neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

15.12.2011 | Medizin


HIV: Vaginal-Gel wirkungslos

Ein Gel mit dem Wirkstoff Tenofovir, das Frauen beim Geschlechtsverkehr vor ein HIV-Infektion schützen soll, wurde nach anfänglich positiven Ergebnissen von den National Institutes of Health abgebrochen. Jüngsten Untersuchungen zufolge steckten sich rund sechs Prozent der Frauen, die das Gel benutzten, trotzdem mit HIV an. Ungeklärt ist, wieso das Gel nach anfänglichen Erfolgen so enttäuschend abschnitt.
APA

Wurminfektionen: 50 Millionen Menschen betroffen

Die meisten durch Trematoden verursachten Infektionen ereignen sich in Ost- und Südostasien. 2005 etwa waren rund 56 Millionen Menschen davon betroffen. Rund acht Millionen Menschen erlitten ernsthafte Komplikationen; 7.000 Menschen starben an den Folgen des Infekts – meist an einem Tumor der Gallenwege oder weil die Würmer ins Gehirn gelangten.
APA/Lancet Infectious Diseases

Aortenklappen-OP: Mortalität bei Frauen höher

Nach dem mechanischen Ersatz einer Aortenklappe weisen Frauen mit elf Prozent eine höhere Sterblichkeit auf als Männer mit 7,3 Prozent. Dies zeigt eine Studie der Abteilung für Herz-Thorax-Chirurgie an der Meduni Wien. Bei Männern war eine Vorschädigung der linken Herzkammer der höchste Risikofaktor, bei Frauen eine Reoperation.
APA/Journal of Cardiovascular Surgery

Lebertransplantation: Risikoanalyse entwickelt

Sechs Faktoren – wie etwa die Schwere der Erkrankung, das Alter von Empfänger und Spender sowie die Transportdauer des Spenderorgans – sind entscheidend für die Überlebenschancen nach einer Lebertransplantation. Diese Faktoren haben Forscher bei der Analyse der Daten von mehr als 37.000 Patienten, die in den USA eine Spenderleber erhalten haben, ermittelt.
APA/Annals of Surgery

Stammzellen bei Herzinsuffizienz erfolgreich

Werden Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz mit Stammzellen behandelt, verbessert sich nach vier Monaten die Pumpleistung des Herzens. Dies haben Forscher um Roberto Bolli von der Universität Louisville (US-Staat Kentucky) und Piero Anversa von der Harvard Medical School Boston (Massachusetts) festgestellt, nachdem sie bei 16 Patienten jeweils rund eine Million Stammzellen via Ballon-Katheter eingebracht hatten; sieben Patienten wurden regulär behandelt. Bei 14 der insgesamt 16 mit Stammzellen behandelten Patienten verbesserte sich die linksventrikuläre Auswurffraktion. Nach einem weiteren Jahr zeigte sich eine weitere Verbesserung der Werte. Keine Änderung hingegen wurde bei den konventionell behandelten Patienten festgestellt.
APA/The Lancet


Antibiotika-Resistenzen nehmen europaweit zu

Der Anteil der Carbapeneme-resistenten Klebsiella pneumoniae ist in Europa auf dem Vormarsch, wie eine Untersuchung des European Centers for Disease Control (ECDC) zeigt. Demzufolge sind in mehreren europäischen Mitgliedstaaten zwischen 15 und fast 50 Prozent der Klebsiella pneumoniae resistent gegen Carbapeneme. Die Zahl der resistenten Klebsiella-Bakterien hat in Europa seit 2009 rapide zugenommen; 2010 hat man diese Entwicklung auch in Österreich, Zypern, Ungarn und Italien beobachtet. Einen Rückgang gibt es in Österreich – so wie in sieben weiteren Ländern – bei Infektionen mit MRSA zu verzeichnen. Ein europaweiter Zuwachs wird hingegen bei Antibiotika-Resistenzen bei E. coli registriert.
APA


Nachweis für neuronales Netzwerk bei Föten

Bereits im Gehirn von Föten existieren neuronale Netzwerke, wie Forscher der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und muskuloskelettale Radiologie der Medizinischen Universität Wien an 16 Feten zwischen der 20. und der 36. Schwangerschaftswoche mittels funktioneller MRT erstmals nachweisen konnten. Im Gehirn jedes Menschen sind sogenannte Ruhe-Netzwerke („Resting-State-Netzwerke“) aktiv – egal, ob man arbeitet, schläft oder in Anästhesie auf dem OP-Tisch liegt. Diese Netzwerke ändern sich charakteristischer Weise im Lauf eines Lebens; ebenso auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie M. Alzheimer oder M. Parkinson.
APA

Wachkoma-Patienten reagieren auf Umwelt

Mittels EEG testeten Forscher vom Gehirnzentrum der kanadischen Universität in Western Ontario insgesamt 16 Wachkoma-Patienten und zwölf gesunde Menschen. Nach der Aufforderung, sich vorzustellen, beispielsweise die rechte Hand oder die Zehen zu bewegen, zeigten drei der 16 Patienten genaue und andauernde EEG-Zeichen. Obwohl sie sich nicht bewegten, stimmten ihre Gehirnströme mit denen der Kontrollpersonen überein. Laut den Studienautoren könnte das EEG, wenn es weiter entwickelt würde, über einfache „Ja, Nein“-Fragen hinaus zur Kommunikation genutzt werden.
APA/The Lancet

Gen für Gedächtnisleistung identifiziert

Das Gen CTNNBL1 korreliert hochsignifikant mit der Gedächtnisleistung. Die Wissenschafter um Andreas Papassotiropoulos und Dominique de Quervain von der Universität Basel untersuchten an mehr als 1.000 Schweizern knapp zwei Millionen Stellen im Erbgut. Weiters wurden die Probanden einem Gedächtnistest unterzogen, bei dem ihnen 30 Wörter vorgelegt wurden, von denen sie sich möglichst viele merken sollten. Darüber hinaus konnten die Forscher mit bildgebenden Verfahren nachweisen, dass das Gen tatsächlich die Aktivität in denjenigen Regionen des Gehirns steuert, die für das Gedächtnis wichtig sind. Nun soll in weiteren Studien erforscht werden, wie genau das Gen seine Rolle in der Informationsspeicherung ausübt.
APA/Molecular Psychiatry

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2011