neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.05.2011 | Medizin


MCI: am Vormittag gefährlicher

Ein Myokardinfarkt am Morgen ist gefährlicher als eine Attacke am Nachmittag. Der Vergleich der Daten von mehr als 800 Patienten einer spanischen Klinik in Madrid aus den Jahren 2003 bis 2009 zeigt, dass ein Infarkt am Vormittag um 21 Prozent stärker ist als am Nachmittag. Damit werden andere Untersuchungen bestätigt, wonach die „innere Uhr“ das Herz beeinflusst.
APA/Heart

MS: neue orale Therapie

Erstmals steht zur Behandlung der schubförmig verlaufenden Multiplen Sklerose eine orale Therapie zur Verfügung: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat Fingolimod kürzlich zugelassen; es wird einmal täglich verabreicht. Fingolimod fängt aktiv die aktivierten Lymphozyten in den Lymphknoten; diese können nicht ins Gehirn wandern und dort Entzündungen auslösen.
APA

Neues implantierbares Hörgerät

Das neue Mittelohrimplantat Direct Acoustic Cochlear Simulator (DACS) kommt für diejenigen 500.000 Personen in Frage, die für ein normales Hörgerät zu schlecht, für ein Cochlea-Implantat zu gut hören. Es kann auch Menschen helfen, die unter einer Schallleitungsstörung im Mittelohr und unter Schwerhörigkeit im Innenohr leiden. In Hannover haben bereits 13 Patienten das neue DACS erhalten.
APA

Teilschlaf bei Ratten entdeckt

Experten haben bei Ratten eine Art Teilschlaf einiger Nervenzellen im Gehirn entdeckt. Dazu haben die Forscher der US-Universität Wisconsin bei Ratten die Signale der Neuronen gemessen. Als die Nager müde wurden, waren von den 20 beobachteten Neuronen 18 wach; zwei Neuronen fielen in einen Kurzschlaf. Das EEG signalisierte trotzdem einen Wachzustand.
APA/Nature

Depressionen durch Computerspiele

Regelmäßiges nächtliches Computer spielen erhöht das Risiko für Depressionen. Das zeigt eine Untersuchung von Forschern der Universität Basel an rund 650 Spielern des Online-Rollenspiels „World of Warcraft”, das bekannt ist für sein hohes Suchtpotenzial. Die befragten Spieler waren zwischen 13 und 30 Jahre alt und überwiegend männlich. Sie spielten durchschnittlich 22 Stunden pro Woche; jeder vierte spielte an fünf bis sieben Tagen pro Woche zwischen 22.00 und 6.00 Uhr. Die Nachtspieler wiesen deutlich mehr depressive Symptome auf als diejenigen, die weniger häufig in der Nacht spielten. Die Tageszeit des Spielens war sogar wichtiger für das Depressionsrisiko als die gesamte Spieldauer in Stunden pro Woche. Forscher vermuten, dass das nächtliche Spielen den Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander bringt, woraus eine erhöhte Müdigkeit am Tag resultiert. Möglich ist auch, dass die Depression der Auslöser für das nächtliche Spielen ist.
APA/Personality and Individual Differences

Lepra durch Gürteltiere

Menschen können sich bei Gürteltieren mit Lepra anstecken. Das hat ein internationales Forscherteam aus den USA und der Schweiz durch eine DNA-Analyse nachgewiesen. Die Forscher untersuchten die Bakterien bei 50 Patienten und 33 wild lebenden Gürteltieren im Süden der USA. 28 Patienten hatten sich bei Reisen nach Europa, Brasilien und Asien infiziert; sie trugen den genetischen Stempel von Stämmen des Lepra-Bakteriums der jeweiligen Länder. 22 Patienten hatten die USA nie verlassen: Bei ihnen wurde ein spezieller Stamm des Lepra-Erregers festgestellt, der auch bei 28 Gürteltieren nachgewiesen wurde. Die Forscher vermuten, dass die Gürteltiere wegen ihrer niedrigen Körpertemperatur von 31 Grad Celsius ideale Brutkästen für die wärmeempfindlichen Lepra-Bakterien sind. Bis dato war nicht bekannt, dass Gürteltiere Träger des Lepra-Erregers Myobacterium Leprae sind. Die Studienautoren empfehlen, auf direkten Kontakt sowie das Fleisch von Gürteltieren zu verzichten.
APA/New England Journal of Medicine


Schwierige Rückkehr in den Beruf nach Krebs

Müdigkeit, weniger Selbstvertrauen, Angst vor einem Rückfall und das Gefühl, für die Krankheit auch noch bestraft zu werden – das sind die häufigsten Schwierigkeiten mit denen Menschen, die nach einer onkologischen Therapie wieder ins Berufsleben zurückkehren, zu kämpfen haben. 61 Prozent gaben an, schneller müde zu werden, 41 Prozent leiden an Schlafstörungen, 33 Prozent haben Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. Das geht aus einer Untersuchung des französischen Curie-Instituts zwischen 2005 und 2006 an 402 Krebspatienten aus dem Großraum Paris hervor. Besonders von Führungskräften werde erwartet, die gleiche Leistung wie vor der Erkrankung zu erbringen. Je besser der Wiedereinstieg vorbereitet werde, desto günstiger sei es, so Bernard Asselain vom Curie-Institut.
APA

Scheidung: Mädchen leiden mehr

Mädchen leiden stärker unter einer Scheidung der Eltern als Buben, weil sie häufig emotional stärker mit den Eltern verbunden sind. Das zeigt eine israelische Studie an 509 Menschen im Alter zwischen 17 und 25 Jahren, die entweder aus intakten oder aus Scheidungsfamilien kamen. Die Kinder geschiedener Eltern neigten eher dazu, nachzugeben, die Schule früher zu verlassen und weniger beruflichen Erfolg zu haben. Die größte Kluft bestehe jedoch in der Wahrnehmung der eigenen Bindungsfähigkeit. Besonders Mädchen stufen diese sehr gering ein. „Die Mädchen sehen ein weniger erfolgreiches Modell bei den Eltern und schließen daraus auf sich selbst: Wenn sie nicht miteinander auskommen, dann werde ich wohl in einer Bindung auch keinen Erfolg haben“, so Studienleiterin Tal Schemer-Elkajam von der Forschungsabteilung im Tel Aviver Kibbuz-Seminar. Buben hingegen schöpfen ihr Selbstwertgefühl eher aus Unabhängigkeit und einer Loslösung von den Eltern.
APA/Jediot Achronot


Süße Alkoholgetränke verleiten Jugendliche

Auf die besondere Gefahr, die süße Alkoholgetränke für Jugendliche darstellen, machte der Wiener Suchtexperte Univ. Prof. Michael Musalek neuerlich aufmerksam. Anlassfall war ein zehnjähriger steirischer Bub, der nach dem Konsum von Alkohol ins Spital eingeliefert werden musste. Musalek: „Am gefährlichsten sind hochprozentige Spirituosen in Verbindung mit süßen Getränken.“ Der Alkoholgehalt ist dem Drink nicht anzumerken; sind die Getränke darüber hinaus noch süß, wird das Durstzentrum angeregt. Laut Musalek greifen immer mehr junge Menschen immer früher zu Alkohol: „Wir haben eine drastische Vorverlegung des Alkohol-Einstiegsalters.“ Früher gab es die ersten Erfahrungen mit Alkohol mit 14 bis 16 Jahren; heute ist es durchaus zwischen elf und 13 Jahren üblich.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2011