men Buben, die zwi­schen elf und 16 Jah­ren ihren Vater ver­lo­ren haben, häu­fig spä­ter in die Puber­tät. Buben, die zwi­schen sie­ben und elf Jah­ren vater­los gewor­den sind, ten­die­ren dazu, spä­ter zu hei­ra­ten. Väter beein­flus­sen also nach­weis­bar Fort­pflan­zung und Puber­tät ihrer Söhne, fol­gern die For­scher. Außer­dem spielt der Zeit­punkt des Ver­lus­tes eine ent­schei­dende Rolle. Für Mäd­chen war ein Zusam­men­hang zwi­schen Vater­lo­sig­keit und frü­her Puber­tät und Fort­pflan­zung bereits bekannt.
APA/​Biology Let­ters

Gehirn in Non-REM-Phase aktiv

Das mensch­li­che Gehirn reagiert im Non-REM Schlaf von Sekunde zu Sekunde völ­lig unter­schied­lich auf Außen­reize. Das haben For­scher der Uni­ver­si­tät Salz­burg gemein­sam mit Kol­le­gen vom Cyclo­tron Rese­arch Cen­ter in Lüttich/​Belgien anhand eines Ton­ex­pe­ri­ments her­aus­ge­fun­den. „Durch die Ver­wen­dung spe­zi­el­ler Elek­tro­den und EEG-Ver­stär­kern konn­ten wir nun im Sekun­den­takt gleich­zei­tig EEG ablei­ten und die Durch­blu­tung von Hirn­re­gio­nen im MRT beob­ach­ten“, so For­scher Manuel Scha­bus. Dabei zeigte sich, dass die Reak­tion des Gehirns auf Außen­reize davon abhängt, was gerade im Schlaf spon­tan pas­siert. Tritt eine Schlaf­spin­del – also ein Mikro­er­eig­nis, das peri­odisch im Schlaf vor­kommt und rund eine Sekunde dau­ert – auf, ist das Gehirn völ­lig von Außen­in­for­ma­tio­nen blo­ckiert. Die For­scher gehen davon aus, dass das Gehirn in die­ser Zeit quasi mit sich selbst beschäf­tigt ist und neue Infor­ma­tio­nen abspei­chert oder ins Gedächt­nis inte­griert.
APA/​PNAS

Top-Ski-Lang­läu­fer: Risiko für Herzrhythmusstörungen

Ski-Lang­läu­fer auf Spit­zen-Niveau haben ein höhe­res Risiko für Herz­rhyth­mus-Stö­run­gen. Das zeigt eine Unter­su­chung der Uni­ver­si­tät Upp­sala in Schwe­den an 47.500 Spit­zen­sport­lern, die zwi­schen 1989 und 1998 beim 90 Kilo­me­ter-Lang­lauf-Wett­be­werb Vasa­lop­pet teil­ge­nom­men haben. Dem­nach steigt das Risiko mit der Häu­fig­keit der Teil­nahme an Aus­dauer-Wett­be­wer­ben und mit der Inten­si­tät des kör­per­li­chen Ein­sat­zes. Ath­le­ten, die sie­ben­mal oder öfter am Wett­kampf teil­ge­nom­men hat­ten, hat­ten ein um 29 Pro­zent höhe­res Risiko als jene, die das erste Mal mit­ge­macht hat­ten. Am häu­figs­ten wur­den Vor­hof­flim­mern und Bra­dyar­rhyth­mie fest­ge­stellt; ein signi­fi­kan­ter Anstieg an ven­tri­ku­lä­ren Arryhth­mien wurde nicht regis­triert.
APA


Jeder Vierte erkrankt an COPD

Jeder vierte Mensch lei­det bis zum Alter von 80 Jah­ren an COPD. Das ist das Ergeb­nis einer Stu­die des Insti­tu­tes for Cli­ni­cal Eva­lua­tion Sci­en­ces in Toronto. Dabei wur­den die Daten aller Ein­woh­ner von Onta­rio, die 1996 nicht an COPD gelit­ten haben, ana­ly­siert und über einen Zeit­raum von 14 Jah­ren ver­gli­chen. Ergeb­nis: Bei 579.466 Men­schen wurde im Ver­lauf der Stu­die eine COPD dia­gnos­ti­ziert. Das Lebens­zeit­ri­siko für eine COPD-Dia­gnose bis zum Alter von 80 Jah­ren betrug 27,6 Pro­zent. Bei Män­nern war die­ses Risiko mit 29,7 Pro­zent höher als bei Frauen mit 25,6 Pro­zent. Ein höhe­rer sozia­ler Sta­tus ging mit einer 23-pro­zen­ti­gen Gefähr­dung ein­her; Per­so­nen aus ärme­ren Schich­ten waren dage­gen mit 32,1 Pro­zent über­re­prä­sen­tiert.
APA/​The Lancet

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 18 /​25.09.2011