neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.02.2011 | Medizin


Blut­druck­ab­fall durch Makrolide

Die Kom­bi­na­tion von Kal­zi­um­ka­nal-Blo­ckern mit Makro­lid-Anti­bio­tika stei­gert bei Senio­ren das Risiko für einen Blut­druck­ab­fall dras­tisch: bei Ery­thro­my­cin um das Sechs­fa­che, bei Clari­thro­my­cin um das Vier­fa­che. Mit Azi­thro­my­cin geht keine erhöhte Gefähr­dung ein­her, wie eine kana­di­sche Stu­die an 7.100 Senio­ren, die nach einem Blut­druck­ab­fall in einem Kran­ken­haus behan­delt wur­den, zeigt.
APA/​Canadian Medi­cal Asso­cia­tion Jour­nal


Plas­tik­stoffe beein­flus­sen Frucht­bar­kei
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Eine Belas­tung mit Pes­ti­zi­den und Phtala­ten am Arbeits­platz beein­träch­tigt die Frucht­bar­keit von Frauen. Wenn diese Frauen Kon­takt mit Pes­ti­zi­den und Phtala­ten hat­ten, kamen die Kin­der mit gerin­gem Geburts­ge­wicht zur Welt. Aber auch bei älte­ren Frauen, Rau­che­rin­nen und bei ver­mehr­tem Kon­sum von Alko­hol trat eine Schwan­ger­schaft auf­fäl­lig spät ein.
APA/​Occupational and Envi­ron­men­tal Medi­cine

Insult-Risiko durch HIV

In nur einem Jahr­zehnt ist die Zahl der HIV-posi­ti­ven Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten um 60 Pro­zent gestie­gen. Mög­li­che Gründe dafür: Neben­wir­kun­gen der anti­re­tro­vi­ra­len Medi­ka­mente, ein Zusam­men­spiel ver­schie­de­ner Stoff­wech­sel­pro­zesse oder die Aids-Viren selbst. Außer­dem haben HIV-Posi­tive zu Beginn der Aids-Pan­de­mie das Alter, in dem ver­mehrt Schlag­an­fälle auf­tre­ten, nicht mehr erlebt.
APA/​Neurology

Migräne: keine blei­ben­den Schäden

Migräne hin­ter­lässt auch in schwers­ter Form keine dau­er­haf­ten Schä­den im Gehirn. Die For­scher unter­such­ten 800 über 65-Jäh­rige in der west­fran­zö­si­schen Stadt Nan­tes. 15 Pro­zent lit­ten seit lan­gem unter Migräne, die laut MRT bekannt­lich Ver­än­de­run­gen in den kleins­ten Blut­ge­fä­ßen im Gehirn ver­ur­sa­chen kann. Den­noch war die Hirn­funk­tion bei die­sen Pati­en­ten genauso gut wie in der Ver­gleichs­gruppe.
APA/​British Medi­cal Jour­nal

Oli­venöl wirkt entzündungshemmend

Der in Oli­venöl ent­hal­tene Natur­stoff Oleo­can­thal akti­viert ebenso wie Ibu­profen den Rezep­tor TRPA1 im Hals­be­reich und wirkt ent­zün­dungs­hem­mend. Beide Stoffe hem­men über den Rezep­tor das Enzym Cyclooxi­ge­nase (COX), wie aus einer Stu­die des Monell-Cen­ters in Phil­adel­phia (USA) her­vor­geht. Außer­dem zeigte die Stu­die, dass der Rezep­tor an der Rück­seite der Kehle sitzt: Ebenso wie flüs­si­ges Ibu­profen kratzt hoch­wer­ti­ges Oli­venöl an die­ser Stelle. Mit Hilfe des Rezep­tors TRPA1 könne man zukünf­tig auch andere Sub­stan­zen iden­ti­fi­zie­ren, die ähn­lich ent­zün­dungs­hem­mend wir­ken wie Oleo­can­thal und Ipu­profen.
APA/​Journal of Neuroscience

