neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.02.2011 | Medizin


Berufs­tä­tige Müt­ter haben dickere Kinder

Der BMI eines Kin­des hängt unmit­tel­bar mit der Anzahl der Arbeits­jahre der Mut­ter zusam­men. Bewe­gung und Kon­sum spie­len dabei keine Rolle. Die Exper­ten der Cor­nell-Uni­ver­sity, Ame­ri­can Uni­ver­sity und der Uni­ver­sity of Chi­cago (USA) ver­mu­ten, dass arbei­tende Müt­ter kaum Zeit zum Ein­kau­fen und Kochen haben. Die Folge: Die Kin­der essen oft aus­wärts und meist vor­ge­fer­tigte Mahl­zei­ten.
APA/​Child Development

Influ­enza: neuer Impfstoff

Ein von bri­ti­schen For­schern ent­wi­ckel­ter neuer Grippe-Impf­stoff könnte gegen alle bekann­ten Influ­enza-Stämme wir­ken. Der Impf­stoff greift zwei Pro­te­ine im Inne­ren des Virus an, die sich bei ver­schie­de­nen Grippe-Erre­gern glei­chen und sel­ten mutie­ren. Bis­he­rige Impf­stoffe rich­ten sich gegen Pro­te­ine auf der äuße­ren Hülle des Virus; die neue Methode för­dert die Pro­duk­tion der T‑Zellen.
APA/​The Guardian

Anti-Stress-Trai­ning senkt Infarktrisiko

Anti-Stress-Trai­ning senkt nach einer aku­ten Herz­krank­heit die Rate für einen neu­er­li­chen Infarkt um 41 Pro­zent. Die­je­ni­gen Per­so­nen, die im Rah­men einer schwe­di­schen Stu­die nach einem Herz­in­farkt zusätz­lich ein Anti-Stress-Trai­nings­pro­gramm mit 20 je zwei­stün­di­gen Lek­tio­nen erhiel­ten, zeig­ten bes­sere Ergeb­nisse als die­je­ni­gen ohne Trai­ning.
APA

Neue Par­kin­son-Gene entdeckt

For­scher der ETH Lau­sanne haben fünf neue Par­kin­son-rele­vante Gene ent­deckt. Die For­scher kon­zen­trier­ten sich auf eine Gen-Ver­än­de­rung, die dazu führt, dass Eiweiß LRRK2 im Gehirn hyper­ak­tiv wird. Die­ses Eiweiß bewirkt bestimmte che­mi­sche Ver­än­de­run­gen, wodurch es zu einem mög­li­chen Ziel für Medi­ka­mente wer­den könnte.
APA/​Journal of Neu­ro­sci­ence

Krebs: Über­le­bens­rate gestiegen

Die rela­ti­ven Fünf-Jah­res-Über­le­bens­ra­ten sind in Öster­reich von 40 Pro­zent im Dia­gno­se­jahr 1983 auf 62 Pro­zent 2003 ange­stie­gen, wie aus den Daten der Sta­tis­tik Aus­tria bis zum Dia­gno­se­jahr 2008 her­vor­geht. Der Rück­gang der Neu­erkran­kungs­rate in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren betrug bei Män­nern und Frauen jeweils 15 Pro­zent; die Krebs­sterb­lich­keit sank bei Män­nern etwas stär­ker (minus 14 Pro­zent) als bei Frauen (minus zehn Pro­zent). Män­ner erkran­ken am häu­figs­ten an Pro­stata- (2008: 4.500 Fälle), Lun­gen- und Darm­kar­zi­no­men, Frauen an Brust- (4.570 Fälle), Darm- und Lun­gen­krebs. Pro Jahr wer­den in Öster­reich rund 19.000 Män­ner und 17.000 Frauen mit einer Krebs­dia­gnose kon­fron­tiert; 9.000 Frauen und 11.000 Män­ner ster­ben jähr­lich an Krebs.
APA


Schlaf hilft beim Lernen

Das mensch­li­che Gehirn spei­chert im Schlaf vor allem jenes Wis­sen im Lang­zeit­ge­dächt­nis, das für die Zukunft wich­tig ist. Ein Team um den Schlaf­for­scher Jan Born von der Uni­ver­si­tät Lübeck ließ 191 Stu­di­en­teil­neh­mer 40 Wort­paare aus­wen­dig ler­nen und in einem zwei­ten Expe­ri­ment die Posi­tion von Bil­dern mit Tie­ren und Gegen­stän­den ein­prä­gen. Ledig­lich ein Teil der Gruppe durfte danach schla­fen. Nur jeweils die Hälfte der Teil­neh­mer der ein­zel­nen Grup­pen wur­den im Vor­hin­ein dar­auf auf­merk­sam gemacht, dass das erwor­bene Wis­sen in zehn Stun­den abge­fragt wird. Beim Test schnit­ten die Kan­di­da­ten, die geschla­fen hat­ten, bes­ser ab, als die­je­ni­gen, die wach geblie­ben waren. Eine beson­ders gute Gedächt­nis­leis­tung erbrach­ten aber nur die­je­ni­gen, die sowohl geschla­fen als auch vom Test gewusst hat­ten. Born dazu: „Dar­aus schlie­ßen wir, dass das Gehirn für die Selek­tion zwi­schen wich­ti­gem und unwich­ti­gem Wis­sen einen Mar­ker braucht. Das kann die bewusste Kon­zen­tra­tion auf das neu erwor­bene Wis­sen sein, aber auch eine emo­tio­nale Situa­tion, etwa beson­de­res Inter­esse am Thema.” Jetzt soll geklärt wer­den, wel­che Hirn­struk­tu­ren für die­sen Effekt ver­ant­wort­lich sind.
APA/​Journal of Neu­ro­sci­ence

