neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

15.08.2011 | Medizin


Gen­de­fekt: Ursa­che für Infertilität

Ein Defekt am Gen DEFB126, der bei jedem fünf­ten Mann vor­kommt, könnte die Ursa­che für ver­min­derte Frucht­bar­keit bei Män­nern sein. Die Gen­va­ri­ante führt zu einer ver­än­der­ten Form des Pro­te­ins „Beta-Defen­sin“, das in den Neben­ho­den gebil­det und sich wäh­rend der Rei­fung der Sper­mien an deren Ober­flä­che bin­det. Außer­dem ist die Zeu­gungs­wahr­schein­lich­keit bei den Betrof­fe­nen deut­lich gerin­ger.
APA/​Science Trans­la­tio­nal Medi­cine

AKH Linz ent­wi­ckelt neuen HIV-Gentest

Medi­zi­ner am Lin­zer AKH haben einen Gen-Test ent­wi­ckelt, mit Hilfe des­sen die Wirk­sam­keit des neuen Medi­ka­ments, ein CCR5-Blo­cker, inner­halb weni­ger Tage geprüft wer­den kann. Diese Sub­stanz blo­ckiert den CCR5-Rezep­tor an der Ober­flä­che. Der neue Test zeigt an, ob der Pati­ent mit dem R5-HI-Virus infi­ziert ist und somit der Blo­cker wirkt.
APA

Ältere Len­ker: für Kin­der sicherer

Wenn Kin­der im Auto der Groß­el­tern mit­fah­ren, ist die Ver­let­zungs­wahr­schein­lich­keit um ein Drit­tel gerin­ger als wenn sie im Auto der Eltern mit­fah­ren. Bezieht man noch das Nicht­be­nut­zen von Kin­der­sit­zen mit ein, ist das Risiko sogar um die Hälfte ver­rin­gert. Die Wis­sen­schaf­ter ver­mu­ten, dass Groß­el­tern mög­li­cher­weise ent­spann­ter seien, weil es sich bei den Fahr­ten um etwas Beson­de­res handle.
APA/​Pediatrics


Inns­bruck: erst­mals neu­ar­ti­ges Hörimplantat

An der Uni­ver­si­täts­kli­nik Inns­bruck ist einer 21-jäh­ri­gen Frau, die an einer ange­bo­re­nen Hör­schwä­che lei­det, welt­weit erst­mals ein soge­nann­tes Kno­chen­lei­tungs­im­plan­tat ein­ge­setzt wor­den. Bei die­ser Erfin­dung wird auch die Reso­nanz des gesam­ten Schä­dels als Schall­lei­ter genutzt. Vor­aus­set­zung für den Ein­griff ist ein gewis­ses Rest­hör­ver­mö­gen. Das Implan­tat liegt kom­plett unter der Haut.
APA

Hepa­ti­tis C: neue Therapieoption

Die Pro­gnose von Hepa­ti­tis C kann durch eine Kom­bi­na­tion der Stan­dard­be­hand­lung aus pegy­lier­tem Inter­fe­ron und Riba­vi­rin mit inno­va­ti­ven The­ra­pie­op­tio­nen wie dem neuen Pro­teasein­hi­bi­tor Boce­pre­vir wei­ter ver­bes­sert wer­den“, erklärte Univ. Prof. Petra Munda von der Abtei­lung für Gas­tro­en­te­ro­lo­gie und Hepa­to­lo­gie am AKH Wien bei einem Pres­se­ge­spräch. So kann mit den bei­den neuen Pro­tease-Inhi­bi­to­ren Boce­pre­vir und Tel­a­pre­vir in Kom­bi­na­tion mit bereits ver­füg­ba­ren Stan­dard­the­ra­pien auch beim Geno­typ 1 eine Hei­lungs­rate zwi­schen 70 bis 80 Pro­zent erzielt wer­den. Boce­pre­vir wirkt ähn­lich wie moderne HIV-Prä­pa­rate: Der Wirk­stoff hemmt die NS3-Pro­tease, die das Hepa­ti­tis C‑Virus zur Ver­meh­rung benötigt.

