neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.09.2011 | Medizin

Fernsehen verkürzt Lebenserwartung

Ein durchschnittlicher Fernsehkonsum von täglich sechs Stunden hat eine um knapp fünf Jahre geringere Lebenserwartung zur Folge – so das Ergebnis einer statistischen Modellrechnung. Entscheidend dabei ist das lange Sitzen, weswegen die Forscher der Universität Queensland stundenlanges Fernsehen ebenso gesundheitsschädlich einstufen wie Rauchen oder Übergewicht.
APA/British Journal of Sports Medicine

Neu: Flash-CT für’s Herz

Mit dem Flash-Computertomographen können Herzuntersuchungen rascher als bisher, jedoch mit der gleichen Präzision durchgeführt werden: Bilder vom ganzen Herz werden in nur 0,3 Sekunden gemacht – gegenüber sechs Sekunden mit herkömmlichen Tomographen. Der Patient wird darüber einer zehnfach geringeren Strahlung ausgesetzt.
APA/Circulation: Cardiovascular Imaging


Antikörper schaltet Influenzaviren aus

US-amerikanische Forscher haben einen gegen den Großteil aller Grippeviren-Stämme wirksamen Antikörper entdeckt. Der Antikörper CH65 greift demnach die Hämagglutinin-Oberfläche von 30 der 36 bekannten Grippestämme an. Dieses Hämagglutinin – ein Protein an der Oberfläche von Grippeviren – mutierte jede Saison.
APA/Proceedings of the National Academy of Sciences

Massiver Anstieg von Notfällen nach Insektenstichen

Eine Steigerung um mehr als 300 Prozent gab es im Juli und August dieses Jahres bei den Einsätzen der ÖAMTC-Flugrettung wegen Notfällen nach Insektenstichen: Es gab 286 Einsätze; im Vorjahr waren es in diesem Zeitraum lediglich 92 Einsätze. Die meisten Notfälle gab es in Niederösterreich, Kärnten, Oberösterreich und der Steiermark.
APA

Fettrezeptor auf Zunge nachgewiesen

Erstmals konnte in den Geschmacksknospen der menschlichen Zunge der Fettrezeptor GPR120 nachgewiesen werden. Die Forscher des deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) konnten außerdem anhand einer Art künstlichen Zunge zeigen, dass langkettige Fettsäuren, die beim Essen einen typischen Fettgeschmack hervorrufen, GPR120 aktivieren. Dieser Rezeptor war schon in vorherigen Studien an Nagern als möglicher „Fett-Wahrnehmer“ ausgemacht worden. Dennoch warnen die Forscher, die Erkenntnisse als Beweis einer sechsten Grundgeschmacksqualität – nämlich fettig – zu sehen: „Hierfür müsste man nachweisen, dass das durch den Fettrezeptor ausgelöste Signal über spezialisierte Geschmackszellen und nachgeschaltete Nervenbahnen als Geschmackssignal dem Gehirn weitergeleitet wird.“
APA/Chemical Senses

Ursache für ALS geklärt

Als gemeinsame Ursache der verschiedenen Formen von ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) konnte eine Störung in der Reparatur von Eiweißen in Gehirn oder Rückenmark festgestellt werden. Die Störungen führen die Forscher der Northwestern Universität in Chicago auf das Eiweiß Ubiquilin2 zurück, das normalerweise beschädigte oder falsch gefaltete Proteine in motorischen Nervenzellen und Nervenzellen der Großhirnrinde recycelt. Ubiquilin2 arbeitet bei Patienten, die an ALS leiden, nicht richtig; dadurch sammelt sich das Eiweiß zusammen mit den beschädigten Proteinen in den Nervenzellen an, lagert sich ab und die Nervenzellen gehen zugrunde. Bei gehäuftem familiärem Auftreten von ALS wurden auch Mutationen im Ubiquilin2-Gen gefunden. Die Ablagerungen wurden aber auch bei Patienten ohne die entsprechende Veränderung im Gen gefunden.
APA/Nature

Kinder haben mehr Vertrauen im Internet als im persönlichen Kontakt

Kinder fühlen sich im Internet sicher und sind bereit, mehr Informationen von sich preiszugeben als im persönlichen Kontakt. Das zeigt eine Studie der Aktionsplattform „DigiKids“, die beim Europäischen Forum Alpbach Ende August präsentiert wurde. Dabei wurden die Erfahrungen von Schülern zwischen zehn und 14 Jahren einer Kooperativen Mittelschule in drei Fokusgruppen aufgenommen; dann wurden die Eltern von 15 Schülern „spiegelbildlich“ befragt. Ein zentrales Ergebnis: Sicherheit, Vertrauen und Nähe werden von den Kindern in digitalem und realem Erleben völlig unterschiedlich wahrgenommen. Auch Mobbing wird im Netz von den Kindern schwerwiegender empfunden als ein persönlicher Streit. Etwa zwei Drittel der Zehnjährigen sind mit Wissen der Eltern schon bei der Kommunikationsplattform Facebook; Mädchen früher als Buben, „um sich von ihrer besten Seite zu präsentieren“.
APA


Schokolade reduziert Herzinfarktrisiko

Menschen, die sehr viel Schokolade essen, haben ein um 37 Prozent niedrigeres Risiko für einen Herzinfarkt oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Menschen, die wenig Schokolade essen. Auch das Schlaganfallrisiko verringert sich durch erhöhten Schokolade-Konsum um 29 Prozent. Das zeigt eine Studie der Universität von Cambridge, wobei sieben Untersuchungen mit mehr als 114.000 Teilnehmern ausgewertet wurden. Die Arbeiten hatten Hinweise gegeben, dass das in Kakao enthaltene Flavonol gesundheitsförderlich sein kann. „Exzessiver Konsum wird wahrscheinlich zu einer Gewichtszunahme führen“, warnen die Forscher, was sich wiederum negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Weitere Studien sind notwendig, um den positiven Effekt des Schokoladen-Konsums zu bestätigen.
APA/British Medical Journal

Vitamin A senkt Kindersterblichkeit

Vitamin A-Präparate können nach Angaben von Experten jährlich das Leben von 600.000 Kindern retten. Ein Forscherteam der Universität in Karachi/Pakistan wertete Ergebnisse von 43 Untersuchungen zu Vitamin-A-Präparaten aus, an denen mehr als 200.000 Kinder im Alter zwischen sechs Monaten bis fünf Jahren beteiligt waren. Ergebnis: In Entwicklungs- und Schwellenländern senken Vitamin A-Ergänzungsmittel die Kindersterblichkeit um 24 Prozent. Schätzungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) zufolge könnten weltweit 190 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Vitamin A-Mangel leiden, der zu Nachtblindheit, Wachstumsstörungen oder Blutarmut führen kann und anfälliger für Infektionen wie Durchfall und Masern macht. Die Forscher fordern daher eine schnelle Versorgung der Betroffenen mit Vitamin A.
APA/British Medical Journal

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2011