neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.11.2011 | Medizin


Malaria-Impfstoff vor Zulassung

Der Impfstoff RTS,S gegen Malaria hat sich in einer großen klinischen Studie bewährt. Erste Ergebnisse bei 6.000 Kindern zeigen, dass sich das Risiko für eine milde Malaria um bis zu 56 Prozent vermindert. Weiters hat es 47 Prozent weniger schwere Fälle gegeben. Der Impfstoff enthält ein Protein des Malaria-Erregers Plasmodium falciparum sowie einen Wirkverstärker.
APA/NEJM

Tbc: weniger Neuerkrankungen

Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) ist 2010 erstmals die Zahl der weltweiten Neuerkrankungen als auch der Todesfälle an Tuberkulose zurückgegangen. Seit 1990 ist die Zahl der Neuerkrankungen um 40 Prozent gesunken. Dennoch ist Tbc weit verbreitet: Rund 8,8 Millionen Menschen haben sich 2010 angesteckt; 1,4 Millionen Menschen sind daran gestorben.
APA

Brustkrebs: Blut-Frühtest in Aussicht

Frauen, die erhöhte Konzentrationen des Geschlechtshormons Progestin und des RANKL-Proteins im Blut haben, haben ein signifikant größeres Risiko für das baldige Auftreten von Brustkrebs. Damit könnte ein Brustkrebs-Früherkennungstest entwickelt werden, womit die Diagnose Brustkrebs mehr als zwölf Monate vor der jetzt möglichen Diagnose vorhergesagt werden kann.
APA

Postoperative Schmerzen: Therapie unzureichend

In Österreich werden Schmerzen nach Operationen nur unzureichend behandelt, wie eine Befragung der anästhesiologischen Abteilungen ergab. Demnach wird zur Umstellung einer unzureichenden postoperativen Schmerztherapie nur in 14 Prozent ein Anästhesist konsultiert. Laut den Forschern leidet rund die Hälfte der Patienten nach einem schweren operativen Eingriff an mittelstarken bis starken Schmerzen.
APA

IQ bei Teenagern kann sich ändern

Der Intelligenzquotient ist nicht – wie bisher angenommen – stabil, sondern kann sich während der Teenagerjahre ändern. Forscher des Wellcome Trust Centres für Neuroimaging am University College London haben 33 Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren mittels MRT und einem gängigen Intelligenztest untersucht und zwar im Hinblick auf Sprache, Allgemeinwissen, Gedächtnis und vier Jahre später neuerlich untersucht. Die Testwerte bei den Intelligenzquotienten variierten zwischen 77 und 135 beim ersten Termin und zwischen 87 und 143 beim zweiten Termin. Einige konnten ihr Testergebnis um 20 Punkte verbessern, bei anderen verschlechterte sich der Wert im selben Ausmaß. Die Ergebnisse der einzelnen Fähigkeiten konnten sich unterschiedlich entwickeln; parallel dazu habe sich die graue Hirnsubstanz verändert, so die Forscher. Eine Erklärung für das Auf und Ab des Intelligenzquotienten haben die Wissenschafter nicht; sie sehen die Ergebnisse jedenfalls als Hinweis dafür an, dass das Gehirn im Lauf des Lebens formbar bleibt und sich an neue Herausforderungen anpassen kann.
APA/Nature

Fernsehen stört kindliche Sprachentwicklung

Freies Spielen fördert Kinder mehr als Fernsehprogramme und Videos mit angeblichem Lerneffekt. Die US-amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP) hat kürzlich eine Erklärung veröffentlicht, mit der sie ihre Warnung vor elektronischen Medien in den ersten Lebensjahren noch verschärft. Die Akademie stützt sich dabei auf rund 50 Studien, die sich seit 1999 mit den Auswirkungen von Fernsehen und Videos auf Kinder unter zwei Jahren befassen. „Wenn Kinder in den ersten Lebensjahren viel vor einem Bildschirm sitzen, sind sie beim Schulstart eher sprachlich gehemmt“, so Studienautorin Ari Brown. Die Folgen sind unruhiger Schlaf, was wiederum zu Verhaltensstörungen und gesundheitlichen Problemen führen kann. „Kleine Kinder lernen am besten durch Interaktion mit Menschen und nicht vor dem Bildschirm“, so die Pädiater.
APA

Schokolade verringert Insult-Risiko

Frauen, die viel Schokolade essen, haben ein geringeres Risiko für einen Schlaganfall. Das zeigt eine Langzeitstudie des Karolinska-Instituts in Stockholm, im Rahmen derer rund 33.000 Schwedinnen zwischen 49 und 83 Jahren im Jahr 1997 zu ihren Essgewohnheiten befragt wurden. Die Frauen mussten Auskunft geben, wie oft sie im Jahr zuvor durchschnittlich Schokolade und 95 andere Lebensmittel konsumiert hatten. In den folgenden zehn Jahren registrierten die Forscher bei den Frauen insgesamt 1.600 Schlaganfälle. Am häufigsten waren diejenigen Frauen betroffen, die mit null bis acht Gramm pro Woche am wenigsten Schokolade konsumiert hatten. Die Frauen, die mit durchschnittlich 66 Gramm den höchsten Anteil an Schokolade konsumierten, erlitten am seltensten einen Schlaganfall. Die Forscher haben bei ihren Untersuchungen nicht zwischen heller und dunkler Schokolade unterschieden; in den 1990er Jahren ist in Schweden jedoch zu 90 Prozent Milchschokolade konsumiert worden.
APA/Journal of the American College of Cardiology

Immuntherapie gegen Gehirntumor

An der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz startet eine Phase II-Studie mit 60 Patienten, die an einem Glioblastom erkrankt sind. Dabei wird die Krebstherapie mit Dendritischen Zellen um einen neuen Ansatz erweitert. Den Patienten wird Blut entnommen und daraus die Vorläuferzellen der Dendritischen Zellen, die Monozyten, isoliert. Sobald diese zu Dendritischen Zellen ausgereift sind, werden sie in Kontakt mit Patienten-eigenen Tumor-Antigenen gebracht. Danach fügen die Forscher Lipopolysaccharide hinzu; sie sind ein Bestandteil der Zellmembran von Bakterien und signalisieren dem Körper Gefahr. Die auf diese Art sensibilisierten Dendritischen Zellen sollen dann Krebszellen im Körper des Patienten mit Hilfe von T-Zellen bekämpfen. Die Immuntherapie soll die bisherigen Krebstherapien als vierte Säule ergänzen.
APA


Pille beeinflusst Partnerschaft

Frauen, die zu Beginn der Beziehung mit der Pille verhüten, trennen sich seltener von ihrem Partner; sie sind auch insgesamt glücklicher mit ihrer Partnerschaft. Das sind nur einige Ergebnisse einer Studie um Craig Roberts von der University of Stirling (Großbritannien), bei der mehr als 2.500 Frauen, die mindestens ein Kind haben, befragt wurden. Ein Teil der Frauen hatte zu Beginn der Partnerschaft die Pille genommen, ein Teil nicht. Circa 700 Frauen waren zum Befragungszeitpunkt geschieden oder lebten getrennt. Ergebnis: Frauen, die die Pille nahmen, hatten im Schnitt um zwei Jahre längere Beziehungen, trennten sich seltener und waren mit der Unterstützung durch den Vater zufriedener als die Frauen, die zu Beginn der Beziehung anders oder nicht verhütet hatten. Allerdings waren die Frauen, die die Pille nahmen, unzufrieden mit ihrem Sexualleben: und zwar umso mehr, je länger die Beziehung dauerte.
APA/Proceedings of the Royal Society B

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2011