Eiweiß-Prä­pa­rate sen­ken Blutdruck

Eine Milch- oder Soja­ei­weiß­rei­che Ernäh­rung kann sich posi­tiv auf den Blut­druck aus­wir­ken. Das zeigt eine Unter­su­chung des Epi­de­mio­lo­gen Jiang He aus New Orleans an 352 Per­so­nen, die leicht erhöh­ten Blut­druck oder eine Ver­an­la­gung dafür hat­ten. Die Betrof­fe­nen erhiel­ten jeweils acht Wochen nach­ein­an­der jeweils drei unter­schied­li­che Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel: Milch­ei­weiß, Soja­ei­weiß, Koh­len­hy­drate. Nach jeder Acht-Wochen-Peri­ode folgte eine drei­wö­chige Karenz ohne Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel. Der Blut­druck wurde regel­mä­ßig gemes­sen. Ergeb­nis: Als die Pro­ban­den Soja- oder Milch­ei­weiß zu sich nah­men, war der systo­li­sche Blut­druck nied­ri­ger als in der Zeit, in der sie Koh­len­hy­drate bekom­men hat­ten. Der dia­sto­li­sche Blut­druck ver­än­derte sich nicht. Jiang He dazu: „Die Unter­schiede beim Blut­druck sind zwar nur gering, sie könn­ten für den Ein­zel­nen aber große Bedeu­tung haben.“ Eine Lang­zeit­un­ter­su­chung müsse nun fol­gen.
APA/​Circulation

Neues Ade­no­vi­rus wech­selt zwi­schen Tier und Mensch

Ade­no­vi­ren kön­nen vom Tier auf den Men­schen wech­seln. Das beweist ein von Medi­zi­nern der Uni­ver­sity of Cali­for­nia doku­men­tier­ter Fall. 2009 waren in einem kali­for­ni­schen Pri­ma­ten­zen­trum 23 von 65 Roten Spring­af­fen am Ade­no­vi­rus TMAdV (titi mon­key ade­no­vi­rus) erkrankt; die Tiere erlit­ten Ent­zün­dun­gen der Atem­wege oder der Leber. Nur vier der infi­zier­ten Tiere über­leb­ten. Auch ein Mit­ar­bei­ter des Pri­ma­ten­zen­trums, der viel Kon­takt mit den erkrank­ten Affen gehabt hatte, erkrankte und steckte über­dies ein Fami­li­en­mit­glied an. Ade­no­vi­ren gal­ten bis­her als Art-gebun­den. „Man kann jetzt Ade­no­vi­ren auf die Liste jener Krank­heits­er­re­ger set­zen, die dazu fähig sind, zwi­schen Arten zu wech­seln“, sagt Stu­di­en­lei­ter Charles Chiu.
APA/​PLoS Patho­gens online

Pas­siv­rauch erhöht Risiko für Schwerhörigkeit

Jugend­li­che, die Pas­siv­rauch aus­ge­setzt sind, haben ein schlech­te­res Hör­ver­mö­gen als andere. Das haben For­scher um Anil K. Lai­wani vom Lan­gone Medi­cal Cen­ter in New York bei der Ana­lyse von Daten von 1.533 Jugend­li­chen im Alter von 12 bis 19 Jah­ren her­aus­ge­fun­den. Diese Jugend­li­chen hat­ten 2005 und 2006 an einer Gesund­heits­um­frage in den USA teil­ge­nom­men. Dabei muss­ten sie Aus­kunft geben, inwie­weit sie Tabak­rauch aus­ge­setzt sind und eine indi­vi­du­elle Ein­schät­zung ihres Hör­ver­mö­gens abge­ben. Wei­ters wur­den sie gründ­lich unter­sucht, ihr Blut auf Niko­tin-Rück­stände geprüft und es wurde ein Hör­test gemacht. Die For­scher schla­gen vor, das Hör­ver­mö­gen von Jugend­li­chen, die Pas­siv­rauch aus­ge­setzt sind, regel­mä­ßig zu über­prü­fen.
APA/​Archives of Oto­la­ryn­go­logy – Head and Neck Sur­gery

Pan­dem­rix®: nicht bei unter 20-Jährigen

Junge Men­schen unter 20 Jah­ren soll­ten wegen eines erhöh­ten Risi­kos für Nar­ko­lep­sie den Impf­stoff Pan­dem­rix® nicht erhal­ten. Das gab die Euro­päi­sche Arz­nei­mit­tel­be­hörde EMA nach einer umfas­sen­den Ana­lyse bekannt. In Schwe­den und Finn­land ist das Risiko für Nar­ko­lep­sie bei den mit die­sem Impf­stoff geimpf­ten Per­so­nen unter 20 Jah­ren um das Sechs- bis 13-fache gestie­gen. Pan­dem­rix® sollte daher für diese Alters­gruppe nur ange­wen­det wer­den, wenn kein ande­rer Grippe-Impf­stoff zur Ver­fü­gung stehe und ein Schutz gegen das Virus H1N1 nötig sei.
APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 15–16 /​15.08.2011