Pan­dem­rix® ver­ur­sacht Narkolepsie

Bei Kin­dern und Jugend­li­chen zwi­schen vier und 19 Jah­ren erhöht sich nach einer Imp­fung gegen den A(H1N1)-Virus mit Pan­dem­rix® das Risiko, an Nar­ko­lep­sie zu erkran­ken, um das Neun­fa­che. Diese Tat­sa­che ermit­telte das fin­ni­sche Gesund­heits­in­sti­tut THL auf­grund von Beob­ach­tun­gen aus den Jah­ren 2009 und 2010. Im Rah­men einer lan­des­wei­ten Impf­kam­pa­gne wur­den 2009 ins­ge­samt 90 Mil­lio­nen Men­schen in ins­ge­samt 19 Län­dern damit geimpft. Nur in Finn­land und Schwe­den wurde dar­auf­hin ein unge­wöhn­li­cher Anstieg von Nar­ko­lep­sie-Fäl­len ver­zeich­net. Die Wis­sen­schaf­ter des fin­ni­schen Gesund­heits­in­sti­tu­tes ver­mu­ten, dass der Impf­stoff in Ver­bin­dung mit „eini­gen wei­te­ren Fak­to­ren“ zum Aus­bruch der Krank­heit führt. Bis zum Abschluss­be­richt im August seien wei­tere Unter­su­chun­gen – unter ande­rem zu den Begleit-Fak­to­ren – not­wen­dig. In Öster­reich wurde der Impf­stoff wäh­rend der Schwei­negrippe-Pan­de­mie nicht für die Impf­kam­pa­gne ver­wen­det.
APA


Cho­lera: Imp­fung wirkt nach Ausbruch

Zwei Stu­dien von For­schern des Inter­na­tio­na­len Impf­stoff­in­sti­tuts bestä­ti­gen, dass eine Cho­lera-Imp­fung auch nach dem Aus­bruch der Erkran­kung wirk­sam ist. Eine Unter­su­chung der Bevöl­ke­rung in Hanoi (Viet­nam), einem dama­li­gen Cho­lera-Gebiet, vor drei Jah­ren zeigte eine Schutz­wir­kung der Schluck­imp­fung von fast 76 Pro­zent. In der zwei­ten Stu­die wer­te­ten die For­scher Daten von jüngs­ten Cho­lera-Aus­brü­chen welt­weit aus. In einem Zeit­raum von zehn bis 33 Wochen nach dem ers­ten Aus­bruchs­be­richt gehen die Wis­sen­schaf­ter von einer Durch­imp­fungs­rate von 50 Pro­zent und 70 Pro­zent aus. Laut den Exper­ten könn­ten selbst späte Imp­fun­gen eine „sub­stan­zi­elle Zahl von Fäl­len und Toten“ ver­hin­dern.
APA/​PLoS Negle­c­ted Tro­pi­cal Dise­a­ses

Toxin PVL: Aus­lö­ser für Pneumonie

Das Toxin PVL (Pan­ton Valen­tine Leu­ko­ci­din) ist die Ursa­che für schwere Lun­gen­ent­zün­dun­gen, die durch ambu­lant erwor­bene mul­ti­re­sis­tente Bak­te­rien aus­ge­löst wer­den. Eine For­schungs­gruppe um Sil­via Knapp von der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien fand her­aus, dass PVL nicht nur zum raschen Zell­tod von neu­tro­phi­len Gra­nu­lo­zy­ten führt, son­dern zusätz­lich Makro­pha­gen an Alveo­len akti­vie­ren kann. Diese Zel­len bauen nor­ma­ler­weise totes Mate­rial bezie­hungs­weise Fremd­par­ti­kel in der Lunge ab; bei der Akti­vie­rung durch PVL wird dadurch aber eine aus­ge­prägte Ent­zün­dung der Lunge aus­ge­löst. Das Toxin PVL spielt vor allem bei CA-MRSA-Stäm­men (com­mu­nity-acqui­red Methi­cil­lin-resistant Sta­phy­lo­coc­cus aureus) eine Rolle. Die Auf­klä­rung die­ser Mecha­nis­men könnte in Zukunft zu ursäch­lich wirk­sa­men The­ra­pie füh­ren.
APA/​Journal of Immu­no­logy

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 4 /​25.02.2011