BSE-Erre­ger ver­brei­ten sich über die Luft

Prio­nen, die Erre­ger des Rin­der­wahn­sinns und der Creutz­feldt-Jakob-Krank­heit, kön­nen auch durch Luft über­tra­gen wer­den, war­nen For­scher der Uni­ver­si­tät Zürich und des Fried­rich-Loeff­ler-Insti­tuts in Tübin­gen. Für ihre Unter­su­chun­gen steck­ten die Wis­sen­schaf­ter die Mäuse in spe­zi­elle Inha­la­ti­ons­kam­mern und ver­sprüh­ten darin win­zige Teil­chen von infi­zier­tem Hirn­ge­webe. Das Ein­at­men der Prio­nen habe zu einer „erschre­ckend effi­zi­en­ten Infek­tion“ geführt, so Stu­di­en­lei­ter Adriano Aguzzi. „Eine nur ein­mi­nü­tige Expo­si­tion reichte aus, um 100 Pro­zent der Ver­suchs­tiere mit der Krank­heit zu infi­zie­ren“. Die Prio­nen gelang­ten offen­sicht­lich über Ner­ven­bah­nen von der Nase ins Gehirn. „Das Ergeb­nis bedeu­tet nicht, dass Creutz­feldt-Jakob-Pati­en­ten Prio­nen mit der Atem­luft aus­schei­den“, betont Aguzzi. In Labors, Schlacht­hö­fen und Fut­ter­mit­tel­fa­bri­ken jedoch sollte den For­schern zufolge über stren­gere Vor­sichts­maß­nah­men nach­ge­dacht wer­den.
APA/​PLoS Patho­gens

Augen­kos­me­tika: Gefähr­lich für Erbgut

Che­mi­ka­lien in Augen­kos­me­tika ent­hal­ten ver­bo­tene Farbe, zu viel Kon­ser­vie­rungs­stoffe und kön­nen das Erb­gut schä­di­gen, ergab eine Unter­su­chung des Kan­ton­la­bors Basel­stadt. Die Pro­ben wur­den risi­ko­ba­siert erho­ben; vor allem Kos­me­tika unkla­rer Her­kunft, aber auch bekannte Mar­ken wur­den über­prüft. Meh­rere Pro­ben von Wim­pern­tu­sche, Eye­li­nern und Lid­schat­ten aus Waren­häu­sern, Bou­ti­quen, Par­fü­me­rien und Bil­lig­lä­den wur­den nach N‑Nitrosodiethanolamin (NDELA), das die Erb­sub­stanz schä­di­gen kann, sowie nach den insta­bi­len Vor­sub­stan­zen TEA und DEA, aus denen sich NDELA bil­den kann, unter­sucht. Ergeb­nis: 20 Pro­zent lagen über dem NDELA-Grenz­wert, teil­weise sogar bis zum 33-fachen. Ins­ge­samt wur­den 52 Pro­zent der Pro­ben bean­stan­det. Dar­über hin­aus ent­hiel­ten meh­rere Pro­ben nicht dekla­rierte Kon­ser­vie­rungs­stoffe; deren Kon­zen­tra­tion lag teils auch über dem Grenz­wert. Aus recht­li­chen Grün­den gab das Labor Pro­dukt- und Fir­men­na­men nicht bekannt.
APA

Tin­ni­tus bei Rat­ten ausgeschaltet

Wis­sen­schaf­tern der Uni­ver­si­tät Texas (USA) ist es im Tier­ver­such gelun­gen, den Tin­ni­tus bei Rat­ten aus­zu­schal­ten. Dabei haben sie einen bestimm­ten Nerv im Gehirn der Tiere sti­mu­liert und hoch­fre­quente Töne ein­ge­spielt. „Wir füh­ren das Gehirn aus einem Zustand, in dem es einen Tin­ni­tus aus­löst, in einen Zustand zurück, der kei­nen Tin­ni­tus aus­löst”, so Stu­di­en­au­tor Nav­zer Engi­neer. Auf diese Weise würde der Tin­ni­tus zum Ver­sie­gen gebracht. Nach der The­ra­pie waren die behan­del­ten Rat­ten bis zu drei­ein­halb Monate Tin­ni­tus-frei, wäh­rend eine unbe­han­delte Ver­gleichs­gruppe noch immer daran litt. Ver­su­che am Men­schen sol­len in den kom­men­den Mona­ten begin­nen.
APA/​Nature


Rau­chen: Gen­schä­den bin­nen Minuten

For­scher der Uni­ver­si­tät von Min­ne­sota konn­ten nach­wei­sen, dass poly­zy­kli­sche aro­ma­ti­sche Koh­len­was­ser­stoffe sich bereits nach 15 bis 30 Minu­ten im Blut zu einer Sub­stanz ver­wan­delt haben, die gene­ti­sche Ver­än­de­run­gen und somit Krebs aus­lö­sen kann. Stu­di­en­au­tor Ste­phen S. Hecht zufolge wer­den die poly­zy­kli­sche aro­ma­ti­sche Koh­len­was­ser­stoffe nicht nur mit Lun­gen­tu­mo­ren, son­dern auch mit min­des­tens 18 wei­te­ren Krebs­ar­ten asso­zi­iert. Wer glaubt, recht­zei­tig mit dem Rau­chen auf­hö­ren zu kön­nen, erliege einem Irr­tum, war­nen die For­scher; gene­ti­sche Schä­den sind unter Umstän­den schon nach der ers­ten Ziga­rette mög­lich.
APA/​Research in Che­mi­cal Toxicology

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 3 /​10.02.2011